Michael Groys

Bezieht die Bergjuden ein!

Michael Groys Foto: privat

Michael Groys

Bezieht die Bergjuden ein!

Herkunft ist nicht unbedingt entscheidend für den Dialog, erleichtert ihn aber

von Michael Groys  01.10.2020 07:54 Uhr

Bereits in den 90er-Jahren hatte Ignatz Bubis für einen engeren Austausch zwischen der jüdischen und muslimischen Community geworben. Diesem Beispiel folgte das American Jewish Committee und etablierte im Jahr 2006 den »Turkish-Jewish Roundtable«, an dem namhafte jüdische und muslimische Politiker, Wissenschaftler und Unternehmer miteinander in Dialog traten.

2019 wurde die jüdisch-muslimische Dialogplattform »Schalom Aleikum« des Zentralrats der Juden in Deutschland ins Leben gerufen, um den Austausch zu stärken und Diskriminierung abzubauen.

Die Integration russischsprachiger Juden in die jüdischen Gemeinden hätte womöglich schneller funktioniert, wären von Anfang an mehr Juden aus der ehemaligen DDR eingebunden gewesen.

All diese Initiativen und Bemühungen sind richtig und wichtig. Jedoch sollten wir noch mehr von der jüdischen Migration aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland lernen: Die Integration russischsprachiger Juden in die jüdischen Gemeinden hätte womöglich schneller funktioniert, wären von Anfang an mehr Juden aus der ehemaligen DDR eingebunden gewesen – als ehemalige Ostbürger kannten sie sich mit der Mentalität und den allgemeinen Gepflogenheiten sowjetisch sozialisierter Juden einfach besser aus, sodass viele kulturelle Hindernisse frühzeitig hätten abgebaut werden können.

BARRIERE Auch wäre die sprachliche Barriere geringer gewesen: Viele DDR-Bürger hatten Russisch in der Schule gelernt. Heute sehe ich eine große Chance darin, orientalische Juden – vor allem Bergjuden – mehr in den jüdisch-muslimischen Dialog einzubinden und ihn proaktiv zu stützen.

Ähnlich wie Juden aus der DDR damals kennen sie sich mit den kulturellen und sogar religiösen Gepflogenheiten sowie der Vielfalt der muslimischen Gemeinschaft bestens aus. Viele sprechen fließend Türkisch, Arabisch, Farsi.

Ein besonders fruchtbares Beispiel ist der Austausch zwischen Bergjuden und der aserbaidschanischen Community. Die Kenntnis der Traditionen hilft enorm dabei, Brücken zu bauen. Herkunft ist nicht unbedingt entscheidend für den Dialog. Aber wenn sie diesen erleichtert, wäre der Sache gedient.

Der Autor ist politischer Berater in Berlin.

Meinung

Die Namen in die Welt schreien

24 junge Männer in der Gewalt der Hamas sind wahrscheinlich noch am Leben - sie können und müssen durch ein Abkommen gerettet werden

von Sabine Brandes  28.04.2025

Meinung

Die UN, der Holocaust und die Palästinenser

Bei den Vereinten Nationen wird die Erinnerung an den Holocaust mit der »Palästina-Frage« verbunden. Das ist obszön, findet unser Autor

von Jacques Abramowicz  25.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  24.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  24.04.2025

Meinung

Ich habe versagt

Damit sich ein Ereignis wie die Schoa nicht wiederholt, kommt es darauf an, wie wir erinnern. Doch wir sind offenbar dabei, genau das den Falschen zu überlassen

von Sophie Albers Ben Chamo  23.04.2025

Jom Haschoa

Zwei Minuten Stillstand?

Sollte in Deutschland in derselben Art und Weise wie in Israel an die Opfer der Schoa erinnert werden? Ein Gastbeitrag von Felix Klein

von Felix Klein  22.04.2025

Kommentar

Bezalel Smotrich, die Geiseln in Gaza und der moralische Teufelskreis

Zum Gesellschaftsvertrag in Israel gehört es, dass kein Soldat und kein Opfer von Terror zurückgelassen wird. Niemand! Niemals! Koste es, was es wolle. Was es bedeutet, dies nun in Frage zu stellen

von Daniel Neumann  22.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Volker Beck

Den Kampf gegen Antisemitismus nicht vereinnahmen

US-Präsident Trump nimmt den Antisemitismus an der Harvard University zum Anlass für einen Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit und die Rechtsgleichheit für alle

von Volker Beck  16.04.2025