Rabbiner Jehoschua Ahrens

Enttäuschende Wortwahl

Rabbiner Jehoschua B. Ahrens Foto: Markus Forte

Rabbiner Jehoschua Ahrens

Enttäuschende Wortwahl

Nach den irritierenden Äußerungen von Papst Franziskus muss der Dialog fortgesetzt werden

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  05.09.2021 15:58 Uhr

Mit seinen Äußerungen zur Tora hat Papst Franziskus kürzlich in einer Ansprache in Rom suggeriert, die jüdischen Gesetze seien obsolet und »schenkten kein Leben mehr«. Dafür hat ihn das israelische Oberrabbinat heftig kritisiert. Zu Recht!

Natürlich war die Wortwahl des Papstes enttäuschend und ein Fauxpas – eine Trendwende in den jüdisch-katholischen Beziehungen oder gar ein Ende des Dialogs ist es aber nicht. Der Dialog ist ein Prozess, und selbst nach 55 Jahren Nostra aetate sind längst nicht alle Punkte geklärt. Trotz eines aufrichtigen Bemühens auf christlicher Seite dauert es Jahre oder sogar Generationen, bis sich grundlegende Einstellungen ändern.

Veränderung In den vergangenen Jahrzehnten hat die katholische Kirche bei Themen wie Antisemitismus, Gottes ungebrochenem Bund, Schoa oder Judenmission enorme Entwicklungen und aus jüdischer Sicht sehr positive Veränderungen durchgemacht.

Doch die Äußerungen des Papstes zeigen, dass die Frage nach der Stellung des jüdischen Rechts in der katholischen Lehre bisher nicht grundlegend behandelt worden ist.

Die katholische Position bleibt damit inkonsequent. Viele Christen verstehen die jüdische Sicht auf die Schönheit und Wahrheit der Halacha und ihre Rolle als Form der Befreiung für uns Juden nicht. Gerade deshalb brauchen wir den Dialog mit den Kirchen umso mehr.

Die Annäherung zwischen Kirche und Judentum wird nicht alle Missverständnisse ein für alle Mal ausräumen können, und sie wird zwangsläufig zu Kontroversen und Meinungsverschiedenheiten führen. Doch durch den theologischen Dialog entsteht eine wichtige Beziehung, dank der es Raum für Begegnung, Zusammenarbeit und offene Diskussionen gibt. Jetzt ist der Moment gekommen, ihn endlich weiter voranzubringen.

Der Autor ist Mitteleuropa-Direktor des Center for Jewish-Christian Understanding and Cooperation sowie Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD).

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  04.11.2025

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  02.11.2025

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer, wie der Imam, den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025

Meinung

Die SP im moralischen Blindflug

Mit zwei widersprüchlichen Resolutionen beweist die Sozialdemokratische Partei der Schweiz einmal mehr ihre ethische Orientierungslosigkeit

von Nicole Dreyfus  27.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  27.10.2025

Meinung

Die Kälte der »Sozialreform«

Für die Haushaltslücken lässt die Bundesregierung wieder einmal die Schwächsten der Gesellschaft büßen. Jüdische Rentnerinnen und Rentner werden besonders hart getroffen

von Günter Jek  26.10.2025

Meinung

Liebe Juden, bleibt bitte zu Hause!

Immer mehr jüdische Veranstaltungen werden abgesagt – angeblich zum Schutz von Jüdinnen und Juden. So wird aus einer Einladung zur Kultur ein stiller Abgesang auf Teilhabe

von Louis Lewitan  23.10.2025

Glosse

Der Klinkenputzer der Islamisten

Jürgen Todenhöfer trifft sich in Katar mit Vertretern der Hamas zum Gespräch und verbreitet danach ihre Propaganda.

von Ralf Balke  22.10.2025