Sehen!

»Waltz with Bashir«

Ari Folman hat eine neue cineastische Form erfunden: den dokumentarischen Zeichentrickfilm. Diese Neuerung war eigentlich nicht beabsichtigt, sondern erfolgte aus finanzieller Not. Weil er nicht genug Geld für sein eigentliches Projekt eines Spielfilms über den Libanonkrieg 1982 zusammenbekommen hatte, beschloss der 1962 in Haifa geborene israelische Regisseur, seine Erlebnisse als Soldat in Beirut als Animation zu verfilmen. Waltz with Bashir heißt der Film, der 2009 den Golden Globe als beste fremdsprachige Produktion erhielt und für den Oscar nominiert wurde. Arte zeigt ihn am Dienstag, den 23. November, um 20.15 Uhr.

albträume Waltz with Bashir beginnt mit einem Albtraum: Ein Kriegskamerad von Folman erzählt ihm von 26 zähnefletschenden Hunden, die ihn immer wieder im Schlaf heimsuchen. In Gesprächen mit weiteren ehemaligen Soldaten beginnt der Regisseur, seine eigenen verdrängten Erlebnisse im Libanoneinsatz Stück für Stück zu rekonstruieren. Traum- und Fantasiesequenzen wechseln sich dabei ab mit erinnerten tatsächlichen Gefechten. Am Ende steht das Massaker von Sabra und Schatila, bei dem mit Israel verbündete christlich-libanesische Milizen Hunderte palästinensische Zivilisten abschlachteten. Hier geht die Animation über in Originalfilmbilder der Ermordeten und ihrer trauernden Angehörigen.

Die ursprüngliche Verlegenheitslösung des Zeichentricks erweist sich in Waltz with Bashir als Geniestreich. Dank dieses Stilmittels gelingt es Folman, neben der objektiven und der subjektiven Seite auch die Ebene des Unterbewussten zu visualisieren, in starken, stellenweise surrealistischen Bildern. Ein Lob verdient arte dafür, dass der deutsch-französische Kultursender diesen Film zu einer vernünftigen Zeit ausstrahlt und nicht, wie ARD und ZDF bei vergleichbaren Produktionen, im Nachtprogramm versteckt.

Waltz with Bashir, arte, Dienstag, 23. November 20.15 Uhr

Berlin

»Manchmal war ich einfach nur erschöpft«

Schon als Kind war Scarlett Johansson von »Jurassic Park« begeistert. Nun erfüllt sich ihr Traum, selbst Teil des Franchise zu sein – doch die Dreharbeiten waren anstrengender als gedacht

 23.06.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Reif, reifer, Reifeprüfung: Warum ich jedes Jahr Abitur mache

von Nicole Dreyfus  22.06.2025

Lesen!

Menahem Pressler

Ein Jugendbuch schildert das Jahrhundertleben des jüdischen Pianisten

von Maria Ossowski  22.06.2025

Aufgegabelt

Schoko-Babka

Rezepte und Leckeres

 22.06.2025

Literatur

Die Kunst, das Opfer und die Ministerin

In seinem Schlüsselroman nimmt Jonathan Guggenberger den Antisemitismus im Kulturbetrieb aufs Korn

von Ralf Balke  22.06.2025

Justiz

Dieter Hallervorden und Diether Dehm zeigen Kanzler Friedrich Merz wegen »Drecksarbeit«-Aussage an

Mit seiner Bemerkung zu Israels Angriff auf den Iran hat Kanzler Merz für viel Zustimmung und Ablehnung gesorgt. Nun sollte sich die Justiz damit beschäftigen, meinen einige

 20.06.2025

Medien

Enkel des »Weltbühne«-Gründers übt scharfe Kritik an Verleger Friedrich

Erst kürzlich hatte der Verleger der »Berliner Zeitung« die Zeitschrift »Weltbühne« wieder aufleben lassen. Nun erhebt der Enkel des jüdischen Gründers schwere Vorwürfe gegen ihn

 20.06.2025

TV-Tipp

Robert Lembke: Schikaniert wegen seines jüdischen Vaters

Wer war der Moderator Robert Lembke? 70 Jahre nach dem Start der legendären Quizsendung »Was bin ich?« fasziniert das Dokudrama »Robert Lembke – Wer bin ich?«. Ein Schatz in der ARD-Mediathek

von Gregor Tholl  20.06.2025

Ausstellung

Die Schocken-Show

Das Jüdische Museum Berlin ehrt den Unternehmer und Verleger Salman Schocken dank eines Stars der US-Literatur

von Sophie Albers Ben Chamo  19.06.2025