Film

Steven Spielberg vom National Board of Review geehrt

In New York wurde Steven Spielberg verdientermaßen erneut geehrt. Foto: picture alliance / Evan Agostini/Invision/AP

Mit der Verleihung der National Board of Review Awards ist die US-Filmbranche am Sonntag in den jährlichen Preismarathon gestartet. Die Auszeichnung für den besten Film ging am Abend an den Actionfilm »Top Gun: Maverick«, die meisten Preise sicherte sich die Tragikkomödie »The Banshees of Inisherin« von Regisseur Martin McDonagh. Dennoch gehörte der Abend Steven Spielberg, der den Preis als bester Regisseur gewann und von Kolleginnen und Kollegen überschwänglich gewürdigt wurde.

Am weitesten in seiner Eloge ging Colin Farrell, als er auf der Bühne die Auszeichnung als bester Schauspieler für seine Leistung in »The Banshees of Inisherin« entgegennahm. Zum ersten Mal »E.T.« zu sehen, sei das Euphorischste in seinem Leben gewesen, sagte Farrell und stellte das Erlebnis noch über die Geburt seiner beiden Kinder. »Bin ich froh, dass das nicht im Fernsehen übertragen wird«, fügte er hinzu.

Die Verleihung des National Board von Review, einer New Yorker Organisation von Filmemachern und Filmwissenschaftlern, ist trotz fehlender TV-Übertragung seit langem fester Bestandteil der Preissaison in Hollywood. Auf die Zeremonie folgen am Dienstag die Golden Globes, am Mittwoch werden die Nominierungen für der Screen Actors Guild bekannt gegeben und am Donnerstag beginnt die Abstimmung für die Academy Awards.

Die NBR Awards geben die Gewinner stets im Voraus bekannt und verbinden die Verleihung mit einer ausführlichen Vorstellung der Geehrten durch Kollegen oder Freunde. Spielberg, der für seine Filmmemoiren »The Fabelmans« als bester Regisseur ausgezeichnet wurde, wurde von »West Side Story«-Star Ariana DeBose vorgestellt.

DeBose erinnerte sich daran, dass sie gerade in einem Nagelstudio war, als Spielberg anrief, um zu fragen, ob sie bei dem Film dabei sein wolle. »Abgesehen von der Erfahrung, dass mir das Blut gleichzeitig in den Kopf und in die Füße schoss, erinnere ich mich vor allem an diesen Moment: Wow, was für ein höflicher, respektvoller und großzügiger Anruf das war«, sagte DeBose.

Auch Gabriel LaBelle, der in »The Fabelmans« eine fiktive Version des jungen Spielbergs spielt und zusammen mit Danielle Deadwyler aus »Till« für seine bahnbrechende Leistung geehrt wurde, beschrieb, wie der Anruf von Spielberg sein Leben veränderte. »Ich fühle mich, als stünde ich in deiner Schuld, als schulde ich dir mein erstgeborenes Kind oder so etwas«, sagte LaBelle an den Regisseur gerichtet. »Ich weiß nicht, wie ich das jemals zurückzahlen kann.«

Als Spielberg die Bühne betrat, erhob sich das Publikum und klatschte. In seiner gesamten Karriere sei es seine Aufgabe gewesen, diejenigen zu begleiten und zu dirigieren, die im Mittelpunkt stehen sollten, sagte er. Als er seine eigene Geschichte filmisch umsetzen wollte, sei ihm jedoch klar geworden, dass er sich nicht hinter einem Mutterschiff oder einem mechanischen Hai verstecken konnte, der nie funktionierte. Die Arbeit an »The Fabelmans« habe sich angefühlt, als wäre er wieder bei seinen Eltern und seinen Schwestern eingezogen. »Man sagt, man kann nicht wieder nach Hause gehen? Das ist falsch. Man kann wieder nach Hause gehen.«

Bei der Berlinale in Berlin erhält Spielberg im Februar einen Goldenen Bären für sein Lebenswerk. ap/im

Meinung

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Fall Samir

Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Essay

Was der Satz »Nächstes Jahr in Jerusalem« bedeutet

Eine Erklärung von Alfred Bodenheimer

von Alfred Bodenheimer  22.04.2024

Sehen!

Moses als Netflix-Hit

Das »ins­pirierende« Dokudrama ist so übertrieben, dass es unabsichtlich lustig wird

von Sophie Albers Ben Chamo  22.04.2024

Immanuel Kant

Aufklärer mit Ressentiments

Obwohl sein Antisemitismus bekannt war, hat in der jüdischen Religionsphilosophie der Moderne kein Autor mehr Wirkung entfaltet

von Christoph Schulte  21.04.2024

TV

Bärbel Schäfer moderiert neuen »Notruf«

Die Autorin hofft, dass die Sendung auch den »echten Helden ein wenig Respekt« verschaffen kann

von Jonas-Erik Schmidt  21.04.2024

KZ-Gedenkstätten-Besuche

Pflicht oder Freiwilligkeit?

Die Zeitung »Welt« hat gefragt, wie man Jugendliche an die Thematik heranführen sollte

 21.04.2024

Memoir

Überlebenskampf und Neuanfang

Von Berlin über Sibirien, Teheran und Tel Aviv nach England: Der Journalist Daniel Finkelstein erzählt die Geschichte seiner Familie

von Alexander Kluy  21.04.2024

Glosse

Der Rest der Welt

Nur nicht selbst beteiligen oder Tipps für den Mietwagen in Israel

von Ayala Goldmann  20.04.2024

Frankfurt am Main

Bildungsstätte Anne Frank zeigt Chancen und Risiken von KI

Mit einem neuen Sammelband will sich die Institution gegen Diskriminierung im digitalen Raum stellen

von Greta Hüllmann  19.04.2024