Bautzen

Teile der »Hertie«-Bibliothek aufgetaucht

20 von rund 4000 Werken: Die Sammlung galt bislang als verschollen. Foto: Stadtverwaltung Bautzen

Forscher haben in der Stadtbibliothek Bautzen Teile der bedeutenden Büchersammlung des jüdischen Unternehmers Georg Tietz (1889–1953) und seiner Frau Edith gefunden. Die rund 4000 Werke umfassende Sammlung galt bislang als verschollen, wie die Stadtbibliothek am Montag mitteilte.

Etwa 50 Bücher konnten nun eindeutig ihren früheren Besitzern zugeordnet werden, wahrscheinlich befinden sich in Bautzen insgesamt 500 Werke aus der Bibliothek des Unternehmers.

HERTIE Tietz hatte gemeinsam mit seinem Bruder Martin und seinem Schwager Hugo Zwillenberg die Firma »Hermann Tietz & Co. Warenhäuser« (»Hertie«) geführt, bis die drei Teilhaber nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1934 aus der Leitung des Unternehmens gedrängt wurden.

Nach der Emigration der jüdischen Familien wurde ihr Besitz beschlagnahmt und verkauft. Die Büchersammlung gelangte in die sogenannte Reichstauschstelle und wurde in einem Außendepot in der Nähe von Bautzen eingelagert. Nach Kriegsende verlor sich die Spur der Büchersammlung. Sie wurde bislang in Russland vermutet.

Die Bibliothek des Ehepaares war den Angaben zufolge äußerst wertvoll und umfasste Romane, Schriften zur Ökonomie, Almanache und verschiedensprachige Bücher aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Georg Tietz war zudem großer Liebhaber der Werke des Kupferstechers Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726-1801) und sammelte sowohl Bücher über den Künstler als auch jene, die mit dessen Kupferstichen illustriert waren.

In der Stadtbibliothek Bautzen wird seit etwa zweieinhalb Jahren mit Unterstützung des Deutschen Zentrums für Kulturgutverluste systematisch nach NS-Raubgut gesucht. Mit den Nachfahren des jüdischen Unternehmers Tietz in den USA, der Schweiz und Großbritannien steht das Haus bereits in Kontakt. Nach Abschluss der Forschungen soll eine Restitution des Kulturguts erfolgen. epd

Marko Dinić

Das große Verschwinden

Der serbisch-österreichische Autor füllt eine Leerstelle in der Schoa-Literatur

von Katrin Diehl  13.10.2025

Usama Al Shahmani

Die Hälfte der Asche

Der Schweizer Autor stammt aus dem Irak. Sein Roman erzählt eine Familiengeschichte zwischen Jerusalem und Bagdad

von Frank Keil  13.10.2025

Literatur

Poetische Analyse eines Pogroms

Boris Sandler, ehemaliger Chefredakteur der jiddischen Zeitung »Forverts«, schreibt über das Blutbad von Kischinew

von Maria Ossowski  13.10.2025

Sachbuch

Zion liegt in Texas

Rachel Cockerell schreibt über russische Juden, die in die USA auswanderten – ein Teil ihrer Familiengeschichte

von Till Schmidt  13.10.2025

Romain Gary

Widerstand in den Wäldern

»Europäische Erziehung«: Der Debütroman des französisch-jüdischen Schriftstellers erscheint in neuer Übersetzung

von Marko Martin  13.10.2025

Jan Gerber

Vergangenheit als Schablone

Der Historiker skizziert die Rezeptionsgeschichte des Holocaust und stößt dabei auf Überraschendes

von Ralf Balke  13.10.2025

Literatur

Die Tochter des Rabbiners

Frank Stern erzählt eine Familiengeschichte zwischen Wien, Ostpreußen, Berlin und Haifa

von Maria Ossowski  13.10.2025

Yael Neeman

Damals im Kibbuz

Der israelische Bestseller »Wir waren die Zukunft« erscheint auf Deutsch

von Ellen Presser  12.10.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Der Ewige? Ist ein cooler Typ, singen Hadag Nachash

von Margalit Edelstein  12.10.2025