Bini Guttmann

BDS missbraucht Gedenken

Bini Guttmann, Präsident der European Union of Jewish Students (EUJS) Foto: PR

Bini Guttmann

BDS missbraucht Gedenken

Von der Israel-Boykott-Bewegung sind vor allem junge Juden in der Diaspora betroffen

von Bini Guttmann  03.09.2020 11:44 Uhr

Kürzlich fand in Wien eine Gedenkdemonstration für die Opfer des rechtsextremen Terroranschlags in Hanau vor sechs Monaten statt. Veranstalter war die neu gegründete »Migrantifa Wien«.

Zu der Kundgebung war auch eine Vertreterin der Jüdischen österreichischen HochschülerInnen (JöH) als Rednerin eingeladen, um zu zeigen: Rechtsextreme Gewalt bedroht Migranten, Juden und andere Minderheiten gleichermaßen.

Doch statt der Terroropfer zu gedenken und ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen, versuchte die Israel-Boykott-Bewegung BDS, die Kundgebung zu missbrauchen. Im Vorfeld der Demonstration beschuldigte BDS vollkommen haltlos die JöH, rassistisch zu sein, und verglich sie gar mit der rechtsextremen türkischen Organisation »Graue Wölfe«.

Widerstand Bei der Demonstration selbst positionierte sich BDS fahnenschwenkend direkt vor der Bühne. Nachdem die Organisatoren BDS aufgefordert hatten, ihre Fahnen zu entfernen oder die Kundgebung zu verlassen, eskalierte die Situation. BDS setzte den Widerstand gegen sie mit antimuslimischem Rassismus gleich und zeigte damit wieder einmal eine perfide Taktik: Seit Jahren versucht BDS, linke Strukturen zu unterwandern, und schreckt nicht davor zurück, Gedenkveranstaltungen zu missbrauchen.

Wo BDS aktiv ist, wird Juden abgesprochen, Diskriminierung zu erleben, wird Antisemitismus belächelt, und alle, die nicht die Meinung von BDS teilen, werden zu Rassisten erklärt.

Diaspora Während der Staat Israel selbst von BDS nur am Rande betroffen ist, sind es vor allem junge Juden in der Diaspora. Sie werden Ziel des Hasses von BDS und, quer durch Westeuropa, von progressiven Bewegungen ausgeschlossen, ja, teilweise sogar körperlich attackiert.

In Wien erfährt die Bewegung aus großen Teilen der organisierten Linken entschiedene Opposition – doch das ist leider nicht selbstverständlich.

Wer – wie BDS – jüdische Organisationen mit faschistischen Organisationen vergleicht und versucht, jüdische Vertreter von antirassistischen Kundgebungen auszuschließen, ist antisemitisch.

Der Autor ist Präsident der European Union of Jewish Students (EUJS).

Stockholm

Wirtschaftsnobelpreis geht auch an jüdischen Ökonom

Joel Mokyr, Philippe Aghion und Peter Howitt werden für ihre Forschung zu nachhaltigem Wachstum geehrt

 13.10.2025

Kommentar

Kein Wunder in Bern

Bei gewaltbereiten Demonstrationen in der Schweizer Bundeshauptstadt hat sich ein Teil der Palästina-Solidarität einmal mehr selbst entlarvt: Es ging nie darum, das Leid im Gazastreifen zu beenden oder einen angeblichen Genozid zu stoppen

 12.10.2025

Malibu

Kiss-Sänger Gene Simmons bei Unfall verletzt

Der 76-Jährige soll hinter dem Steuer das Bewusstsein verloren haben

 10.10.2025

Meinung

Außen hui, innen pfui: Trumps Umgang mit den Juden

Während sich der US-Präsident um die Juden in Israel verdient macht, leidet die jüdische Gemeinschaft im eigenen Land unter seiner autoritären Innenpolitik. Das sollte bei aller Euphorie über den Gaza-Deal nicht vergessen werden

von Joshua Schultheis  09.10.2025

Literatur

Nobelpreis für Literatur geht an László Krasznahorkai

Die Literaturwelt blickt erneut gebannt nach Stockholm. Dort entscheidet man sich diesmal für einen großen Schriftsteller aus Ungarn - und bleibt einem Muster der vergangenen Jahre treu

von Steffen Trumpf  09.10.2025

Italien

»Mein Sohn will nicht mehr Levy heißen«

Wie ist es in diesen Tagen, Jude in einer europäischen Metropole zu sein? Ein Besuch bei Künstler Gabriele Levy im jüdischen Viertel von Rom

von Nina Schmedding  06.10.2025

Großbritannien

Empörung über Israels Einladung an Rechtsextremisten

Jüdische Verbände und Kommentatoren in Großbritannien sind entsetzt, dass Diasporaminister Chikli und Knesset-Sprecher Ohana ausgerechnet nach dem Anschlag von Manchester einen rechten Agitatoren hofieren

von Michael Thaidigsmann  06.10.2025

Türkei

»Zionist«: Robbie-Williams-Konzert in Istanbul am 7. Oktober abgesagt

Die Stadt verweist auf Sicherheitsbedenken – zuvor gab es online massive Proteste wegen jüdischer Familienbezüge des Musikers

 05.10.2025

7. Oktober

Ein Riss in der Schale

Wie Simchat Tora 2023 das Leben von Jüdinnen und Juden verändert hat

von Nicole Dreyfus  05.10.2025