Judenhass

Zentralrat und AJC fordern Abbruch der documenta

Josef Schuster: »Dass die Schau bis zum Ende laufen kann, erscheint kaum mehr vorstellbar«

von Norbert Demuth  29.07.2022 11:23 Uhr

Auf dem oberen Bild tritt eine Frau eine hakennasige, auf dem Armeehelm mit einem Davidstern gekennzeichnete Person in den Unterleib. Foto: RIAS Hessen

Josef Schuster: »Dass die Schau bis zum Ende laufen kann, erscheint kaum mehr vorstellbar«

von Norbert Demuth  29.07.2022 11:23 Uhr

Nach dem Auftauchen weiterer antisemitischer Bilder auf der documenta sehen die Gesellschafter der Kasseler Kunstschau große Versäumnisse. Die beanstandeten Zeichnungen wollen sie vorerst nicht mehr zeigen.

Jüdische Organisationen üben derweil massive Kritik an documenta-Interimsgeschäftsführer Alexander Farenholtz und fordern zum Teil seinen Rücktritt. Das American Jewish Committee (AJC) Berlin verlangte, die documenta fifteen müsse sofort »vorzeitig beendet werden«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die documenta und Museum Fridericianum Gesellschaft betonte in Kassel: »Die Gesellschafter gehen davon aus, dass die künstlerische Leitung die diskutierten Zeichnungen bis zu einer angemessenen Kontextualisierung aus der Ausstellung nimmt.« Der Umgang mit den Zeichnungen zeige, »wie dringend notwendig die externe Expertise bei der Analyse von Werken auf antisemitische (Bild-)Sprache ist«.

Die documenta-Gesellschafter hätten erstmals am Dienstagabend über Soziale Netzwerke erfahren, »dass mit dem Faksimile der Broschüre ›Presence des Femmes‹ und den darin enthaltenen Zeichnungen des Künstlers Burhan Karkoutly mit Darstellungen israelischer Soldaten ein weiterer problematischer Gegenstand auf der documenta fifteen hinsichtlich antisemitischer Bildsprache ausliegt«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der documenta-Leitung sei dies bereits vor drei Wochen bekannt gewesen, nachdem eine Besucherin auf die Zeichnungen aufmerksam gemacht habe. »Die umgehende rechtliche Bewertung der Zeichnungen durch Externe war ein richtiger Schritt, die Frage, ob hier antisemitische Bildsprache vorliegt, wurde leider lediglich intern bewertet«, so die Gesellschafter weiter.

Die Vorgänge hätten nicht unter Verantwortung von Farenholtz stattgefunden, der - nach dem Rückzug der Generaldirektorin Sabine Schormann - seit dem 19. Juli amtiert, so die Gesellschafter. Es handele sich bei den Zeichnungen nicht um ein ausgestelltes Kunstwerk, »sondern um Archivmaterial, das auf der documenta fifteen präsentiert wird«. Aber auch hier sei »angesichts der antisemitischen Bildsprache verantwortungsvolles Kuratieren wichtig«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, zeigte sich fassungslos. »Diese documenta wird als antisemitische Kunstschau in die Geschichte eingehen«, erklärte er in Berlin. Mit Blick auf die neuen Funde umstrittener Bilder sagte Schuster: »Auch Herr Farenholtz selbst konnte oder wollte keinen Antisemitismus erkennen.« Dass die documenta wie geplant bis 25. September laufen könne, erscheine »kaum mehr vorstellbar«.

AJC-Berlin-Direktor Remko Leemhuis sagte: »Angesichts dieser jüngsten Entwicklungen und vor dem Hintergrund, dass die Verantwortlichen offensichtlich immer noch nicht begriffen haben, welchen Schaden die documentaangerichtet hat, kann es kein ›Weiter so‹ geben.« Ebenso erwarte man »endlich eine ernsthafte Entschuldigung der Verantwortlichen bei der jüdischen Community«. 

Geschichte

Derrick, der Kommissar von der Waffen-SS

Horst Tappert wurde in der Bundesrepublik als TV-Inspektor Derrick gefeiert - bis ein erhebliches Problem in seinem Lebenslauf bekannt wird

von Thomas Gehringer  13.10.2024

Fernsehen

Tränensäcke und Bling-Bling

Vor 26 Jahren endete der legendäre TV-Krimi »Derrick«

von Christof Bock  13.10.2024

Standpunkt

Das Medienversagen

Täter-Opfer-Umkehr und Ja-aber: Viele Redaktionen in Deutschland verzerren Israels Kampf um seine Existenz - mit fatalen Folgen

von Maria Ossowski  13.10.2024

Sehen!

»Ende einer Verhandlung«

Das Schauspiel des Staatstheaters Meiningen zeigt Anna Gmeyners Geschworenendrama

von Joachim Lange  13.10.2024

Aufgegabelt

Gemüsesuppe mit Kichererbsen

Rezepte und Leckeres

 12.10.2024

Analyse

Die neuen alten Grenzen der Solidarität

Erstaunt über den aktuellen Judenhass? Lesen Sie doch mal Jean Amérys 60 Jahre alte Texte

von Leeor Engländer  11.10.2024

Sachbuch

Deutschland und Israel nach dem 7. Oktober

Was ist mit den gemäßigten und liberalen Israelis seit dem 7. Oktober? Fania Oz-Salzberger geht dem in ihrem neuen Buch nach. Und streift dabei durch die Geschichte Israels bis hin zum Hamas-Überfall vor einem Jahr

von Leticia Witte  11.10.2024

Medien

Künftig weniger Folgen von »Hart aber fair«

Bei der Talkshow kehrt weiterhin keine Ruhe ein. Die ARD will die Sendung seltener ausstrahlen. Gastgeber Louis Klamroth soll stattdessen neue Formate für die Mediathek entwickeln

von Christof Bock  10.10.2024

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  10.10.2024