Meinung

Airbnb und der Markt für Antisemitismus

Im Dezember verkündete Airbnb, dass es nach einer Überprüfung seiner Geschäftspolitik das Westjordanland betreffende Wohnungsangebot nicht länger anbieten wolle. Foto: Getty Images / istock

Airbnb will sämtliche Angebote für temporäre Privatunterkünfte in jüdischen Siedlungen im Westjordanland von seiner Seite entfernen, »weil sie ein Kernpunkt des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern sind«, wie es in einer Stellungnahme des Unternehmens heißt. 200 Anzeigen wurden bereits gelöscht. Während die internationale Boykottbewegung (BDS) diesen Schritt feiert, werfen andere dem Unternehmen Antisemitismus vor. Unsinn, behaupten Dritte, Airbnb könne gar nicht antisemitisch sein, schließlich verbiete die Plattform in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen ihren Kunden und Teilnehmern jegliche Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung. Alle drei schießen am Ziel vorbei.

STANDARDS Legt man die Antisemitismusdefinition der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) zugrunde, ist die Entscheidung von Airbnb klar antisemitisch. Eines der Kriterien sind Doppelstandards: Israel wird für Dinge bestraft, die in anderen Ländern keine Konsequenzen nach sich ziehen. So dürfen auf Airbnb Unterkünfte in anderen völkerrechtlich umstrittenen Gebieten, etwa in Nordzypern, der Westsahara oder der Krim, weiterhin angeboten werden. Man muss jedoch nicht annehmen, dass die Verantwortlichen bei Airbnb von persönlicher Abneigung gegen Israel oder Juden angetrieben sind. Als profitorientiertes Unternehmen reagiert Airbnb auf den Markt. Und ein großer Teil der Zielgruppe ist offenbar »israelkritisch« eingestellt oder sympathisiert mit der BDS-Bewegung. Gute Kunden will man nicht verlieren.

Ein großer Teil der Zielgruppe ist
offenbar »israelkritisch« eingestellt.
Gute Kunden will man nicht verlieren.

Ähnliches gilt, wenn internationale Popstars ihre Auftritte in Israel absagen. Von eindeutigen Fällen wie Roger Waters und Konsorten abgesehen, die aus ihrem Hass auf Israel kein Hehl machen, möchten viele Künstler (beziehungsweise deren Management) wohl vor allem die Kontroverse vermeiden und nicht zum Objekt eines Shitstorms werden. Dass es einen solchen geben würde, ist der eigentliche Skandal. Die Frage, ob dieses Unternehmen oder jener Popstar antisemitisch sei, geht somit am eigentlichen Problem vorbei. Sie reagieren auf antisemitischen Druck. Und da dies anscheinend funktioniert, kann es nicht schaden, Gegendruck auszuüben – und die Dienste eines Unternehmens so lange nicht in Anspruch zu nehmen, bis es seine diskriminierende Maßnahme zurücknimmt.

way@juedische-allgemeine.de

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  02.11.2025

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer, wie der Imam, den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025

Meinung

Die SP im moralischen Blindflug

Mit zwei widersprüchlichen Resolutionen beweist die Sozialdemokratische Partei der Schweiz einmal mehr ihre ethische Orientierungslosigkeit

von Nicole Dreyfus  27.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  27.10.2025

Meinung

Die Kälte der »Sozialreform«

Für die Haushaltslücken lässt die Bundesregierung wieder einmal die Schwächsten der Gesellschaft büßen. Jüdische Rentnerinnen und Rentner werden besonders hart getroffen

von Günter Jek  26.10.2025

Meinung

Liebe Juden, bleibt bitte zu Hause!

Immer mehr jüdische Veranstaltungen werden abgesagt – angeblich zum Schutz von Jüdinnen und Juden. So wird aus einer Einladung zur Kultur ein stiller Abgesang auf Teilhabe

von Louis Lewitan  23.10.2025

Glosse

Der Klinkenputzer der Islamisten

Jürgen Todenhöfer trifft sich in Katar mit Vertretern der Hamas zum Gespräch und verbreitet danach ihre Propaganda.

von Ralf Balke  22.10.2025

Meinung

Wer stoppt die Hamas?

Die Entwaffnung und Zerschlagung der palästinensischen Terrororganisation ist und bleibt der Schlüssel zum Frieden in Nahost

von Philipp Peyman Engel  22.10.2025