Smartphones

Tote Hose

Keine gute Idee: Aufbewahrungsorte in der Nähe des Schrittes sind wahre Spermienkiller. Foto: Thinkstock

Smartphones

Tote Hose

Israelische Ärzte zeigen, Handy-Strahlen beeinträchtigen die Fruchtbarkeit von Männern

von Ralf Balke  04.04.2016 17:17 Uhr

Schlechte Nachrichten für alle männlichen Smartphone-Junkies kommen derzeit aus Israel: Wer von seinem Mobiltelefon intensiv Gebrauch macht, der geht offensichtlich ein erhöhtes Risiko ein, dass sich die Konzentration seiner Spermien erheblich verringert. Schuld daran scheint die von den Geräten ausgehende elektromagnetische Strahlung zu sein, wie jetzt zwei Forscherteams vom renommierten Technion in Haifa und dem Carmel Medical Center herausgefunden haben.

Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachjournal Reproductive BioMedicine Online. »Wir haben dabei drei verschiedene Nutzungsaspekte näher unter die Lupe genommen«, erklärt Studienleiter Ariel Zilberlicht die Herangehensweise: »die Zeit, die man mit dem Smartphone in der Hand verbringt, das Sprechen während des Aufladevorgangs und die Frage des Aufbewahrungsortes.«

Über ein Jahr lang wurden 106 Probanden nach ihrem Telefonverhalten befragt und auf die Qualität ihrer Spermien getestet. Das Resultat dürfte wohl vielen die Freude am Smartphone trüben: Bei 65 Prozent der Männer, die mehr als eine Stunde am Tag telefonierten, nahm die Konzentration an Spermien bereits deutlich ab. Gerade einmal 35 Prozent wiesen keinerlei Veränderungen auf. Auffällig war in diesem Zusammenhang, dass die Werte bei Personen, die ihr Handy auch dann nutzten, während es am Ladekabel hing, noch dramatischer ausfielen.

Spermien Ein wesentlicher Faktor scheint auch die Entfernung des Geräts von den Genitalien zu sein, wenn mal gerade nicht gesprochen oder im Netz gesurft wird. Alle Aufbewahrungsorte, die weniger als 50 Zentimeter vom Schritt entfernt sind, erweisen sich als wahre Spermienkiller. Wer sein Handy also in der Hosentasche mit sich herumträgt, dessen Fertilität nimmt um fast 50 Prozent ab. Betroffene Männer haben eine derart schlechte Spermienkonzentration, wie es ansonsten nur bei elf Prozent der Gesamtpopulation der Fall ist.

Studienleiter Ariel Zilberlicht spricht deshalb eine klare Empfehlung aus. »Angesichts der Ergebnisse unserer Untersuchungen sollte jeder versuchen, seinen Handykonsum zu reduzieren und das Gerät auf jeden Fall weit weg von den Genitalien aufbewahren, etwa in der Jackentasche.« Zudem ist es sinnvoll, beim Sprechen ein Headset zu benutzen und das Telefon beim Aufladevorgang auszuschalten. Keine gute Idee sei es ebenfalls, das Mobiltelefon nachts neben das Bett zu legen.

Die Studie aus Israel sollte aufhorchen lassen. Denn in den westlichen Industriestaaten wird seit Jahren bereits eine Abnahme der Spermienkonzentration registriert, die in 40 Prozent aller Fälle die Hauptursache dafür ist, warum Paare keine Kinder bekommen können. Und im jüdischen Staat selbst klagen Samenbanken schon lange darüber, dass die Qualität der Spermien rapide abnehmen würde. »In den vergangenen zehn bis 15 Jahren sank die Konzentration von Spermien in unseren Samenproben um 37 Prozent auf durchschnittlich nur noch 67 Millionen Zellen pro Milliliter«, weiß auch Ronit Haimov-Kochman, eine Expertin vom Hadassah Hebrew University Medical Center zu berichten. Über die Ursachen kann sie nur spekulieren. »Wir vermuten Umwelteinflüsse und Stress.«

verdacht Ob Mobiltelefone schuld daran sein könnten, wird in der Fachwelt seit Jahren kontrovers diskutiert. Bereits 2004 veröffentlichten Wissenschaftler aus Ungarn eine Untersuchung auf Basis der Daten von 451 Männern, von denen 221 ihr Handy täglich nutzten. Je länger sie es angeschaltet mit sich herumtrugen, desto stärker verringerte sich die Anzahl der Spermien, lautete das Ergebnis. Und auch bei den 360 Testpersonen einer Studie der American Society for Reproductive Medicine wiesen diejenigen, die täglich mehr als vier Stunden damit telefonierten, die schlechtesten Werte auf. Die Daten aus Haifa erhärten den Verdacht also.

Wer sich nun heute Sorgen um seine Familienplanung macht, dem kann geholfen werden. In Düsseldorf bietet ein Start-up Boxershorts an, die Sicherheit vor Handystrahlen versprechen. »Kronjuwelen« heißt das Unternehmen, das die spezielle Unterwäsche verkauft. Sie besteht zu 20 Prozent aus Silber und soll laut Firmenangabe fast alle Strahlenquellen neutralisieren. Wer sie trägt, kann sein Handy weiter bedenkenlos in der Hosentasche mit sich herumführen – und das ohne Folgen.

Aufgegabelt

Noahs Eintopf

Rezepte und Leckeres

 16.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  15.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.11.2025

Film

Dekadenz, Krieg und Wahnsinn

»Yes« von Nadav Lapid ist provokativ und einseitig, enthält aber auch eine tiefere Wahrheit über Israel nach dem 7. Oktober

von Sascha Westphal  13.11.2025

Kolumne

Hineni!

Unsere Autorin trennt sich von alten Dingen und bereitet sich auf den Winter vor

von Laura Cazés  13.11.2025

Zahl der Woche

-430,5 Meter

Fun Facts und Wissenswertes

 12.11.2025