Lesen!

Streik der Hühner

Der jüdische Mark Twain: Scholem Alejchem Foto: JA

Lesen!

Streik der Hühner

Kindergeschichten von Scholem Alejchem

von Yizhak Ahren  23.08.2010 13:44 Uhr

Scholem Alejchem (1859–1916) kennen die meisten als Autor von Tewje, der Milchmann, der literarischen Vorlage für das Erfolgsmusical Anatevka. Das restliche umfangreiche Werk dieses Klassikers der jiddischen Literatur ist darüber etwas in Vergessenheit geraten. Gernot Jonas, ein evangelischer Pfarrer, versucht seit 15 Jahren, dem abzuhelfen. Drei Bände mit Geschichten des »jüdischen Mark Twain«, wie man ihn nannte, hat Jonas aus dem Jiddischen ins Deutsche übersetzt und mit Anmerkungen sowie Nachworten versehen herausgegeben. Bei seiner jüngsten Publikation handelt es sich um Kindergeschichten Alejchems, die auch Erwachsenen viel Spaß machen werden.

feiertagserzählungen Alejchem, als Schalom Yakov Rabinowitsch in Perejaslaw bei Kiew geboren, erzählt mit Humor und Liebe vom Leben im ostjüdischen Schtetl und gewährt Einblicke in eine religiös geprägte Welt, die heute so nicht mehr existiert. Man erfährt, welche Streiche Schtetl-Kinder gespielt haben und mit welchen Widrigkeiten sie zu kämpfen hatten. Die meisten der Erzählungen sind Feiertagsgeschichten mit außergewöhnlichem Dreh. Eine etwa handelt von einem Streik der Hühner, die gegen den aus ihrer Sicht problematischen Brauch des Kapore-Schlagens vor Jom Kippur protestieren. Wie der Arbeitskampf des Federviehs ausgeht, wird hier nicht verraten.

Scholem Alejchems Texte, die schon unsere Urgroßeltern unterhaltsam und lehrreich fanden, haben auch nach mehr als hundert Jahren ihren Witz und ihre Tiefe nicht verloren. Wir haben kleine Kunstwerke vor uns, die – wie die Person des Herausgebers beweist – offensichtlich nicht nur Juden beeindrucken.

Scholem Alejchem: Die Tochter des Rebben. Kindergeschichten. Edition Dodo, Berlin 2010, 192 Seiten, 10 €

Forum

Leserbriefe

Kommentare und Meinungen zu aktuellen Themen der Jüdischen Allgemeinen

 28.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  25.12.2025

ANU-Museum Tel Aviv

Jüdische Kultobjekte unterm Hammer

Stan Lees Autogramm, Herzls Foto, das Programm von Bernsteins erstem Israel-Konzert und viele andere Originale werden in diesen Tagen versteigert

von Sabine Brandes  25.12.2025

Menschenrechte

Die andere Geschichte Russlands

»Wir möchten, dass Menschen Zugang zu unseren Dokumenten bekommen«, sagt Irina Scherbakowa über das Archiv der von Moskau verbotenen Organisation Memorial

 25.12.2025

Rezension

Großer Stilist und streitbarer Linker

Hermann L. Gremliza gehört zu den Publizisten, die Irrtümer einräumen konnten. Seine gesammelten Schriften sind höchst lesenswert

von Martin Krauß  25.12.2025

Glastonbury-Skandal

Keine Anklage gegen Bob-Vylan-Musiker

Es lägen »unzureichende« Beweise für eine »realistische Aussicht auf eine Verurteilung« vor, so die Polizei

 24.12.2025

Israel

Pe’er Tasi führt die Song-Jahrescharts an

Zum Jahresende wurde die Liste der meistgespielten Songs 2025 veröffentlicht. Eyal Golan ist wieder der meistgespielte Interpret

 23.12.2025

Israelischer Punk

»Edith Piaf hat allen den Stinkefinger gezeigt«

Yifat Balassiano und Talia Ishai von der israelischen Band »HaZeevot« über Musik und Feminismus

von Katrin Richter  23.12.2025

Los Angeles

Barry Manilow teilt Lungenkrebs-Diagnose

Nach wochenlanger Bronchitis finden Ärzte einen »krebsartigen Fleck« in seiner Lunge, erzählt der jüdische Sänger, Pianist, Komponist und Produzent

 23.12.2025