NS-Raubkunst

Späte Gerechtigkeit

Soll restituiert werden: »Ansicht der Karlskirche zu Wien« des als Canaletto bekannten italienischen Landschaftsmalers Bernardo Bellotto (1721–1780) Foto: dpa

Nach einem jahrelang währenden Streit um NS-Raubgut soll der Bund zwei Gemälde an die Erben des jüdischen Besitzers zurückgeben. Das hat die beratende Kommission für die Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter am Dienstag in Magdeburg bekannt gegeben.

Es werde eine Rückgabe der im Bundesbesitz befindlichen Werke »Ansicht des Zwingergrabens in Dresden« und »Ansicht der Karlskirche zu Wien« des als Canaletto bekannten italienischen Landschaftsmalers Bernardo Bellotto (1721–1780) an die Erben von Max James Emden empfohlen.

Emden wurde während der NS-Zeit als Jude verfolgt und verlor seinen gesamten Besitz.

STREIT Eine Begründung wurde zunächst nicht veröffentlicht. Deswegen war vonseiten des Bundes auch noch keine Stellungnahme zu erhalten. Die zuständigen Stellen beim Bundesverwaltungsamt zeigten sich von der Entscheidung überrascht. Auch dort liegt noch keine Begründung vor.

Der Streit dauert nach Angaben der Anwälte der Erbenfamilie seit 15 Jahren an. Emden war ein aus Hamburg stammender Kaufhausmagnat, der während der NS-Herrschaft als Jude verfolgt wurde und seinen gesamten Besitz verlor.

Die Gemälde waren laut Anwälten von einem NS-Kunsthändler unter Wert für die Privatsammlung Adolf Hitlers angekauft worden. Die Bilder gelangten 1949 über eine Sammelstelle der Alliierten an den Bund und wurden später mit weiteren Kunstwerken Eigentum des Bundes.

Emdens Enkelsohn lebt in Santiago de Chile – und spricht der beratenden Kommission seinen Dank aus.

ZWANG »Wir sind der Kommission dankbar dafür, dass sie das erlittene Unrecht anerkannt und unsere Überzeugung, dass der Verkauf der Gemälde im Jahre 1938 unter Zwang geschah, bestätigt hat«, zitieren die Anwälte den Enkelsohn von Max Emden, Juan Carlos Emden aus Santiago de Chile.

Aus Sicht der Anwälte beinhaltet die Entscheidung zudem das Anerkenntnis, »dass jenes Vermögen, welches NS-Opfer zur Finanzierung ihrer Flucht aus Nazi-Deutschland oder zur Bestreitung des Lebensunterhalts im Exil veräußert haben, an die Nachkommen der Opfer zurückzugeben ist«.

Aktuell befindet sich das Gemälde »Ansicht der Karlskirche zu Wien« als Leihgabe im Museum Kunstpalast in Düsseldorf und die »Ansicht des Zwingergrabens in Dresden« im Militärhistorischen Museum in Dresden.  dpa

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  15.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.11.2025

Film

Dekadenz, Krieg und Wahnsinn

»Yes« von Nadav Lapid ist provokativ und einseitig, enthält aber auch eine tiefere Wahrheit über Israel nach dem 7. Oktober

von Sascha Westphal  13.11.2025

Kolumne

Hineni!

Unsere Autorin trennt sich von alten Dingen und bereitet sich auf den Winter vor

von Laura Cazés  13.11.2025

Zahl der Woche

-430,5 Meter

Fun Facts und Wissenswertes

 12.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 13. November bis zum 20. November

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025