Doron Rubin

Akademischer Austausch adé?

Doron Rubin Foto: Gregor Zielke

Jüdische Studierende fühlen sich an deutschen Universitäten bedroht. Universitäten scheinen diesem Sachverhalt zuweilen machtlos gegenüberzustehen. An der Humboldt-Universität Berlin, die bisher nicht durch übermäßige antisemitische Aktivitäten am Campus aufgefallen war, wurde vor kurzem eine akademische Diskussion abgebrochen. Die Meinungsäußerung einer Richterin am israelischen Verfassungsgericht wurde durch pro-palästinensische Anwesende dermaßen gestört, dass eine Fortsetzung der Veranstaltung nicht möglich war. Die Präsidentin nannte den Abbruch im Nachgang »beschämend«, auch »kontroverse Positionen« müssten diskutiert werden können. In den Hintergrund gerät angesichts der nachträglichen Missbilligung des Ablaufs schnell die Frage, wie die Durchführung einer universitären Veranstaltung auch unter israelischer und/oder jüdischer Beteiligung sichergestellt werden kann.

Den Universitäten – primär den jeweiligen Präsidenten – wird durch die jeweiligen Hochschulgesetze der Länder und aus weiteren Rechtsgrundlagen ein Hausrecht gewährt. Aus diesem dürfte das Recht folgen, den reibungslosen Ablauf universitärer Veranstaltungen sicherzustellen, ggf. auch unter Entfernung etwaiger Störer. Wer trotz Aufforderung durch den Hausrechtinhaber eine Veranstaltung nicht verlässt, begeht einen strafbewehrten Hausfriedensbruch. Universitäten sind traditionell ein Ort streitbarer Auseinandersetzung.

Die Unterbindung von Diskussionen, indem eine Meinung niedergeschrien wird, sendet aber ein gefährliches Signal an die Störer: Sie dürfen faktisch bestimmen, wer mit wem worüber im öffentlichen akademischen Raum diskutiert – und wer nicht gehört wird. Das Signal an die übrige Gesellschaft inklusive an Juden, sich von Störern beeinflussen zu lassen und gewisse öffentliche Diskussionen besser präventiv zu vermeiden, ist aber noch gefährlicher. Auch im universitären Raum gelten Regeln, und wir tun gut daran, deren Einhaltung – ggf. mit den Mitteln des Rechts – durchzusetzen.

Der Autor ist stellvertretender Vorsitzender des Bundes traditioneller Juden (BtJ) und Richter in Berlin. Die Meinung stellt ausschließlich seine private Meinung dar.

Meinung

Eurovision: Mobbing statt Musik

Eigentlich versteht jeder, dass Musiker nicht mit ihren Regierungen identisch sind. Wenn es um den jüdischen Staat geht, scheint diese Logik jedoch nicht zu gelten

von Sabine Brandes  07.12.2025

Zwischenruf

Die außerirdische Logik der Eurovision

Was würden wohl Aliens über die absurden Vorgänge rund um die Teilnahme des jüdischen Staates an dem Musikwettbewerb denken?

von Imanuel Marcus  07.12.2025

Meinung

Zurück ins Mittelalter?

Die israelische Regierung will die Todesstrafe wieder einführen. Das ist geschichtsvergessen und verblendet

von Sophie Albers Ben Chamo  04.12.2025

Meinung

Wagenknechts Schiffbruch

Nur etwa zwei Jahre nach seiner Gründung steht das BSW vorm endgültigen Scheitern – eine gute Nachricht! Dennoch bleibt ein übler Nachgeschmack

von Ralf Balke  04.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Die neue AfD-Jugendpartei ist kein bisschen weniger extrem

Die »Junge Alternative« wurde durch die »Generation Deutschland« abgelöst. Doch die Neuordnung der AfD-Jugendorganisation diente keineswegs ihrer Entradikalisierung

von Ruben Gerczikow  02.12.2025

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Meinung

Wir Jungen müssen die Gemeinden stärker mitgestalten

Jüdische Studierende sind vom wachsenden Antisemitismus besonders betroffen. Gleichzeitig sind junge Juden kaum in den Gemeindevertretungen repräsentiert. Das muss sich ändern

von Ron Dekel  30.11.2025

Meinung

Der Weg zum Frieden in Nahost führt über Riad

Donald Trump sieht in Saudi-Arabien zunehmend einen privilegierten Partner der USA. Die Israelis müssen gemäß dieser neuen Realität handeln, wenn sie ein Abkommen mit dem mächtigen Ölstaat schließen wollen

von Joshua Schultheis  01.12.2025 Aktualisiert