Samuel Salzborn

BDS: Von der Kirche wird Handeln erwartet

Samuel Salzborn Foto: © TU Berlin/Alexander Rentsch

Samuel Salzborn

BDS: Von der Kirche wird Handeln erwartet

Die wirre Erklärung einiger Theologieprofessoren zeigt: Die EKD ist gefordert, will sie glaubwürdig bleiben

von Samuel Salzborn  20.06.2019 07:03 Uhr

Das Pamphlet, das eine kleine Gruppe um die Theologieprofessoren Ulrich Duchrow, Friedhelm Hengsbach, Dieter Becker, Franz Segbers und Hans G. Ulrich jüngst gegen die längst überfällige und im Einklang mit den Erkenntnissen der Antisemitismusforschung stehende Feststellung des Deutschen Bundestages, dass die BDS-Kampagne antisemitisch ist, veröffentlicht hat, ist faktisch nicht mehr als ziemlicher Unsinn: getragen von mangelhaften Kenntnissen des politischen Systems der Bundesrepublik und Israels, von moralinsauren Missdeutungen des Völkerrechts und brachialer Unkenntnis der internationalen Politik.

Und dass jedes Verständnis von Antisemitismus fehlt, überrascht bei christlichen Theologen leider nicht.

Dass jedes Verständnis von Antisemitismus fehlt, überrascht bei christlichen Theologen leider nicht.

Die Erklärung lädt aber zu etwas anderem ein: Bereits im Mai 2018 hatte sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) von israelfeindlichen Äußerungen des Heidelberger Theologen Ulrich Duchrow distanziert, der jetzt die Federführung bei dem Appell hat. Bei der EKD ist also eine Wahrnehmung dieser israelfeindlichen Flanke vorhanden.

TRADITION Da Antijudaismus und Antisemitismus in der Geschichte der Kirchen nach wie vor zu wenig erforscht sind, da auch fällige Debatten in der EKD, ob man sich nicht von der Lutherbibel verabschieden sollte, ausbleiben und angesichts der unrühmlichen Tradition der christlich geprägten deutschen Friedensbewegung, die in erster Linie gegen Amerika und Israel gerichtet war, sollte die Erklärung der Theologieprofessoren vor allem eine Konsequenz haben: Die EKD sollte sich den Beschluss des Bundestages zu eigen machen und BDS als das einstufen, was es ist: antisemitisch – und BDS damit jede Kooperation verweigern.

Es wäre ein kleiner Schritt für die EKD, aber ein großer Fortschritt für die Kirchen, um aus Lippenbekenntnissen endlich auch Handeln werden zu lassen.

Der Autor ist Gastprofessor für Antisemitismusforschung an der TU Berlin.

Kommentar

Die Menschen in Gaza brauchen schnell Hilfe

Eine Demokratie wie Israel sollte sich nicht auf schmutzige Kriegstaktiken wie die Blockade von Hilfsgütern einlassen, auch wenn es sich bei der Hamas um skrupellose, abgrundtief böse Terroristen handelt

von Nils Kottmann  08.05.2025

Kommentar

Ulrike Eifler, die Linkspartei und die Auslöschung Israels

Ein hochrangiges Mitglied der Partei delegitimiert auf X Israel. Die Linke muss sich klar davon distanzieren, wenn sie glaubwürdig für Menschenrechte eintreten will

von Andreas Büttner  08.05.2025

Kommentar

Der Ukraine-Krieg überlagert die Pluralität der Erinnerungen

Die Auffassung, dass jeder nach seiner Fasson dem Zweiten Weltkrieg gedenkt, wurde durch Russlands Einmarsch in die Ukraine zerstört. Lenin- und Roter Stern-Orden jüdischer Veteranen und Veteraninnen und ihre »hundert Gramm« in Erinnerung an die gefallenen Kameraden wirken deplatziert

von Dmitrij Belkin  08.05.2025

Kommentar

Mit aller gebotenen Härte

Ein AfD-Verbotsverfahren ist nach der Verfassungsschutz-Einschätzung der Partei als rechtsextremistisch dringlicher denn je

von Philipp Peyman Engel  07.05.2025

Meinung

Null Toleranz für Gewaltaufrufe

Ein Großereignis wie der Eurovision Song Contest darf keine Sicherheitslöcher zulassen, findet unsere Schweiz-Redakteurin Nicole Dreyfus

von Nicole Dreyfus  07.05.2025

Kommentar

Nur zweite Wahl?

Man muss den neuen Kanzler nicht mögen. Aber eine Chance geben sollte man ihm schon. Mit Heckenschützenmentalität und verantwortungsloser Lust am Zündeln haben einige Parlamentarier mutwillig den guten Ruf unseres Landes aufs Spiel gesetzt

von Michael Thaidigsmann  06.05.2025

Essay

Bitburg 1985: Plötzlich waren wieder die Juden schuld

Maram Stern über eine Zeit, als in Deutschland schon einmal versucht wurde, einen Schlussstrich zu ziehen

von Maram Stern  06.05.2025

Kommentar

Springt über euren Schatten!

Friedrich Merz ist schwer angezählt. Trotzdem sollten sich im zweiten Wahlgang alle Abgeordneten einen Ruck geben und ihn zum Kanzler wählen. Es geht um die Demokratie

von Michael Thaidigsmann  06.05.2025

Meinung

Völlig untragbar!

Die übermäßige Bevorzugung der Charedim ist eine Gefahr für Wohlstand und Wohlbefinden im jüdischen Staat

von Sabine Brandes  06.05.2025