versicherungen

Traditionsverbunden

Repräsentativ: der neue Sitz der Wertschutz-Versicherung in der Berliner Mohrenstraße Foto: Marco Limberg

»Eigentlich war es ein bloßer Zufall«, sagt Franz Rudolf Golling. »Als wir über einen gemeinsamen Kunden in Berlin das erste Mal mit der Wertschutz in Berührung kamen, hatten wir noch keine Ahnung, was sich dahinter verbergen sollte«, so der Mitinhaber des Düsseldorfer Assekuranzmaklers SchneiderGolling & Cie und Präsident der Bnai Brith in Köln. Dabei kann das Unternehmen auf eine wechselvolle Historie verweisen. Zwar erklärt sich der Name auf den ersten Blick von selbst: Werte werden geschützt – das klingt passend für eine Firma, die im Versicherungswesen aktiv ist. »Doch es handelt sich um ein Wortspiel. Denn Wertschutz ist eine Gründung des berühmten jüdischen Wertheim-Kaufhauskonzerns aus dem Jahre 1922«, erklärt Golling. Wie viele andere große deutsche Unternehmen hatte damals auch dieses eine Versicherungsvermittlung gegründet. Ihr Hauptkunde war in erster Linie der eigene Gesellschafter, sprich Wertheim. Die Provisionen verblieben so im Hause.

Makler 1932 wurde Wertschutz zusammen mit der Wertheim Grundstücks-Gesellschaft an die Victoria Feuer Versicherung AG veräußert. Der Assekuranzmakler war damit bereits ein Jahr vor der Machtübernahme Hitlers kein Eigentum des Wertheim-Konzerns mehr und daher nicht Gegenstand der Enteignungsmaßnahmen durch die Nazis. Die Victoria war all die Jahre im Besitz der Hülle Wertschutz und verkaufte 1952 diese an Christian Holler, der unter anderem den Volkswagen-Versicherungsdienst gegründet hatte und als Mitinhaber von Grandmann & Holler einer der ganz Großen im Assekuranzmaklergeschäft war. Seine Berliner Dependance trug noch den Namen Wertschutz.

Nach seinem Tode ging die Firma in den Besitz der Holler-Stiftung in München über, deren Erträge gemeinnützigen Zwecken wie den SOS-Kinderdörfern oder dem Volkswagen-Kunstmuseum zufließen. Als sich nun die Holler-Stiftung mit 15 Prozent an SchneiderGolling beteiligen sollte, stellte man bei den Verhandlungen fest, dass deren Geschäftsfelder denen der alten Wertschutz doch sehr ähnelten. Kurzum, die Firma wurde in den Deal mit eingebracht und aus dem Dornröschenschlaf zu neuem Leben erweckt. Vergangenen Donnerstag wurden in Berlin an exponierter Stelle in der Mohrenstraße die Geschäftsräume der Wertschutz feierlich eröffnet. Zielgruppe sind private und gewerbliche Kunden. »Man kann schon von einer bemerkenswerten historischen Koinzidenz sprechen, dass heute einer der neuen Miteigentümer von Wertschutz selbst jüdisch ist«, freut sich Golling. »Genau deshalb führen wir auch das Gründungsjahr 1922 mit im Logo. Wir sind stolz auf den Namen Wertheim als Stamm des Namens unseres Hauses.«

Glosse

Ein Hoch auf die Israelkritik

Der »Spiegel« hat mit dem indischen Essayisten Pankaj Mishra ein »erhellendes« Interview zum Nahostkonflikt geführt

von Michael Thaidigsmann  18.02.2025

Gaza

Erstes Lebenszeichen von David Cunio

Der 34-Jährige Israeli ist seit dem 7. Oktober 2023 Geisel der Hamas – bei der Berlinale wird an an den Schauspieler erinnert

 18.02.2025

Berlinale

Polizei ermittelt nach Antisemitismus-Skandal

Der Regisseur Jun Li hatte einen Brief des Schauspielers Erfan Shekarriz vorgelesen, der zur Vernichtung Israels aufruft

 17.02.2025 Aktualisiert

Lesen!

»Oh, ihr Menschenbrüder«

In seiner kurzen Erzählung verknüpft der französische Schriftsteller Albert Cohen die Dreyfus-Affäre mit der Schoa

von Ralf Balke  17.02.2025

Kulturkolumne

Meine Verwandten, die Trump-Wähler

Warum Hollywood endlich das Leben meiner Tanten und Onkel verfilmen muss

von Eugen El  17.02.2025

Gespräch

Andrea Sawatzki und Christian Berkel: Schweigen gefährdet Beziehungen

Andrea Sawatzki und Christian Berkel sind feste Größen in der hiesigen Film- und Fernseh-Branche - und seit über 25 Jahren ein Paar. Auch gemeinsam stehen sie vor der Kamera, etwa im neuen TV-Drama »Querschuss«

von Katharina Zeckau  17.02.2025

Berlin

Neuer Antisemitismus-Vorfall bei Berlinale

Die verbotene Terror-Parole »From the river to the sea ...« erntet sogar Beifall

 17.02.2025

Berlinale

»David und Eitan sind mit meinem Leben verankert«

Der israelische Regisseur Tom Shoval hat einen filmischen Brief an David Cunio gedreht. Ein Gespräch über Zerrissenheit, Dankbarkeit und Hoffnung

von Katrin Richter  17.02.2025

Berlinale

Dokumentarfilm »Holding Liat« blickt differenziert auf Nahost

Der Streit um Antisemitismus und den Nahost-Konflikt lässt sich aus der Berlinale nicht heraushalten. Am besten ist er in den Filmen aufgehoben, die davon erzählen - so wie die Dokumentation »Holding Liat«

von Felicitas Kleiner  17.02.2025