Lesen!

»Shalom Kitchen«

Foto: PR

Lesen!

»Shalom Kitchen«

Der Münchner Szenewirt Florian Gleibs hat ein Kochbuch geschrieben

von Ellen Presser  28.01.2023 17:41 Uhr

Kochen ist in Deutschland zum Volksvergnügen geworden. Jede Menge TV-Kochsendungen und Rezeptbücher sind der Beweis. Und schon wieder ist ein Kochbuch dazugekommen. Es stammt von Florian Gleibs. Wer den Münchner Szenewirt kennt, ahnt, dass es bei Shalom Kitchen nicht nur um »Rezepte und Geschichten aus Israel« geht, sondern um eine Leichtigkeit, die israelische Politik nie, der Alltagsstress zu wenig und die Vielstimmigkeit der Gesellschaft unbedingt hervorbringt.

Bei Gleibs steckt nicht nur eine gehörige Prise Spaß drin, so wie an allem, was er im gastronomischen Umfeld tut, sondern schöpfkellenvoll provokativer Geist. Sonst hätte er seinem Prachtband nicht den Slogan mitgegeben: »Jetzt noch schnell Jude werden«. Als ob man sich das schnell mal über fantasievolle Rezepte, die jüdische Menschen aus aller Welt nach Israel mitbrachten, einverleiben könnte.

»SCHMOCK« Dieselbe anarchische Haltung brachte den Gastronomen schon im ersten Lokal (das er »Schmock« nannte) dazu, zu irritieren. Also etwa Slogans auszugeben wie »Deutsche, esst bei Juden«, die Wände mit Plakaten zu schmücken, die eine siebenarmige Gabel oder einen Eierbecher zeigen, dessen Inhalt eine Kippa schmückt oder der wie beschnitten aussieht. Kauft jemand israelischen Wein, wird der in einen »Judebeutel« gepackt.

»Darf der das?«, mag sich der eine oder die andere schon gefragt haben. Wenn es darum geht, dass man das höchstens einem Juden zugesteht, dann darf er’s. Und beim Vornamen des Bruders, Alon, der – weniger extrovertiert – ebenfalls im gastronomischen Bereich agiert, wird es erkennbar. Die Familie stammt nämlich ursprünglich aus dem Irak. Der Großvater Elijahu und seine Frau Victoria, aber auch deren vier Schwestern mussten in den 50er-Jahren ihre Heimat verlassen; die meisten kamen zunächst in Ramat Gan unter.

SAFTA Für Florian Gleibs, zeitweise in Israel aufgewachsen, wurde die Safta Victoria zum Ruhepol einer Großfamilie, denn alleine ihre fünf Kinder heirateten polnische, bulgarische, argentinische und deutschstämmige Partner. Ihr Reich war die Küche, in der sie alle Tage am Herd verbrachte, umgeben von den Aromen Kardamon, Kreuzkümmel, Koriander und Zitrone.

Gleibs erzählt darüber, weiß um die Schwere der Koch-Handarbeit, liefert ihre und viele andere Rezepte, übrigens auch für Meeresfrüchte. Koscher sind die nicht, doch das muss es für die Leserschaft hierzulande ja auch nicht sein.

Florian Gleibs: »Shalom Kitchen. Jetzt noch schnell Jude werden«.
Mit Fotos von Guido Schmelich. Edition Michael Fischer, Igling 2022, 288 S., 45 €

Österreich

Neue Direktorin für das Jüdische Museum Hohenems

Historikerin Irene Aue-Ben-David übernimmt die Leitung und bringt internationale Erfahrung aus Jerusalem mit

von Nicole Dreyfus  16.12.2025

Basel

Mann wollte Juden während des ESC angreifen

Kurz vor dem »Eurovision Song Contest« in der Schweiz wurde ein 25-Jähriger wegen konkreter Gewaltdrohungen festgenommen und ausgewiesen

von Nicole Dreyfus  16.12.2025

Berlin

Umstrittene 88: Der schwierige Umgang mit rechten Codes

Im Berliner Fußball sorgt die Debatte um die Rückennummer 88 und dem Hitler-Bezug für Kontroversen. Warum das Verbot erneut scheiterte und wie der Fußball insgesamt mit rechtsextremen Codes umgeht

von David Langenbein, Gerald Fritsche, Jana Glose  16.12.2025

Wien

ESC 2026: ORF will israelfeindliche Proteste nicht ausblenden

Die Debatte und der Boykott einzelner Länder wegen der Teilnahme Israels haben den ESC 2026 bisher überschattet. Auch beim Event im Mai selbst drohen Proteste. Wie geht der ORF damit um?

 16.12.2025

Washington D.C.

Trump sorgt mit Angriffen auf ermordeten Rob Reiner für Empörung

Der jüdische Regisseur sei an einem »Trump-Verblendungssyndrom« gestorben, schreibt der Präsident. Dafür erntet er seltene Kritik aus den eigenen Reihen

 16.12.2025

Nachruf

Filmproduzent mit Werten

Respektvoll, geduldig, präzise: eine Würdigung des sechsfachen Oscar-Preisträgers Arthur Cohn

von Pierre Rothschild  15.12.2025

Meinung

Xavier Naidoos antisemitische Aussagen? Haken dran!

Der Mannheimer Sänger füllt wieder Konzertsäle. Seine Verschwörungserzählungen über Juden und holocaustrelativierenden Thesen scheinen kaum noch jemanden zu stören

von Ralf Fischer  15.12.2025

Los Angeles

Bestürzung über Tod von Rob Reiner und Ehefrau Michele

Der jüdische Regisseur und seine Frau wurden tot in ihrem Haus aufgefunden. Die Polizei behandelt den Fall als mögliches Tötungsdelikt

 15.12.2025

Justiz

Gericht: Melanie Müller zeigte mehrmals den Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was im Berufungsverfahren zur Debatte steht

von André Jahnke  14.12.2025