Jüdische Studien

Vier gewinnt

Julius Schoeps, leiter des Potsdamer Moses-Mendelssohn-Zentrums, fordert einen Gesamtkatalog. Foto: imago

Christina von Braun ist erleichtert. Nach Jahren des zähen Ringens wurde nun endlich von den Präsidenten der Berliner Humboldt-, der Freien und der Technischen Universität sowie der Universität Potsdam das Gründungskonzept für ein universitätsübergreifendes Zentrum für Jüdische Studien in der Region Berlin-Brandenburg beschlossen.

»Wenn’s nach mir gegangen wäre, hätten wir das schon vor Jahren eingerichtet«, sagt die Kulturwissenschaftlerin von der Humboldt-Universität. Schon früher habe man versucht, ein gemeinsames Vorlesungsverzeichnis der Jüdischen Studien aller vier Universitäten zusammenzustellen. »Es gab so viele Reibereien, dass ich selbst überrascht bin, wie schnell dieses Projekt jetzt durchgegangen ist«, sagt von Braun, die als Mitglied einer kleinen Leitungsgruppe für die weitere Ausgestaltung des Projekts verantwortlich ist.

Mit dem neuen Konzept wollen die vier Universitäten an die große Tradition jüdischer Gelehrsamkeit anknüpfen, wie sie im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in Berlin mit der »Wissenschaft des Judentums« bestand. Schon jetzt befassen sich rund 15 Professuren und etwa ebenso viele Einrichtungen, Zentren und Studiengänge in der Region mit Themenfeldern der Jüdischen Studien: An der Humboldt-Universität bietet etwa das »Kollegium Jüdische Studien« eine breit gefächerte Vernetzung von Fächern an. An der Freien Universität wird unter anderem ein BA-Studiengang Judaistik angeboten. Die Technische Universität verfügt über das international renommierte Zentrum für Antisemitismusforschung.

synergie Das Dilemma liegt bis jetzt darin, dass jedes Institut je nur für sich arbeitet. Nach dem neuen Konzept soll nun vom Hebräischkurs bis zur Antisemitismusforschung alles besser koordiniert werden, ohne dass es zu irgendwelchen Fusionen oder gar Reduktionen kommt. Das neue Zentrum für Jüdische Studien könnte etwa in das ehemalige jüdische Kinderheim Ahawa in der Auguststraße Berlin-Mitte einziehen.

»Wir müssen zuerst eine Infrastruktur schaffen und mit ein bis zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern beginnen, Förderanträge zu stellen, damit wir auch kulturelle Veranstaltungen machen können«, wünscht sich Christina von Braun. Die Anfänge des neuen jüdischen Zentrums sind also erst einmal bescheiden. Der Leiter des Moses-Mendelssohn-Zentrums in Potsdam, Julius Schoeps, sieht bereits erste Synergieeffekte: »Wir haben hier im Land eine Reihe hochinteressanter Bibliotheken, da sollte ein Gesamtkatalog her.«

Kino

Düstere Dinosaurier, frisches Starfutter

Neuer »Jurassic World«-Film mit Scarlett Johansson läuft in Deutschland an

von Ronny Thorau  01.07.2025

Berlin

Ausstellung »Die Nazis waren ja nicht einfach weg« startet

Die Aufarbeitung der NS-Zeit hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Wendungen genommen. Eine neue Ausstellung in Berlin schaut mit dem Blick junger Menschen darauf zurück

von Lukas Philippi  01.07.2025

München

Fritz-Neuland-Gedächtnispreis gegen Antisemitismus erstmals verliehen

Als Anwalt stand Fritz Neuland in der NS-Zeit anderen Juden bei. In München wird ein nach ihm benannter Preis erstmals verliehen: an Polizisten und Juristen, die sich gegen Antisemitismus einsetzen

von Barbara Just  30.06.2025

Forschung

Digitales Archiv zu jüdischen Autoren in der NS-Zeit

Das Portal umfasst den Angaben zufolge derzeit rund eine Million gespeicherte Informationen

 30.06.2025

Medien

»Ostküsten-Geldadel«: Kontroverse um Holger Friedrich

Der Verleger der »Berliner Zeitung« irritiert mit seiner Wortwahl in Bezug auf den jüdischen Weltbühne-Gründer-Enkel Nicholas Jacobsohn. Kritiker sehen darin einen antisemitischen Code

von Ralf Balke  30.06.2025

Berlin

Mehr Bundesmittel für Jüdisches Museum

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer betonte, sichtbares jüdisches Leben gehöre zur Mitte der Gesellschaft

 30.06.2025

Großbritannien

Nach Anti-Israel-Eklat bei Glastonbury: BBC gibt Fehler zu

Ein Musiker wünscht während einer BBC-Übertragung dem israelischen Militär von der Festival-Bühne aus den Tod. Die Sendung läuft weiter. Erst auf wachsenden Druck hin entschuldigt sich die BBC

 30.06.2025

Glastonbury-Festival

Anti-Israel-Parolen: Britischer Premier fordert Erklärung

Ein Musiker beim Glastonbury-Festival in England fordert die Menge dazu auf, Israels Militär den Tod zu wünschen. Der Vorfall zieht weite Kreise

 30.06.2025

Essay

Die nützlichen Idioten der Hamas

Maxim Biller und der Eklat um seinen gelöschten Text bei der »ZEIT«: Ein Gast-Kommentar von »WELT«-Herausgeber Ulf Poschardt

von Ulf Poschardt  29.06.2025