Medien

»Unerträgliche Posts«

Ditib-Hetze im Internet gegen Andersgläubige Foto: HR/defacto

Es ist eine Hetze, die sprachlos macht. Nach Informationen des Hessischen Rundfunks (hr) machen Gemeinden des türkischen Islamverbands Ditib im Internet massiv Stimmung gegen Juden und Christen. Auf ihren Facebook-Seiten veröffentlichten Ditib-Gemeinden türkischsprachige Zitate wie »Der kannibalische Jude kotzt den Tod in Palästina« oder »Um die Barbarei der Juden zu beschreiben, werdet ihr nicht die richtigen Worte finden können«.

In dem Beitrag des hr-Fernsehmagazins defacto heißt es zudem, dass Ditib-Gemeinden in ihren Posts auf Türkisch auch Christen mit Beleidigungen – wie Weihnachten sei »eine nach Blasphemie stinkende Tradition der Christen« oder »Freundschaft und Beziehungen zu Ungläubigen sind verboten« – attackierten.

entsetzen Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, ist entsetzt über die Zitate und fordert Konsequenzen: »Diese Posts sind in einem Land, in dem Religionsfreiheit eine große Rolle spielt, in meinen Augen unerträglich.« Schuster glaubt nicht, dass es sich bei der antisemitischen Hetze um Einzelfälle handelt. Es reiche auch nicht aus, so Schuster, dass Ditib im Nachhinein Konsequenzen ziehe. Vielmehr müsse im Vorfeld dafür Sorge getragen werden, dass es gar nicht erst zu solchen Diffamierungen kommt.

Konfrontiert mit den antisemitischen Aussagen, wiegelte der Ditib-Bundesverband laut Hessischem Rundfunk zunächst ab: »Dies sind keine offiziellen Äußerungen der Ditib, sie spiegeln weder die Haltung noch das starke Engagement der Ditib als anerkannter Dialogpartner wider.« Am Dienstag erklärte der Ditib-Vorstand: »Gleichwohl diese hetzerischen Umtriebe nicht in Kenntnis oder in Anlehnung an die Ditib-Landesverbände oder den Ditib-Bundesverband erstellt worden sind, werden entsprechende Untersuchungen stattfinden und Konsequenzen folgen.«

Volker Beck, religionspolitischer Sprecher der Grünen, hat große Zweifel, dass der Ankündigung wirklich Taten folgen werden. »Das ist alles nicht ausreichend. Die DITIB-Erklärung ist in Teilen fast wortgleich mit der Erklärung des Landesverbands Hessen aus dem Jahr 2015 bei einem ähnlichen Vorfall in Melsungen. Konsequenzen damals? Keine«, so Beck.

Türkei Die Ditib ist mit 900 Moscheegemeinden der größte deutsche Islamverband und kooperiert eng mit der Religionsbehörde Diyanet in der Türkei. Sie entsendet und bezahlt die Imame für deutsche Gemeinden.

Im Jahr 2015 wurde gegen den Islam-Verband Anzeige wegen Volksverhetzung erstattet. Damals hatte eine Ditib-Gemeinde in der hessischen Stadt Melsungen judenfeindliche Sprüche auf Türkisch ins Internet gestellt. Dort fand sich eine ausführliche Sammlung von antisemitischen Sprüchen über Juden.

Es war unter anderem zu lesen: »Die Juden predigen Gutes, aber hören nicht auf Böses zu tun«, »Die Juden sind gemein«, »Juden haben ihre eigenen Propheten umgebracht«, »Juden sind geizig« und »Juden sind schwache Kämpfer«.

Musik

»Piano Man« verlässt die Bühne: Letztes Billy-Joel-Konzert

Eine Ära geht zuende: Billy Joel spielt nach zehn Jahren vorerst das letzte Mal »Piano Man« im New Yorker Madison Square Garden. Zum Abschied kam ein Überraschungsgast.

von Benno Schwinghammer  26.07.2024

Zahl der Woche

16 Sportarten

Fun Facts und Wissenswertes

 26.07.2024

Lesen!

Ein gehörloser Junge und die Soldaten

Ilya Kaminsky wurde in Odessa geboren. In »Republik der Taubheit« erzählt er von einem Aufstand der Puppenspieler

von Katrin Diehl  25.07.2024

Ruth Weiss

»Meine Gedanken sind im Nahen Osten«

Am 26. Juli wird die Schriftstellerin und Journalistin 100 Jahre alt. Ein Gespräch über ihre Kindheit in Südafrika, Israel und den Einsatz für Frauenrechte

von Katrin Richter  25.07.2024

Streaming

In geheimer Mission gegen deutsche U-Boote

Die neue Action-Spionagekomödie von Guy Ritchie erinnert an »Inglourious Basterds«

von Patrick Heidmann  25.07.2024

Bayreuth

Das Haus in der Wahnfriedstraße

Die Debatten um Richard Wagners Judenhass gehen in eine neue Runde. Nun steht sein antisemitischer Schwiegersohn Houston Stewart Chamberlain im Fokus

von Axel Brüggemann  25.07.2024

Sehen!

»Die Ermittlung«

Der Kinofilm stellt den Aussagen der Zeugen die Ausflüchte der Angeklagten gegenüber

von Ayala Goldmann  25.07.2024

Kommentar

Der »Spiegel« schreibt am eigentlichen Thema vorbei

In seiner Berichterstattung über das Abraham-Geiger-Kolleg konstruiert das Magazin eine Konfliktlinie

von Rebecca Seidler  25.07.2024 Aktualisiert

Literatur

Dieses Buch ist miserabel. Lesen Sie dieses Buch!

Eine etwas andere Kurzrezension von Ferdinand von Schirachs Erzählband »Nachmittage«

von Philipp Peyman Engel  24.07.2024 Aktualisiert