Ruth Frenk

Unverblümt

Die niederländisch-jüdische Sängerin hat ihre Memoiren veröffentlicht – es geht auch um ihr Leben in Deutschland

von Ralf Balke  14.03.2023 18:51 Uhr

Memoiren der Sängerin Foto: PR

Die niederländisch-jüdische Sängerin hat ihre Memoiren veröffentlicht – es geht auch um ihr Leben in Deutschland

von Ralf Balke  14.03.2023 18:51 Uhr

Mit Lebenserinnerungen ist es so eine Sache. Entweder versuchen mehr oder weniger prominente Personen im gehobenen Alter, auf diese Weise an dem Bild zu feilen, das die Nachwelt eines Tages von ihnen, bitte schön, haben soll. Oder sie sind einfach nur wichtigtuerisch und sterbenslangweilig.

Dass es anders gehen und das Genre durchaus ein hohes Unterhaltungspotenzial beinhalten kann, zugleich aber auch sehr ernsthafte Themen aus einer persönlichen Perspektive aufzugreifen vermag, das beweisen die Memoiren von Ruth Frenk.

Die 1946 in Rotterdam geborene Sängerin, Gesangspädagogin und Wiederentdeckerin der in Theresienstadt entstandenen Musik schildert darin unter anderem, wie eine jüdische Kindheit und Jugend in den Niederlanden der Nachkriegszeit aussehen konnte.

FAMILIE »Da ich das Leben mit Omas, Opas, Onkeln, Cousins und Cousinen nicht kannte, habe ich es auch nie wirklich vermisst«, schreibt die Tochter zweier Schoa-Überlebender. »Ganz im Gegenteil – ich hatte nie das Bedürfnis, mich zu vermehren, Kinder zu bekommen und eine neue Familie zu gründen, ganz anders als viele jüdische Holocaust-Überlebende erster und zweiter Generation, die als Lebensziel das Etablieren einer neuen großen Familie hatten.«

Es ist genau diese im wahrsten Sinn des Wortes unverblümte Art und Weise, wie Frenk über sich und ihre Erfahrungen in den Niederlanden, Israel sowie in den Vereinigten Staaten und schließlich Deutschland reflektiert, die das Buch so lesenswert macht. Zudem dürften ihre Erfahrungen aufgrund dieser geografischen Konstellationen sowie ihrer ganz persönlichen musikalischen Interessen in der Tat einzigartig sein.

MUSIK War sie doch nicht nur hierzulande die Wegbereiterin jiddischer und israelischer Volks- sowie Kunstlieder. 1974 sollte es sie schließlich nach Konstanz verschlagen, wo Frenk seither lebt, das kulturelle Leben der Stadt mitgeprägt hat und ihre ganz eigenen Erfahrungen machte.

Denn sobald es um Antisemitismus ging, erhob sie sofort die Stimme – und dabei konnte ihr auch schon mal der »Kragen platzen«. Trotzdem bezeichnet sie sich selbst als »die Jüdin, die so gerne in Deutschland wohnt« – 100 Meter von der Schweizer Grenze entfernt.

Ruth Frenk: »Bei uns war alles ganz normal – Memoiren einer niederländisch-jüdischen Sängerin in Deutschland«. Hartung-Gorre, Konstanz 2022, 188 S., 24,80 €

Berlin

»Ein bewegender Moment«

Am Donnerstag fand in Berlin die feierliche Ordination von zwei Rabbinerinnen sowie sechs Kantorinnen und Kantoren statt. Doch auch der monatelange Streit um die liberale Rabbinatsausbildung in Deutschland lag in der Luft

von Ralf Balke  09.09.2024 Aktualisiert

Neue Potsdamer Synagoge

Am Freitag wird der erste Gottesdienst gefeiert

Nach der feierlichen Eröffnung im Juli soll nun das religiöse Leben in der Synagoge in Potsdam langsam in Gang kommen. Am Wochenende sind erste Gottesdienste geplant

 06.09.2024

IKG

»Ein großer Zusammenhalt«

Yeshaya Brysgal zieht nach einem Jahr als Jugendleiter eine positive Bilanz und plant für die Zukunft

von Leo Grudenberg  04.09.2024

Keren Hayesod

»Das wärmt mir das Herz«

Der Gesandte Rafi Heumann über seinen Abschied von Berlin, deutsche Spielplätze und treue Spender

von Christine Schmitt  04.09.2024

Porträt der Woche

Sinn ernten

Caro Laila Nissen half nach dem 7. Oktober Bauern in Kibbuzim nahe Gaza

von Lorenz Hartwig  01.09.2024

Frankfurt

Dinner mit den »Zweiflers«

Die Jüdischen Filmtage überzeugen durch ein breites Spektrum an Angeboten

von Johanna Weiß  30.08.2024

Nationalität

Keine Stimme

Ein großer Teil der jüdischen Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion hat selbst nach Jahrzehnten noch keinen deutschen Pass – und darf deshalb nicht an Wahlen teilnehmen. Wie kann das sein?

von Joshua Schultheis  29.08.2024

Potsdam

»Sie können sich auf uns verlassen«

Bundeskanzler Olaf Scholz besichtigte das neue Synagogenzentrum im Herzen der Stadt

von Christine Schmitt  28.08.2024

Ausstellung

Stolze Lebensbilder

Das Jüdische Museum München zeigt Porträts jüdischer Bürger

von Ellen Presser  27.08.2024