Berlin

Zu neuen Grenzen

Unter dem Titel »Frontiers in Brain Research« hat die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften in Kooperation mit der Hebräischen Universität Jerusalem, dem Max-Planck-Institut und dem »Edmond und Lily Safra Center for Brain Sciences« Mittwochabend ein öffentliches Seminar veranstaltet. In dem Veranstaltungssaal am Berliner Gendarmenmarkt stellten renommierte Hirn- und Kognitionsforscher aus Israel und Deutschland in kurzen Vorträgen einem interessierten Laienpublikum Ergebnisse ihrer Arbeit vor.

Aus Israel waren Adi Mizrahi, Idan Segev und Albert Gidon zu Gast. Alle drei arbeiten am »Edmond und Lily Safra Center for Brain Sciences« (ELSC) der Hebräischen Universität. Die deutsche Seite war mit Tobias Bonhoeffer, Moritz Helmstaedter und Alexander Borst vom Max-Planck-Institut für Neurobiologie Martinsried vertreten. Die sechs Wissenschaftler arbeiten seit Langem zusammen. Bonhoeffer und Segev sind die Direktoren des »Max Planck Hebrew University Center« – eine deutsch-israelische Kooperation zwischen der Max-Planck-Gesellschaft und dem ELSC.

Computer Tobias Bonhoeffer erklärte in seinem Vortrag, wie das Gehirn Informationen speichert. Adi Mizrahi trug vor, wie auch im Gehirn von Erwachsenen neue Gehirnzellen entstehen können – etwas, das noch bis in die 80er-Jahre als unmöglich galt. Moritz Helmstaedter entwarf seine Idee einer »Landkarte des Gehirns«, also einer Abbildung der etwa 100 Milliarden Neuronen und ihrer Querverbindungen, der 100 Billionen Synapsen.

Nach einer Kaffeepause stellte Idan Segev mehrere Großprojekte vor, die das gesamte Wissen über das menschliche Gehirn zusammenfassen und mittels computerbasierter Modelle und Simulationen nachbilden soll – etwa das Human Brain Project der Europäischen Kommission, an dem auch das ELSC beteiligt ist. »Wenn wir das Gehirn im Computer simulieren können, werden wir es auch verstehen«, ist Segev überzeugt. Bisher wurde gerade einmal ein Kubikmillimeter eines Mäusegehirns vollständig im Computer reproduziert. In einigen Jahren aber werde es möglich sein, ein vollständiges menschliches Gehirn im Computer nachzubilden, so der Wissenschaftler.

Hemmung Alexander Borst veranschaulichte anhand von Experimenten, die an Fliegen durchgeführt wurden, wie das Gehirn unter anderem Bewegungen berechnet, Gesichter erkennt oder Farben und Helligkeit unter verschiedenen Lichtbedingungen abgleicht.

Albert Gidon machte zum Schluss darauf aufmerksam, dass es für die gesunde Funktionsweise eines Gehirns nicht nur notwendig ist, dass Neuronen und Synapsen aktiviert, sondern auch inhibiert (gehemmt) werden – sonst komme es zu überschießender Gehirnaktivität, wie etwa bei einem epileptischen Anfall. Um Aktionspotenziale zu hemmen, gibt es spezielle inhibitorische Synapsen.

Meinung

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Fall Samir

Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Essay

Was der Satz »Nächstes Jahr in Jerusalem« bedeutet

Eine Erklärung von Alfred Bodenheimer

von Alfred Bodenheimer  22.04.2024

Sehen!

Moses als Netflix-Hit

Das »ins­pirierende« Dokudrama ist so übertrieben, dass es unabsichtlich lustig wird

von Sophie Albers Ben Chamo  22.04.2024

Immanuel Kant

Aufklärer mit Ressentiments

Obwohl sein Antisemitismus bekannt war, hat in der jüdischen Religionsphilosophie der Moderne kein Autor mehr Wirkung entfaltet

von Christoph Schulte  21.04.2024

TV

Bärbel Schäfer moderiert neuen »Notruf«

Die Autorin hofft, dass die Sendung auch den »echten Helden ein wenig Respekt« verschaffen kann

von Jonas-Erik Schmidt  21.04.2024

KZ-Gedenkstätten-Besuche

Pflicht oder Freiwilligkeit?

Die Zeitung »Welt« hat gefragt, wie man Jugendliche an die Thematik heranführen sollte

 21.04.2024

Memoir

Überlebenskampf und Neuanfang

Von Berlin über Sibirien, Teheran und Tel Aviv nach England: Der Journalist Daniel Finkelstein erzählt die Geschichte seiner Familie

von Alexander Kluy  21.04.2024

Glosse

Der Rest der Welt

Nur nicht selbst beteiligen oder Tipps für den Mietwagen in Israel

von Ayala Goldmann  20.04.2024

Frankfurt am Main

Bildungsstätte Anne Frank zeigt Chancen und Risiken von KI

Mit einem neuen Sammelband will sich die Institution gegen Diskriminierung im digitalen Raum stellen

von Greta Hüllmann  19.04.2024