CNN

Amanpour entschuldigt sich für Nazi-Vergleich

Seit fast zehn Jahren hat Starmoderatorin Christiane Amanpour ihre eigene Sendung bei CNN. Foto: imago/ZUMA Press

»Schändlich«, »drittklassiger Müll«, »töricht« – die Reaktionen auf einen umstrittenen Satz von Christiane Amanpour fielen ungewöhnlich heftig aus. Am vergangenen Donnerstag, wenige Tage nach dem 82. Jahrestag der »Reichskristallnacht«, hatte die bekannte CNN-Moderatorin die Amtszeit von US-Präsident Donald Trump in einen Zusammenhang gestellt mit den Taten der Nazis im Dritten Reich.

»Diese Woche vor 82 Jahren geschah die Kristallnacht«, sagte Amanpour in ihrer Sendung. »Sie war der Warnschuss der Nazis vor den Bug unserer menschlichen Zivilisation. Sie führte zum Völkermord an einer ganzen Gruppe, und in jenem Turm brennender Bücher führte sie zu einem Angriff auf Tatsachen, Wissen, Geschichte und Wahrheit. Nach vier Jahren des jüngsten Angriffs von Donald Trump auf dieselben Werte verspricht das Biden-Harris-Team nun eine Rückkehr zu Normen, einschließlich der Wahrheit.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Während die Moderatorin diese Sätze sagte, waren auf dem Bildschirm Bilder zu sehen, die Anschläge auf jüdische Geschäfte und die Verbrennung von Büchern durch die Nationalsozialisten zeigten. Unmittelbar darauf sprach Amanpour in lobenden Worten über Trumps erfolgreichen Herausforderer.

»Jeden Tag macht Joe Biden präsidentielle Ankündigungen über gute Amtsführung und über die Gesundheit und Sicherheit der Menschen in Amerika, während die große, brütende Gestalt seines besiegten Gegners weiter wütet, Säuberungsaktionen durchführt gegen angebliche Feinde und den Übergang zu einer neuen Regierung verhindert. Keine Demokratie kann überleben, wenn nicht wenigstens eine Mehrheit der Menschen bei der Anerkennung von Fakten übereinstimmt«, dozierte die 62-Jährige.

VERZERRT Das kam nicht überall gut an. »Dieser dumme Vergleich Amanpours zwischen der Kristallnacht und Trump sollte eigentlich ihre sofortige Entlassung bei CNN zur Folge haben. Es gibt keine Immunität für Holocaustleugnung«, erklärte Israels ehemaliger Generalkonsul in New York, Dani Dayan. Der Orthodox Jewish Public Affairs Council in den USA nannte die Aussagen der CNN-Moderatorin »schändlich« und fügte hinzu: »Amanpour vergleicht den Faktencheck eines POTUS mit einem Nazi-Pogrom, in dem Dutzende Juden ermordet wurden.«

 »Nie zuvor in der Geschichte der US-amerikanischen Nachrichtensender hat ein Journalist den Holocaust aus politischen Gründen so verzerrt, wie Amanpour es gerade auf CNN & PBS getan hat«, wetterte Hillel Neuer, der Geschäftsführer von UN Watch in Genf, auf Twitter. Neuer kritisierte zudem, dass Amanpour es vermieden habe, das Wort »Juden« auch nur in den Mund zu nehmen.

https://www.facebook.com/CAMERAorg/posts/10158819326746602

Israels Ministerin für Diaspora-Angelegenheiten, Omer Yankelevich, schrieb am Sonntag einen Brief an CNN-Chef Jeffrey Zucker und verlangte darin »eine Entschuldigung, umgehend und öffentlich«. Es sei eine Verharmlosung der Schoa, wenn der amtierende US-Präsident auf eine Stufe mit den Pogromen der Nazis gegen Juden gestellt werde, so Yankelevich.

Auch die Anti-Defamation League zeigte sich irritiert. Es gebe keine Analogie zwischen dem Holocaust und dem, was heute in Amerika passiere. »Experten und Politiker sollten solche simplen Vergleiche vermeiden«, so die jüdische Organisation in einem Tweet.

ENTSCHULDIGUNG Am Montagabend nahm Christiane Amanpour zu der Kritik Stellung und entschuldigte sich. Sie habe auf den Jahrestag der »Kristallnacht« aufmerksam gemacht, wie sie es desöfteren tue, so die Moderatorin. »Ich habe auch die Angriffe von Präsident Trump auf Geschichte, Fakten, Wissen und Wahrheit angesprochen. Ich hätte diese beiden Gedanken nicht nebeneinander stellen sollen«, sagte Amanpour.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Hitler und seine Übel stehen natürlich allein in der Geschichte. Ich bedauere, wenn meine Aussage Schmerz verursacht haben sollte. Mein Punkt war es darauf hinzuweisen, wie eine Demokratie abrutschen kann und dass wir immer wieder unsere demokratischen Werte schützen müssen.«

Die Interview-Sendung »Amanpour« läuft seit fast zehn Jahren bei CNN und gilt als eines der Aushängeschilder des Nachrichtensenders. mth

Streaming

»Bros«: Zwei Trottel, eine Bar

Die erste rein hebräischsprachige und israelische Original-Produktion für Netflix startet heute weltweit

von Ayala Goldmann  18.04.2024

Interview

»Deutschland ist eine neurotische Nation«

Bassam Tibi über verfehlte Migrationspolitik, Kritik an den Moscheeverbänden und Ansätze für islamische Aufklärung

von Christoph Schmidt  18.04.2024

Verschwörungstheorien

Nach viel kritisiertem Israel-Hass-Video: Jetzt spricht Dieter Hallervorden

Der Schauspieler weist die Kritik an seiner Veröffentlichung zurück

 18.04.2024

Venedig

Israelhasser demonstrieren bei Kunstbiennale

Die Demonstranten forderten einen Boykott israelischer Künstler

 18.04.2024

Klassik

Eine Liebeserklärung an die Mandoline

Der israelische Musiker Avi Avital verleiht Komponisten wie Bach oder Vivaldi einen unverwechselbaren neuen Touch

von Christine Schmitt  18.04.2024

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 18.04.2024

Restitution

Bundesregierung will Herausgabe von NS-Raubkunst erleichtern

Gesetzentwurf sieht unter anderem einen Auskunftsanspruch gegenüber Personen vor, die NS-Raubkunst in Verkehr bringen

 17.04.2024

Berlin

Wenn aus Projektionen Projektile werden

Experten diskutierten bei einer Tagung der Bildungsabteilung im Zentralrat, wie anti-israelische Obsessionen wirken

von Mascha Malburg  17.04.2024

Philosophie

Mit Sartre gegen die Enge

Vincent von Wroblewskys Autobiografie »Vermutlich Deutscher« ist ein kleines Meisterwerk

von Marko Martin  17.04.2024