Auszeichnung

Verschämte Juden und hyperjüdische Philosemiten

Die Wetten standen schlecht, dennoch hat er das Rennen um den Man- Booker-Prize gemacht: Howard Jacobson Foto: Man Booker Prize

And the winner is … Howard Jacobson. Der britisch-jüdische Autor hat am Dienstag den Man Booker Prize, Großbritanniens renommierteste Literaturauszeichnung, für seinen Roman The Finkler Question gewonnen. Die Mehrheitsentscheidung der Jury kam überraschend. Allgemein war damit gerechnet worden, dass Tom McCarthy für seinen Roman C den Preis erhalten würde. Die Buchmacher (im wettfreudigen Großbritannien kann man auf Literaturpreise genauso wetten wie auf Fußballspiele) hatten Jacobson nur eine 1:8 Chance eingeräumt.

Der 68-jährige Jacobson erzählt in seinem jetzt preisgekrönten Roman von zwei Helden: Samuel Finkler, der jüdische Protagonist, ist ein assimilierter linksliberaler Medienmensch, der seine öffentlichkeitswirksame »Scham« über die israelische Politik demonstrativ vor sich hinträgt wie eine Monstranz. Den Gegenpart spielt Julian Treslove, ein schon fast pathologisch philosemitischer Goi, der seinem banalen Alltag qua Überidentifikation mit allem, was jüdisch ist, versucht zu entfliehen. Um diese zwei traurigen Helden herum nimmt Jacobson satirisch die neurotischen Obsessionen ins Visier, die Juden wie Gojim gleichermaßen antreiben, wenn es um tatsächlich oder auch nur vermeintlich Jüdisches geht. Wobei diese emotionalen Verwirrungen – darauf legt der Autor Wert – mit dem wirklichen Judentum nur am Rande zu tun haben. Ein Phänomen, das man nicht nur in Großbritannien beobachten kann. Wir freuen uns schon auf die deutsche Übersetzung von The Finkler Question.

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 27.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 27. November bis zum 3. Dezember

 27.11.2025

Fernsehen

Zieht Gil Ofarim ins Dschungelcamp? 

RTL kommentiert noch keine Namen - doch die Kandidaten-Gerüchte um Gil Ofarim und Simone Ballack sorgen schon jetzt für reichlich Gesprächsstoff

von Jonas-Erik Schmidt  27.11.2025

Rezension

Ein Feel-Good-Film voller kleiner Wunder

Ein Junge, der nicht laufen kann, Ärzte, die aufgeben, eine Mutter, die unbeirrt kämpft. »Mit Liebe und Chansons« erzählt mit Herz und Humor, wie Liebe jede Prognose überwindet

 27.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  27.11.2025

Kino

Echte Zumutung

Ronan Day-Lewis drehte mit seinem Vater Daniel als Hauptfigur. Ein bemühtes Regiedebüt über Gewalt und Missbrauch

von Maria Ossowski  27.11.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

Meinung

Ausmalen gegen die Realität

Kinderbücher sollten nicht dazu instrumentalisiert werden, Kinder niederschwellig zu prägen

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.11.2025

Hans-Jürgen Papier

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  26.11.2025