Redezeit

»Wir helfen inkognito«

Efi Stenzler Foto: Mike Minehan

Redezeit

»Wir helfen inkognito«

Efi Stenzler über Rio+20, Wassermangel und die Zusammenarbeit mit Israels Nachbarländern

von Katrin Richter  09.07.2012 10:57 Uhr

Herr Stenzler, an der UN-Konferenz für Nachhaltigkeit Rio+20, die Mitte Juni stattfand, hat auch eine Delegation von KKL/JNF teilgenommen. Sind Sie mit dem Ergebnis der Tagung zufrieden?
Nein, und ich bin auch nicht zufrieden damit, was in der Welt passiert. Vor 20 Jahren, bei der ersten Konferenz in Rio de Janerio, gab es 5,5 Milliarden Menschen auf dem Globus. Jetzt haben wir 7,1 Milliarden. In 20 oder 30 Jahren werden es noch mehr sein. Die Erde wird nicht größer, und 30 Prozent sind von Desertifikation bedroht. Es gibt immer weniger sauberes Wasser, die Mittelklasse wächst. Länder wie China oder Indien wollen berechtigterweise auch dazugehören. Die Ressourcen aber nehmen stetig ab, die Situation spitzt sich zu.

Ein düsteres Bild. Was können dann solche Konferenzen überhaupt bewirken?
Nun, unser Team zum Beispiel hat Vorträge gehalten, und zwar in einem kleinen Rahmen. So konnten wir die Teilnehmer intensiv über verschiedene Themenkomplexe informieren.

Worüber haben Sie mit den Gästen gesprochen?
Über Wasser, Verwüstung, Aufforstung. Ich freue mich, dass wir unser Wissen teilen können. Ich bin, was das Ergebnis der ganzen Konferenz betrifft, nicht zufrieden. Trotzdem bin ich froh, dass es diesen Austausch mit so vielen Staaten gibt. Das ist schon ein Fortschritt. Allerdings hat sich ein Konflikt zwischen einzelnen Ländern herauskristallisiert. Zwischen denen, die mehr Energie verbrauchen, und denen, die mehr Bäume im Regenwald fällen. Jeden Tag gibt es Rodungen, auch jetzt in diesem Augenblick. Doch die, die Wälder roden, machen das nicht für sich, sondern für andere Staaten. Darin liegt das Problem.

In diesem Jahr feiert KKL/JNF seinen 110. Geburtstag. Was kann man von der Organisation lernen?
Nun, da wir keine Ressourcen haben, müssen wir welche finden. Wir haben beispielsweise kein Wasser. Es gibt zwar zwei Seen in Israel. Davon aber ist der eine tot und der andere fast tot. Wir haben den Jordan, der zwar lang ist, aber wenig Wasser führt. Also müssen wir Lösungen finden. Und im Umgang mit Wasser hat uns das auf Platz eins in der Welt gebracht, denn 87 Prozent des Wassers wird recycelt. Wir sind das einzige Land, das mehr Bäume als je zuvor hat. In unseren Untersuchungsstationen arbeiten wir daran, herauszufinden, ob Granatäpfel auch auf salzigem Boden wachsen können. Es gibt viele Bereiche, in denen wir anderen Ländern helfen können.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit benachbarten Ländern?
Mit vielen haben wir zwar keine diplomatischen Beziehungen, aber wir helfen inkognito.

Mit dem World Chairman von KKL/JNF sprach Katrin Richter.

Mehr Informationen unter www.jnf-kkl.de

TV-Kritik

Politisierende Ermittlungen

In »Schattenmord: Unter Feinden« muss eine arabisch-stämmige Polizistin den Mord an einem jüdischen Juristen aufklären

von Marco Krefting  02.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Rache

»Trigger-Thema« für Juden

Ein Filmseminar der Jüdischen Akademie untersuchte das Thema Vergeltung als kulturelle Inszenierung

von Raquel Erdtmann  01.12.2025

Wuppertal

Schmidt-Rottluff-Gemälde bleibt in Von der Heydt-Museum

»Zwei Frauen (Frauen im Grünen)« von Karl Schmidt-Rottluff kann im Von der Heydt Museum in Wuppertal bleiben. Nach Rückgabe an die Erbin erwarb die Stadt das Bild von ihr. Vorausgegangen waren intensive Recherchen zur Herkunft

 01.12.2025

Dorset

»Shakespeare In Love« - Dramatiker Tom Stoppard gestorben

Der jüdische Oscar-Preisträger war ein Meister der intellektuellen Komödie. Er wurde 88 Jahre alt

von Patricia Bartos  01.12.2025

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 30.11.2025 Aktualisiert

Gerechtigkeit

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz 

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz Jahrzehnte nach Ende des NS-Regimes hoffen Erben der Opfer immer noch auf Rückgabe von damals geraubten Kunstwerken. Zum 1. Dezember starten Schiedsgerichte. Aber ein angekündigter Schritt fehlt noch

von Verena Schmitt-Roschmann  30.11.2025

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  29.11.2025