Toby Axelrod

Bernie Sanders ist nicht gut genug

Toby Axelrod Foto: privat

Toby Axelrod

Bernie Sanders ist nicht gut genug

Der demokratische Kandidat könnte der erste jüdische US-Präsident werden. Aber einiges spricht gegen ihn

von Toby Axelrod  28.03.2019 10:16 Uhr

Als Bernie Sanders 2016 bei den Vorwahlen zur US-Präsidentenwahl antrat, freute ich mich, dass ein jüdischer Kandidat so gut abgeschnitten hatte. Nun steht der Senator aus Vermont wieder im Rampenlicht. Aber ich bin – von den Ergebnissen des Wahltags 2016 ernüchtert – pragmatischer als je zuvor: Ich möchte einen demokratischen Kandidaten, der Donald Trump besiegt. Und ich glaube nicht, dass Bernie das schaffen kann.

Da ist zum einen sein Alter. Obwohl er viele jüngere Wähler begeistert und ich viele 80-Jährige kenne, die sich gegen altersbedingte Klischees behaupten – selbst wenn er die Nominierung gewänne, wäre er nach seiner ersten Amtszeit 84 Jahre alt.

ISRAEL Zudem wächst, anders noch als vor drei Jahren, die Auswahl an jüngeren Konkurrenten rasant. Außerdem könnte unter Bernie Sanders die Außenpolitik zu weit nach links kippen, insbesondere angesichts einiger neuer, Israel kritisch gegenüberstehenden Demokraten im Kongress. Sanders besteht darauf, dass man den jüdischen Staat unterstützen und zugleich die israelische Politik kritisieren kann. Dem stimme ich zu. Es bleibt jedoch wichtig, Israel den Rücken zu stärken.

Unter Bernie Sanders
könnte die Außenpolitik
zu weit nach links kippen.

Zu Sanders’ Vorzügen gehört zweifellos, dass er sich nicht verbiegt, um Wähler der Mitte zu gewinnen. Andererseits ist es gerade die Mitte, die wir erreichen müssen, um die Wunden zu heilen, die die Spaltung unseres Landes hervorgerufen hat. Wenn wir etwas in der ersten Hälfte der Trumpschen Amtszeit gelernt haben, ist es: Angst und Hass lauern unter einer sehr dünnen Hülle des Anstands.

STABILITÄT Trump spielt mit den Ängsten der Menschen. Wir erleben, wie gewalttätiger Rassismus und Antisemitismus in einem zutiefst gespaltenen Amerika aufflammen. Das muss aufhören. Wir müssen einen vernünftigen, nüchternen und Stabilität garantierenden Politiker zurück ins Weiße Haus bringen.

Ob Bernie Sanders Trump besiegen kann, ist fraglich. Doch genau darauf kommt es an. Denn wir müssen vier weitere Jahre Spaltung verhindern. Das heißt auch: keine reaktionären Antworten auf reale Probleme, die fortschrittliche Lösungen erfordern.

Die Autorin ist Deutschland-Korrespondentin der Jewish Telegraphic Agency.

Meinung

»Ha’aretz«: Stimmungsmache gegen Israel

In den vergangenen Jahren hat die israelische Zeitung mehrfach Falschbehauptungen oder verzerrte Darstellungen in Umlauf gebracht hat - mit weitreichenden Folgen

von Jacques Abramowicz  30.06.2025

Meinung

Wir müssen auch im Krieg Widersprüche aushalten

Man kann die Angriffe auf Irans Atomprogramm richtig finden, ohne Israels Premier Netanjahu als Helden zu feiern oder das Leid der iranischen und palästinensischen Zivilbevölkerung zu übersehen

 27.06.2025

Meinung

Wenn Nächstenliebe zynisch wird

In einer Erklärung überzieht der Weltkirchenrat Israel mit Vorwürfen, erwähnt die Hamas aber mit keinem Wort. Eine Einseitigkeit, die zum Himmel schreit

von Tobias Kühn  26.06.2025

Meinung

Der Richtige zur richtigen Zeit

Die Geschichtsschreibung wird in 20 Jahren womöglich feststellen, dass Israels Premier Netanjahu das jüdische Volk vor einer erneuten Vernichtung gerade noch rechtzeitig bewahrt hat

von Helmut Kuhn  25.06.2025

Meinung

Mannheim: Es werden bessere Tage kommen

Wegen Sicherheitsbedenken musste die jüdische Gemeinde ihre Teilnahme an der »Meile der Religionen« absagen. Die Juden der Stadt müssen die Hoffnung aber nicht aufgeben

von Amnon Seelig  25.06.2025

Offener Brief

Sie stehen auf der falschen Seite, Herr Wermuth

Rabbiner Jehoschua Ahrens kritisiert Cédric Wermuth, Co-Präsident der Schweizer Sozialdemokraten, für seine Haltung zur Gaza-Demonstration am vergangenen Samstag in Bern

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  25.06.2025

Meinung

Iran: Was Deutschland jetzt tun muss

Nach den Luftschlägen gegen iranische Atomanlagen kann die Bundesrepublik nicht zu ihrer alten Iranpolitik zurückkehren. Sie muss Druck auf das Regime in Teheran ausüben

von Michael Spaney  25.06.2025

Meinung

Nichts als Fußball spielen!

Wie das Grümpelturnier von Maccabi Schweiz in Zürich für Ablenkung sorgt: Betrachtungen einer jüdischen Amateur-Fußballerin

von Nicole Dreyfus  24.06.2025

Meinung

Europa fehlt bei seiner Iran-Politik der Kompass

Wenn wir Israel jetzt allein lassen, riskieren wir nicht nur dessen Zukunft, sondern auch unsere eigene, meint Oliver Rolofs

von Oliver Rolofs  24.06.2025