Auszeichnung

Verschämte Juden und hyperjüdische Philosemiten

Die Wetten standen schlecht, dennoch hat er das Rennen um den Man- Booker-Prize gemacht: Howard Jacobson Foto: Man Booker Prize

And the winner is … Howard Jacobson. Der britisch-jüdische Autor hat am Dienstag den Man Booker Prize, Großbritanniens renommierteste Literaturauszeichnung, für seinen Roman The Finkler Question gewonnen. Die Mehrheitsentscheidung der Jury kam überraschend. Allgemein war damit gerechnet worden, dass Tom McCarthy für seinen Roman C den Preis erhalten würde. Die Buchmacher (im wettfreudigen Großbritannien kann man auf Literaturpreise genauso wetten wie auf Fußballspiele) hatten Jacobson nur eine 1:8 Chance eingeräumt.

Der 68-jährige Jacobson erzählt in seinem jetzt preisgekrönten Roman von zwei Helden: Samuel Finkler, der jüdische Protagonist, ist ein assimilierter linksliberaler Medienmensch, der seine öffentlichkeitswirksame »Scham« über die israelische Politik demonstrativ vor sich hinträgt wie eine Monstranz. Den Gegenpart spielt Julian Treslove, ein schon fast pathologisch philosemitischer Goi, der seinem banalen Alltag qua Überidentifikation mit allem, was jüdisch ist, versucht zu entfliehen. Um diese zwei traurigen Helden herum nimmt Jacobson satirisch die neurotischen Obsessionen ins Visier, die Juden wie Gojim gleichermaßen antreiben, wenn es um tatsächlich oder auch nur vermeintlich Jüdisches geht. Wobei diese emotionalen Verwirrungen – darauf legt der Autor Wert – mit dem wirklichen Judentum nur am Rande zu tun haben. Ein Phänomen, das man nicht nur in Großbritannien beobachten kann. Wir freuen uns schon auf die deutsche Übersetzung von The Finkler Question.

Musik

Nach antisemitischem Eklat: Lahav Shani wird im Ruhrgebiet begeistert empfangen

Den Auftritt in Essen besuchte auch Belgiens Premier Bart De Wever

 13.09.2025

Aufgegabelt

»Schnitzel« aus dem AirFryer

Rezepte und Leckeres

 13.09.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.09.2025

Ernährung

Kein Gramm weniger, aber trotzdem gesünder

Wie eine Studie dazu beiträgt, den Erfolg einer Diät nicht nur anhand des Gewichts auf der Waage zu bewerten

von Sabine Brandes  13.09.2025

Kulturkolumne

Immer diese verflixten Zahlen

Wann war Puschkins Geburtsjahr? Und welche historischen Ereignisse können wir nicht vergessen?

von Maria Ossowski  13.09.2025

Kino

Für Hermann Göring lernte Russell Crowe Deutsch

Crowe spielt den Nazi-Verbrecher in »Nuremberg«, einem packenden Thriller über die Nürnberger Prozesse

von Manuela Imre  13.09.2025

Brüssel

»Gegen EU-Grundwerte«: Kommission verurteilt Festival

Eine Sprecherin der Europäischen Kommission hat den Boykott der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani in die Nähe von Antisemitismus gerückt und scharf verurteilt

von Michael Thaidigsmann  12.09.2025

Sachbuch

Aus dem Leben einer Rebellin

Gerhard J. Rekel hat der jüdischen Sozialaktivistin Lina Morgenstern eine lesenswerte Biografie gewidmet

von Gerhard Haase-Hindenberg  12.09.2025

TV

Auch Niederlande drohen mit ESC-Boykott, wenn Israel teilnimmt

Gastgeber Österreich hat sich bereits eindeutig für eine Teilnahme Israels ausgesprochen

 12.09.2025