Kultur

Schuld und Sühne im Kino

Szene aus Wolfgang Fischers "Styx"
Szene aus Wolfgang Fischers »Styx« Foto: Zorro Film

Schillers »Die Schaubühne als moralische Anstalt betrachtet« und auch Brechts »Episches Theater« sind durchaus aufs Kino übertragbar. Denn wenn auf der Leinwand oder dem Bildschirm Grenzüberschreitungen, Verfehlungen, Schuld und moralische Gefühle verhandelt werden, ist der Zuschauer gefordert, das eigene Wertesystem abzuklopfen. Im Theatersaal wie zu Hause auf dem Sofa. Mit einem dreitägigen Seminar nimmt sich die Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden in Deutschland des weiten Feldes der »Schuldverstrickungen im Kino« an - mit einem tiefen Blick in die Filmgeschichte.

Unter der Leitung des wissenschaftlichen Direktors der Bildungsabteilung, Doron Kiesel, und Lea Wohl von Haselberg von der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, werden sechs Filme gesehen und in Filmgesprächen analysiert, in denen Schuld und der Umgang damit das zentrale Thema sind.

Hunger nach Gerechtigkeit

Angefangen mit Joachim Haslers »Chronik eines Mordes« von 1964, einem Drama über Schoa-Überlebende, die im Nachkriegs-Deutschland nach Gerechtigkeit suchen; über Wolfgang Fischers »Styx« von 2018, in dem eine Seglerin auf ein havariertes Flüchtlingsboot stößt, und als ihre Hilfe-Funksprüche unerhört bleiben, entscheiden muss, was sie zu tun bereit ist; bis zum Hollywoodfilm »König der Fischer« aus dem Jahr 1991, in dem der grandiose Robin Williams den gebrochenen Mann einer ermordeten Frau spielt, den der Anstifter des Mordes um Verzeihung bittet.

»Filmische Darstellungen zeigen das interfamiliäre und individuelle Ringen mit Schuld, brechen das Schweigen und führen gesellschaftliche Schuld vor Augen, klagen an, plädieren für Versöhnung oder bieten uns einen Ort, an dem Rachefantasien – durch die Fiktion entschärft – ausgelebt werden können«, heißt es im Programm.

Auf dass die Zuschauer ihre moralischen Instrumente schärfen.

»Wenn das Kino Schuld auf sich lädt«, Filmseminar der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden in Deutschland in Kooperation mit der Murnau-Stiftung vom 29. November bis zum 1. Dezember 2023 in Wiesbaden.

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  25.12.2025

ANU-Museum Tel Aviv

Jüdische Kultobjekte unterm Hammer

Stan Lees Autogramm, Herzls Foto, das Programm von Bernsteins erstem Israel-Konzert und viele andere Originale werden in diesen Tagen versteigert

von Sabine Brandes  25.12.2025

Menschenrechte

Die andere Geschichte Russlands

»Wir möchten, dass Menschen Zugang zu unseren Dokumenten bekommen«, sagt Irina Scherbakowa über das Archiv der von Moskau verbotenen Organisation Memorial

 25.12.2025

Rezension

Großer Stilist und streitbarer Linker

Hermann L. Gremliza gehört zu den Publizisten, die Irrtümer einräumen konnten. Seine gesammelten Schriften sind höchst lesenswert

von Martin Krauß  25.12.2025

Glastonbury-Skandal

Keine Anklage gegen Bob-Vylan-Musiker

Es lägen »unzureichende« Beweise für eine »realistische Aussicht auf eine Verurteilung« vor, so die Polizei

 24.12.2025

Israel

Pe’er Tasi führt die Song-Jahrescharts an

Zum Jahresende wurde die Liste der meistgespielten Songs 2025 veröffentlicht. Eyal Golan ist wieder der meistgespielte Interpret

 23.12.2025

Israelischer Punk

»Edith Piaf hat allen den Stinkefinger gezeigt«

Yifat Balassiano und Talia Ishai von der israelischen Band »HaZeevot« über Musik und Feminismus

von Katrin Richter  23.12.2025

Los Angeles

Barry Manilow teilt Lungenkrebs-Diagnose

Nach wochenlanger Bronchitis finden Ärzte einen »krebsartigen Fleck« in seiner Lunge, erzählt der jüdische Sänger, Pianist, Komponist und Produzent

 23.12.2025

Hollywood

Timothée Chalamet – der neue Leonardo DiCaprio?

Er gilt aktuell als einer der gefragtesten Schauspieler. Seine Karriere weckt Erinnerungen an den Durchbruch des berühmten Hollywood-Stars, der ihm einen wegweisenden Rat mitgab

von Sabrina Szameitat  22.12.2025