Richard Herzinger

Eine gefährliche Illusion

Richard Herzinger Foto: Matthias Giordano

Der historische Friedensschluss Israels mit den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Bahrain bedeutet nicht automatisch eine Erhöhung der Sicherheit des jüdischen Staats. Die Unterzeichnung der Abkommen vergangene Woche in Washington wurde von der Hamas – trotz erst kürzlich verkündeter Waffenruhe – noch am selben Tag mit Raketenangriffen auf israelisches Gebiet quittiert.

Mittels seiner Stellvertretertruppe in Gaza hat das iranische Regime damit klargemacht, dass es seine Absicht, Israel zu vernichten, unvermindert weiter verfolgen wird. Dabei nutzt Teheran die mit Rückendeckung Saudi-Arabiens vollzogene Annäherung der Golfstaaten an den jüdischen Staat propagandistisch, um sich in der arabischen Welt als einziger und wahrer Gralshüter der palästinensischen Sache zu profilieren.

ALLIANZ Zwar versetzt die Einigung Israels mit den VAE und Bahrain dem Iran einen Schlag. Denn die bisher unausgesprochene Allianz zwischen Jerusalem und den sunnitisch-arabischen Staaten gegen das iranische Hegemonialstreben in der Region nimmt damit sichtbare Gestalt an. Doch dass Teheran keineswegs isoliert ist, zeigt seine Beteiligung an dem Militärmanöver, das Russland derzeit gemeinsam mit China und anderen Staaten im Kaukasus durchführt.

Dass Teheran keineswegs isoliert ist, zeigt seine Beteiligung an dem Militärmanöver, das Russland derzeit gemeinsam mit China und anderen Staaten im Kaukasus durchführt.

Diese Demonstration russisch-iranischer Waffenbrüderschaft sollte allen zu denken geben, die sich seit Jahren einreden, Moskau werde sich bald von seinem Kriegsalliierten in Syrien lossagen. In Wahrheit ist das Mullah-Regime als strategischer Partner für die antiwestliche Globalpolitik des Kreml unverzichtbar.

Dass Putin aus vermeintlicher Sympathie für Israel davon abrücken könnte, ist eine gefährliche Illusion. Vielmehr trägt Russlands Komplizenschaft mit dem Iran wesentlich dazu bei, dass dieser Israels Sicherheit weiterhin massiv bedrohen kann.

Der Autor ist Publizist in Berlin. Seit Kurzem ist seine eigene Seite »Herzinger - hold these truths« online.

Tobias Kühn

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Wenn Ideologen mehr zu wissen scheinen als Expertinnen

Der Antisemitismusbekämpfer und bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Martin Hikel, ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Meinung

Alles muss ans Licht

Eine unabhängige Untersuchungskommission über die Terroranschläge des 7. Oktober ist ein Akt von Pikuach Nefesch

von Sabine Brandes  21.11.2025

Jan Feldmann

Eine Revolution namens Schabbat

Wir alle brauchen einen Schabbat. Selbst dann, wenn wir nicht religiös sind

von Jan Feldmann  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

Meinung

Die Schönwetterfreunde Israels sind zurück! 

Die Wiederaufnahme der Waffenexporte ist richtig und notwendig. Doch das ändert nichts daran, dass die Bundesregierung das Vertrauen Israels und vieler Juden vorerst verloren hat

von Sarah Cohen-Fantl  18.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Mit Martin Hikel geht einer, der Tacheles redet

Der Neuköllner Bürgermeister will nicht erneut antreten, nachdem ihm die Parteilinke die Unterstützung entzogen hat. Eine fatale Nachricht für alle, die sich gegen Islamismus und Antisemitismus im Bezirk einsetzen

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Meinung

Die Ukrainer brauchen unsere Hilfe

Die Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten in Deutschland nimmt ab. Aus einer jüdischen Perspektive bleibt es jedoch wichtig, auch weiterhin nicht von ihrer Seite abzuweichen

von Rabbinerin Rebecca Blady  16.11.2025

Meinung

Israel: Keine Demokratie ohne Pressefreiheit

Den Armeesender abschalten? Warum auch jüdische Journalisten in der Diaspora gegen den Plan von Verteidigungsminister Katz protestieren sollten

von Ayala Goldmann  14.11.2025