TV-Tipp

Schuld ohne Sühne

Elyas M’Bareck spielt den Pflichtverteidiger Caspar Leinen. Foto: Constantin Film

Es ist ein kaltblütiger Mord. Und ein Motiv ist nicht erkennbar. Was treibt einen Menschen zu so einer Tat? Die Antwort in dem packenden Film »Der Fall Collini« ist kompliziert und reicht zurück in die deutsche Vergangenheit. Regisseur Marco Kreuzpaintner (»Trade«) hat das Romandebüt von Ferdinand von Schirach als düsteres Gerichtsdrama inszeniert, das trotz ein paar Schwächen solide, gute Unterhaltung bietet. Franco Nero gibt den wortkargen Mörder.

Elyas M’Barek spielt den Rechtsanwalt Caspar Leinen, der den Mörder verteidigen soll. Der Star aus »Fack ju Göhte« beweist hier, dass er auch ernste Rollen jenseits von Zeki Müller spielen kann. Das Erste zeigt den Film von 2019 am Montagabend um 20.15 Uhr im »Sommerkino«.

Leinen hat die Anwaltszulassung seit drei Monaten. Die Verteidigung von Fabrizio Collini ist seine erste große Chance. Ein Glücksfall - bis er erfährt, wer das Mordopfer ist. Es ist der reiche Unternehmer Hans Meyer (Manfred Zapatka), in dessen Familie Leinen früher wie ein Ziehsohn ein- und ausgegangen ist.

Meyers Enkelin Johanna (Alexandra Maria Lara), seine einstige Jugendliebe, verlangt von Leinen, dass er den Fall abgibt. Der erfahrene Rechtsanwalt Richard Mattinger (Heiner Lauterbach) rät ihm dagegen weiterzumachen.

Der junge Anwalt hält tatsächlich an dem Fall fest, der äußerst rätselhaft ist, zumal sein Mandant beharrlich schweigt. So recherchiert Leinen auf eigene Faust nach einer Verbindung zwischen Meyer und Collini und stößt dabei auf ein düsteres Kapitel deutscher Justizgeschichte.

Kreuzpaintner versucht in seinem Film Authentizität zu vermitteln, was ihm im nüchternen Gerichtssaal gut gelingt. Gleichzeitig gibt es immer wieder Rückblenden in die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges, ein Stilmittel, das in diesem Fall allerdings mitunter etwas plakativ wirkt.

Immer wieder wird das Geschehen im Gerichtssaal unterbrochen; damit büßt das Drama stellenweise an Intensität ein. Auch die Beziehungen zwischen dem Angeklagten, dem Anwalt und der Enkelin des Ermordeten bleiben eher oberflächlich.

M’Barek bereitete sich gründlich auf seine Rolle vor. Er traf sich mit Rechtsanwälten und besuchte mehrere Gerichtsverhandlungen. Zudem hatte er schon zuvor alle Bücher von Schirachs gelesen, wie »Schuld« oder »Terror«. »Ich liebe seine Bildsprache, das Nüchterne, Präzise. Ich finde die Geschichten unheimlich spannend«, erklärte der Schauspieler in einem dpa-Interview zum Kinodebüt 2019.

Der Film läuft heute Abend um 20.15 Uhr in der ARD.

Justiz

Gericht: Melanie Müller zeigte mehrmals den Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was im Berufungsverfahren zur Debatte steht

von André Jahnke  11.12.2025

Israel

Ausstellung zu Bachs Klaviermusik in Jerusalem

Das Bachhaus Eisenach zeigt in Israel Dokumente zur frühen Verbreitung von Johann Sebastian Bachs Musik in Europa. Die Ausstellung begleitet das »12. Piano Festival« im Jerusalem Theatre

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Fotografie

Über die Würde des Unangepassten

Der Berliner Gropius Bau widmet Diane Arbus eine umfangreiche Retrospektive

von Bettina Piper  11.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 11.12.2025

Reykjavik

Auch Island boykottiert jetzt den ESC

Der isländische Rundfunksenders RÚV hat beschlossen, sich Spanien, Irland, Slowenien und der Niederlande anzuschließen

 11.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  10.12.2025

Kalender

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 11. Dezember bis zum 17. Dezember

 10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025