Justiz

US-Gericht befasst sich mit Welfenschatz

Besucher im Kunstgewerbemuseum Berlin betrachten ein Exponat des Welfenschatzes (2017) Foto: Gregor Fischer/dpa

Das oberste US-Gericht befasst sich mit der Klage einer jüdischen Erbengemeinschaft, die Deutschland zwingen will, in der NS-Zeit unter Wert gekaufte Kunst wieder zurückzugeben.

Bei der Anhörung an diesem Montag (Ortszeit) geht es auch um die Frage, ob Deutschland nicht nachträglich eine Entschädigung für den sogenannten Welfenschatz zahlen muss, den Nazi-Deutschland einem Konsortium jüdischer Kunsthändler 1935 unter Druck abkaufte.

ZWANG Die Erben mehrerer jüdischer Kunsthändler, die in den USA leben, versuchen seit fast zehn Jahren, den Zwangsverkauf wieder rückgängig zu machen. Die Kunstgegenstände wechselten damals die Besitzer zu etwa einem Drittel jenes Preises, den das Konsortium 1929 für die Sammlung bezahlt hatte.

Historiker betonen, dass kein Verkauf jüdischen Eigentums in der NS-Zeit freiwillig zustande gekommen ist.

Im Mittelpunkt steht die Frage, ob ein ausländischer Staat in den USA wegen eines »völkerrechtswidrigen Eigentumsdelikts« verklagt werden kann. Ausländische Regierungen besitzen in den USA seit 1976 Immunität. Eine Ausnahme besteht allerdings dann, wenn es um »Enteignungen« geht, die gegen das Völkerrecht verstoßen.

KRISE Eine deutsche Expertenkommission hatte zuvor entschieden, dass der damalige Besitzerwechsel »kein Zwangsverkauf aufgrund von Verfolgung« gewesen sei. Der geringe Preis für die Sammlung spiegele lediglich die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise wider.

Vor einer unteren US-Gerichtsinstanz hatten deutsche Anwälte zuvor argumentiert, der »Welfenschatz« sei damals »historisch, künstlerisch und nationalpolitisch wertvoll« für Deutschland gewesen.

Historiker halten dem entgegen, kein Verkauf jüdischen Eigentums in der NS-Zeit sei freiwillig zustande gekommen. Der »Welfenschatz«, darunter ein mittelalterliches Kreuz, ist Teil einer Ausstellung des Bode-Museums in Berlin. kna

Netflix-Serie

Balsam für Dating-Geplagte? Serienhit mit verliebtem Rabbiner

»Nobody Wants This« sorgt derzeit für besonderen Gesprächsstoff

von Gregor Tholl  23.10.2024

Herta Müller

»Das Wort ›Märtyrer‹ verachtet das Leben schlechthin«

Die Literaturnobelpreisträgerin wurde mit dem Arik-Brauer-Publizistikpreis ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

von Herta Müller  23.10.2024

Essay

Die gestohlene Zeit

Der Krieg zerstört nicht nur Leben, sondern auch die Möglichkeit, die Zukunft zu planen, schreibt der Autor Benjamin Balint aus Jerusalem anlässlich des Feiertags Simchat Tora

von Benjamin Balint  23.10.2024

Dokumentation

»Eine Welt ohne Herta Müllers kompromisslose Literatur ist unvorstellbar«

Herta Müller ist mit dem Arik-Brauer-Publizistikpreis ausgezeichnet worden. Lesen Sie hier die Laudatio von Josef Joffe

von Josef Joffe  23.10.2024

Literatur

Leichtfüßiges von der Insel

Francesca Segals Tierärztin auf »Tuga«

von Frank Keil  21.10.2024

Berlin

Jüdisches Museum zeigt Oppenheimers »Weintraubs Syncopators«

Es ist ein Gemälde der Musiker der in der Weimarer Republik berühmten Jazzband gleichen Namens

 21.10.2024

Europa-Tournee

Lenny Kravitz gibt fünf Konzerte in Deutschland

Der Vorverkauf beginnt am Mittwoch, den 22. Oktober

 21.10.2024

Geistesgeschichte

Entwurzelte Denker

Steven Aschheim zeigt, wie jüdische Intellektuelle den Herausforderungen des 20. Jahrhunderts begegneten

von Jakob Hessing  21.10.2024

Heideroman

Wie ein Märchen von Wölfen, Hexe und Großmutter

Markus Thielemann erzählt von den Sorgen eines Schäfers

von Tobias Kühn  21.10.2024