Ayala Goldmann

»Alle auf den Boden!«

Ayala Goldmann Foto: Ayala Goldmann

Ayala Goldmann

»Alle auf den Boden!«

Unsere Redakteurin begleitete den Kanzler nach Israel. Am Flughafen Ben Gurion hieß es plötzlich: »Raketen!« Wie sie die Situation erlebte

von Ayala Goldmann  18.10.2023 11:09 Uhr

Ich kann nicht zählen, wie oft in meinem Leben ich schon auf dem Ben-Gurion-Flughafen angekommen bin, um meine Familie in Israel zu besuchen. Auf dem Rollfeld in Tel Aviv lag ich allerdings noch nie. Doch dieses Mal – als berichterstattende Journalistin beim Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz in Israel – war alles anders.

Kurz vor dem Abflug der deutschen Regierungsmaschine: Raketenalarm. »Raus aus dem Flugzeug! Alle auf den Boden!«, hieß es. Und schon lag ich auf dem Beton, der noch die Wärme eines israelischen Herbsttages abgab, an meinen Körper, der sich an den Boden schmiegte. Es war schon dunkel, und über uns knallte es ohrenbetäubend laut. Der israelische »Iron Dome« hatte zwei Raketen der Terrororganisation Hamas abgeschossen. Die meisten meiner Kollegen blieben cool – oder taten zumindest so. Ich hingegen muss zugeben: Ich habe geheult.

Nicht nur aus Angst – obwohl es keine Todesangst war. Auf den Iron Dome ist – meistens – Verlass. Nein, ich musste in diesem Moment an die Hatikwa denken, die israelische Nationalhmyne: »Ein freies Volk zu sein in unserem Lande.« Und jetzt das? Auf dem Boden liegend, in Deckung vor Geschossen von Terroristen? In diesem Land, das ein sicherer Hafen für Juden aus aller Welt sein sollte, unsere Zuflucht in der Not?

Was ist aus dem jüdischen Staat geworden, der seine Bürgerinnen und Bürger beschützen wollte, aber am 7. Oktober das schlimmste Massaker in seiner Geschichte erleben musste, mit mehr als 1400 ermordeten Menschen, darunter grausam hingemetzelte Frauen, Kinder, Babys?

Bei der Fahrt in der Kolonne von Olaf Scholz durch Tel Aviv  waren die Straßen menschenleer. Auf dem Weg nach Kairo stoppten wir am Dizengoff-Platz, meinem Lieblingsort in Tel Aviv. Ein Meer von Kerzen leuchtete an den Rändern des Platzes in Erinnerung an die Opfer. Auch Scholz hat eine Kerze angezündet. Mein Herz war schwer an diesem Abend. Schwer wie seit dem Morgen des 7. Oktober.

Ich hoffe, dass dieser schreckliche Krieg bald vorbei ist. Dass die Hamas besiegt wird. Aber auch, dass jenes Israel, das ich kannte, nicht verloren ist. Dass die Politiker, die ihre Bürger nicht beschützen konnten, Verantwortung übernehmen und Konsequenzen ziehen.
Dass es bald eine bessere Regierung in Jerusalem geben wird, die ihr Volk eint statt spaltet. Dass die  Pendeldiplomatie von Olaf Scholz, US-Präsident Joe Biden und die Bemühungen vieler anderer Politiker nicht ganz umsonst sind.

Und dass ich in nicht allzu ferner Zukunft wieder am Ben-Gurion-Flughafen landen, mich ins Empfangsterminal begeben und auf meine Familie in Israel freuen kann, ohne Angst zu haben, wieder Sirenenalarm zu hören und  mich auf den Boden werfen zu müssen.

Israel

Drei Brüder werden an einem Tag Väter - von vier Kindern

Zwillinge inklusive: Drei Brüder und ihre Partnerinnen schenken den Großeltern an einem Tag vier Enkel. Wie es zu diesem seltenen Familienglück kam

von Sara Lemel  05.12.2025

Barcelona

Guinness World Records blockiert Bewerbungen aus Israel

Die israelische NGO Matnat Chaim will im kommenden Monat 2000 Nierenspender zusammenbringen. Dieser Rekord wird nicht registriert, da er im jüdischen Staat umgesetzt werden soll

 05.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  05.12.2025

Jerusalem

Netanjahu bezeichnet Korruptionsprozess als »politisch«

»Sie sind nicht an Gerechtigkeit interessiert, sie sind daran interessiert, mich aus dem Amt zu drängen«, so der Ministerpräsident

 05.12.2025

Luftfahrt

EasyJet plant Rückkehr nach Israel

Im Frühling geht es mit zunächst drei Verbindungen zwischen europäischen Städten und dem Ben-Gurion-Flughafen los

 05.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann schwieg bislang zur scharfen Kritik. Doch jetzt reagiert die ARD-Journalistin auf die Vorwürfe

 04.12.2025

Die letzte Geisel in Gaza

»Er ging als Erster – er kommt als Letzter zurück«

Ran Gvili war ein Polizist einer Eliteeinheit, der trotz gebrochener Schulter in den Kampf zog

von Sabine Brandes  04.12.2025

Prozess

Bitte um Gnade

Premierminister Netanjahu wendet sich überraschend an Staatspräsident Herzog

von Sabine Brandes  04.12.2025

Preisvergabe

Charlotte Knobloch kritisiert Berichterstattung von Sophie von der Tann

Dass problematische Berichterstattung auch noch mit einem Preis ausgezeichnet werde, verschlage ihr die Sprache, sagt die Präsidentin der IKG München

 04.12.2025