Musik

Tosca in Masada

Feuerwerk um Mitternacht: Auch nach der Aufführung in der Wüste geht es beeindruckend weiter. Foto: dpa

Reisebus um Reisebus biegt auf den riesigen Parkplatz unterhalb des steilen Tafelberges ein, auf dem die legendäre Festung Masada thront. Es sind noch zwei Stunden, bis sich am Donnerstag vergangener Woche der Vorhang zu Puccinis Oper Tosca heben wird, doch die meisten der rund 6000 Zuschauer sind schon da. Viele von ihnen sind nicht nur der Musik wegen gekommen – mindestens genauso wichtig ist das Erlebnis, unter den Sternen der Wüste dem Event beizuwohnen.

Für Daniel Oren ist das nicht ehrenrührig. Im Gegenteil: Der Dirigent des Opernhauses in Tel Aviv betont, dass es in Israel keine Operntradition gibt und das Publikum erst an die Musik herangeführt werden müsse. Deshalb verzichtet auch Regisseur Nicolas Joel bei seiner Inszenierung auf Experimente. Bühnenbild und Aufführung sprechen den Mehrheitsgeschmack an.

Doch vor dem Hintergrund der vor über 2000 Jahren errichteten ehemaligen Festung, in der sich Hunderte Juden erbittert gegen die römischen Besatzer verteidigten, kommt Puccini an diesem Abend noch eindrucksvoller zur Geltung als ohnehin schon.

Magie »Wenn Masada zur beleuchteten Requisite wird, stockt mir jedes Mal aufs Neue der Atem«, sagt Dirigent Daniel Oren. »Ich bin dann von der Magie des Ortes so ergriffen, dass mir fast die Tränen kommen.« Den meisten Zuschauern geht es während der Aufführung ähnlich. Und es ist nicht nur die tragische Liebesgeschichte zwischen Tosca und Cavaradossi, die sie bewegt. Es ist auch der historische Schauplatz, über den der warme Wüstenwind weht.

Einfach ist es nicht, mitten im Nichts für nur zwei Wochenenden eine Opernbühne entstehen zu lassen. Drei Monate Vorarbeit sind nötig und ein Budget von mehr als 30 Millionen Schekel. Alles, was für die Inszenierung gebraucht wird, muss extra aus Tel Aviv herangeschafft werden – angefangen bei den Getränken für die Gäste bis hin zur Kleidung der Sänger und Statisten. Gewollt oder Zufall – genau um Mitternacht sinkt Cavaradossi im Kugelhagel des Erschießungskommandos tot zu Boden. Wenige Minuten später holen sich die beiden Protagonisten Gustavo Porta und Svetla Vassillieva den verdienten und mehrere Minuten andauernden Applaus ab.

Der eigentliche Star der Inszenierung aber ist Masada, das Tosca zu einem so intensiven Erlebnis macht. Für Amir Halevi, Direktor des israelischen Tourismusministeriums, soll das Festival jedoch nicht nur unterhalten, ihm liegt zudem noch ein anderes Ziel am Herzen. »Wir wollen der Welt zeigen, dass Israel ein ganz normales Land ist, aus dem nicht nur schlechte Nachrichten kommen.« Und Hanna Munitz, Direktorin der Tel Aviver Oper, ergänzt: »Die Menschen sollen die Schönheit der Oper und Israels kennenlernen.«

www.israel-opera.co.il

München

Fritz-Neuland-Gedächtnispreis gegen Antisemitismus erstmals verliehen

Als Anwalt stand Fritz Neuland in der NS-Zeit anderen Juden bei. In München wird ein nach ihm benannter Preis erstmals verliehen: an Polizisten und Juristen, die sich gegen Antisemitismus einsetzen

von Barbara Just  30.06.2025

Forschung

Digitales Archiv zu jüdischen Autoren in der NS-Zeit

Das Portal umfasst den Angaben zufolge derzeit rund eine Million gespeicherte Informationen

 30.06.2025

Medien

»Ostküsten-Geldadel«: Kontroverse um Holger Friedrich

Der Verleger der »Berliner Zeitung« irritiert mit seiner Wortwahl in Bezug auf den jüdischen Weltbühne-Gründer-Enkel Nicholas Jacobsohn. Kritiker sehen darin einen antisemitischen Code

von Ralf Balke  30.06.2025

Berlin

Mehr Bundesmittel für Jüdisches Museum

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer betonte, sichtbares jüdisches Leben gehöre zur Mitte der Gesellschaft

 30.06.2025

Großbritannien

Nach Anti-Israel-Eklat bei Glastonbury: BBC gibt Fehler zu

Ein Musiker wünscht während einer BBC-Übertragung dem israelischen Militär von der Festival-Bühne aus den Tod. Die Sendung läuft weiter. Erst auf wachsenden Druck hin entschuldigt sich die BBC

 30.06.2025

Glastonbury-Festival

Anti-Israel-Parolen: Britischer Premier fordert Erklärung

Ein Musiker beim Glastonbury-Festival in England fordert die Menge dazu auf, Israels Militär den Tod zu wünschen. Der Vorfall zieht weite Kreise

 30.06.2025

Essay

Die nützlichen Idioten der Hamas

Maxim Biller und der Eklat um seinen gelöschten Text bei der »ZEIT«: Ein Gast-Kommentar von »WELT«-Herausgeber Ulf Poschardt

 29.06.2025

Glastonbury

Polizei prüft Videos der Festival-Auftritte auf strafrechtliche Relevanz

Festival-Organisatoren: Parolen von Bob Vylan hätten eine Grenze überschritten

 29.06.2025

Literatur

Österreicherin Natascha Gangl gewinnt Bachmann-Preis 2025

Ihr poetischer Text »DA STA« begibt sich auf die Suche nach den versteckten Spuren eines NS-Verbrechens

 29.06.2025