Konferenz

»Wir sind die Zukunft«

Studierende in Frankfurt am Main Foto: Leon Mahncke

Der erste israelische Botschafter in Deutschland, Asher Ben-Natan, wurde 1969 in die Frankfurter Goethe-Universität eingeladen, um über den Nahostkonflikt zu sprechen. Seine Rede konnte er jedoch nie halten: Von antizionistischen Aktivisten niedergebrüllt und als »Faschist« beschimpft, musste er zu seiner Sicherheit aus dem Hörsaal eskortiert werden.

»Wir setzen uns dafür ein, dass dies nie wieder geschieht«, sagte Tatiana Kvetnaya vom Verband Jüdischer Studierender Hessen (VJSH) bei der Eröffnung der zweiten Deutsch-Israelischen Studierendenkonferenz. Vor etwa 200 Teilnehmern betonte Kvetnaya, man stehe zusammen »gegen Antisemitismus, Rassismus, gegen Diskriminierung und feindselige Aggression«.

solidarität Um ein Zeichen für die Solidarität mit Israel zu setzen, kamen 2019, genau 50 Jahre nach dem geplanten Vortrag Ben-Natans, zum ersten Mal deutsche und jüdische Studierende für eine gemeinsame Konferenz nach Frankfurt. Am vergangenen Wochenende trafen sie sich für zwei Tage voller Vorträge, Workshops und Diskussionen in den Räumen der Goethe-Universität. Zu den Gruppen, die die Konferenz organisiert haben, zählen neben dem VJSH auch die »National Union of Israeli Students« (NUIS), die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD), das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (JuFo DIG) sowie der »freie zusammenschluss von student*Innenschaften« (fzs), der Dachverband der deutschen Studierendenvertretungen.

Matthias Konrad, Vorstandsmitglied beim fzs, sprach in seinem Grußwort von der Konferenz als einem »Symbol für die Freundschaft und Partnerschaft zwischen unseren beiden Ländern«. Der Vorsitzende des JuFo DIG, Constantin Ganß, nannte die deutsch-israelische Freundschaft »ein Privileg, das wir, die neue Generation, mit Leben füllen müssen«, und Hanna Veiler, Vorstandsmitglied der JSUD, sagte in ihrem Beitrag: »Veranstaltungen wie diese sind ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Antisemitismus.«

Die beiden Schirmherren der Konferenz, Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, richteten sich jeweils in einer Videobotschaft an die Teilnehmenden. Özdemir nannte die Konferenz ein »besonders wichtiges« Projekt, da gerade jungen Menschen eine entscheidende Rolle in der Gestaltung der deutsch-israelischen Beziehung zukomme. Auch Prosor beschwor die junge Generation, es sei an ihnen, »sicherzustellen, dass die Beziehungen zwischen Israel und Deutschland in den kommenden Jahren gedeihen und vertieft werden«.

resolution Der Konferenz in Frankfurt war die Verabschiedung einer gemeinsamen Resolution vorausgegangen. In dem Text, der zuerst Ende September in Jerusalem präsentiert wurde, wird unter anderem ein konsequentes Vorgehen gegen alle Formen des Antisemitismus, ein besserer Austausch zwischen Studierenden aus beiden Ländern sowie ein Ende der universitären Kooperationen zwischen Deutschland und dem Iran gefordert.

Shir Horowitz, Referentin für Sozialpolitik bei der NUIS, war für die Konferenz zusammen mit etwa 50 israelischen Studierenden – darunter auch arabische Israelis – nach Deutschland gereist. »Für mich ist es aufregend und sogar herzerwärmend, hier zu sein«, sagte sie im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen. Sie glaubt, die langfristige Vernetzung mit jungen Erwachsenen in Deutschland sei die richtige Strategie, um Israelhass und Antisemitismus etwas entgegenzusetzen. Die Einstellung, mit der sie und ihre jungen Mitstreiter aus Israel und Deutschland an diese Aufgabe herangehen, bringt sie so auf den Punkt: »Wir sind die Zukunft. Und wir können sie so viel besser machen.«

Fernsehen

»Babylon Berlin«: Neue Staffel wirft Blick auf Judenhass

Die Unterwelt fechtet einen blutigen Krieg um die Vorherrschaft in der Hauptstadt aus

von Julia Kilian  01.10.2023

TV-Kritik

Sagenhaftes Unbehagen

Im ZDF diskutierten Gregor Gysi, Deborah Feldman und Manfred Lütz über Gott und die Welt - und über Israel

von Michael Thaidigsmann  29.09.2023

Zahl der Woche

800 Quadratmeter

Fun Facts und Wissenswertes

 29.09.2023

Verriss

Toxisch

Deborah Feldmans neues Buch »Judenfetisch« strotzt vor Israelhass – verwurzelt im Antizionismus der Satmarer Sekte, in der die Autorin aufwuchs

von Daniel Killy  28.09.2023 Aktualisiert

Film

Inszenatorisches Understatement

Barbara Albert hat sich an Julia Francks Bestseller »Die Mittagsfrau« gewagt. Sie schildert – teils sperrig – ein deutsch-jüdisches Schicksal

von Jonathan Guggenberger  28.09.2023

Mark Ivanir

»Den Nazis eine reinhauen«

Ein Interview mit dem Schauspieler über seine Rolle als jüdischer Gangster in der vierten Staffel von »Babylon Berlin«

von Ayala Goldmann  28.09.2023

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 28.09.2023

Tourende Legenden

Jeff Lorber: Chemiker an den Tasten

Der Pianist und Komponist bietet nun Jazz-Funk auf deutschen Bühnen

von Imanuel Marcus  27.09.2023

Berlin

Dieser Dirigent soll heute Daniel Barenboim nachfolgen

Die »Berliner Zeitung« nannte unter Berufung auf mehrere Quellen einen Namen

 27.09.2023 Aktualisiert