Antisemitismus

WDR verteidigt Kabarettistin Lisa Eckhart

Foto: dpa

Nach massiver und einhelliger Kritik an der österreichischen Kabarettistin Lisa Eckhart hat der Westdeutsche Rundfunk (WDR) die Satirikerin gegen den Vorwurf des Antisemitismus und Rassismus verteidigt: »Die Künstlerin hatte ein hochaktuelles, für Satire naheliegendes Thema gewählt und dabei Vorurteile gegenüber Juden, People of Color, Homosexuellen, Transgendern und Menschen mit Behinderungen aufgegriffen, um genau diese Vorurteile schonungslos zu entlarven«, erklärte der WDR am Dienstag in Köln der Jüdischen Allgemeinen.

Eckhart sei bereits im September 2018 in der Sendung »Mitternachtsspitzen« aufgetreten, also mitten in der »#MeToo«-Debatte, erklärte der Sender. In diesem Zusammenhang habe ihre Satire bei Publikum und Medienvertretern offensichtlich funktioniert – es habe damals keine Kritik gegeben.

https://www.youtube.com/watch?v=6h8g8-2rdV8&feature=emb_title

Eckhart steht derzeit wegen ihres Fernsehauftritts von 2018 in der WDR-Sendung »Mitternachtsspitzen« massiv in der Kritik. In dem kürzlich vom WDR auf Facebook erneut veröffentlichten Video thematisiert Eckhart politische Korrektheit, unter anderem auch gegenüber Juden. Diese habe man immer gegen den Vorwurf verteidigt, es ginge ihnen nur ums Geld, so Eckhart: »Und jetzt plötzlich kommt heraus: Denen geht’s wirklich nicht ums Geld, denen geht’s um die Weiber und deswegen brauchen sie das Geld.«

Und weiter: »Es ist ja wohl nur gut und recht, wenn wir den Juden jetzt gestatten, ein paar Frauen auszugreifen. Mit Geld ist ja nichts gutzumachen. Den Juden Reparationen zu zahlen, das ist, wie dem Mateschitz ein Red Bull auszugeben. (…) Was tun, wenn die Unantastbaren beginnen, andere anzutasten? (…) Die heilige Kuh hat BSE.«

Gegenüber der Jüdischen Allgemeinen hatte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, solche Aussagen von Eckhart als »geschmacklos und kritikwürdig« verurteilt. Sein Amtskollege und DIG-Präsident Uwe Becker forderte, dass der WDR das Video aus der Mediathek nimmt.

Darüber hinaus schlossen sich zahlreiche andere Organisationen wie die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS), das American Jewish Committee (AJC) Berlin, die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD) der Kritik an Eckhart an.

Eine Anfrage dieser Zeitung an Lisa Eckhart, ob sie sich zu den Antisemitismusvorwürfen aus großen Teilen der jüdischen Gemeinschaft äußern wolle, ließ die Künstlerin bislang unbeantwortet. epd/ppe

Comic

Es lebe der Balagan!

Die israelische Illustratorin Einat Tsarfati legt ein aufgeräumtes Buch über Chaos vor

von Tobias Prüwer  14.12.2024

Düsseldorf

»Seine Prosa ist durchdrungen vom tiefen Verständnis und empathischer Nähe«

Der Schriftsteller David Grossman wurde am Samstag mit dem Heine-Preis ausgezeichnet

 14.12.2024

Alexander Estis

»Ich bin Pessimist – aber das wird bestimmt bald besser«

Der Schriftsteller über die Folgen der Kriege in der Ukraine und Nahost, Resilienz und Schreiben als Protest

von Ayala Goldmann  12.12.2024

Kino

Film-Drama um Freud und den Lieben Gott

»Freud - Jenseits des Glaubens« ist ein kammerspielartiges Dialogdrama über eine Begegnung zwischen Sigmund Freud und dem Schriftsteller C.S. Lewis kurz vor dem Tod des berühmten Psychoanalytikers

von Christian Horn  12.12.2024

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 12. Dezember bis zum 18. Dezember

 12.12.2024

London

Hart, härter, Aaron Taylor-Johnson

Ein Marvel-Schurke zu sein, ist körperlich extrem anstrengend. Dies räumt der jüdische Darsteller nach dem »Kraven The Hunter«-Dreh ein

 11.12.2024

PEN Berlin

»Gebot der geistigen und moralischen Hygiene«

Aus Protest gegen Nahost-Resolution: Susan Neiman, Per Leo, Deborah Feldman und andere verlassen den Schriftstellerverein

 11.12.2024

Medien

»Stern«-Reporter Heidemann und die Hitler-Tagebücher

Es war einer der größten Medienskandale: 1983 präsentierte der »Stern« vermeintliche Tagebücher von Adolf Hitler. Kurz darauf stellten die Bände sich als Fälschung heraus. Ihr »Entdecker« ist nun gestorben

von Ann-Kristin Wenzel  10.12.2024

Imanuels Interpreten (2)

Milcho Leviev, der Bossa Nova und die Kommunisten

Der Pianist: »Ich wusste, dass ich Bulgarien verdammt zügig verlassen musste«

von Imanuel Marcus  10.12.2024