NS-Raubkunst

Ronald Lauder kritisiert Deutschland

Das Gemälde »Die Füchse« von Franz Marc Foto: picture alliance/ Marcel Kusch/dpa

Kritik aus New York: Der Jüdische Weltkongress (WJC) hat Deutschland am Mittwoch zur Einhaltung 1998 in Washington vereinbarten Grundsätze zum Umgang mit NS-Raubkunst aufgefordert.

EMPFEHLUNG Anlass sind Befürchtungen auf Seiten des WJC, die Stadt Düsseldorf werde sich der Rückgabe des Werks »Füchse« von Franz Marc an die Erben von Kurt Grawi verweigern. Als Jude war der Bankier Grawi in der Zeit des Nationalsozialismus Verfolgungen ausgesetzt.

Im März hatte die Beratende Kommission im Zusammenhang mit der Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter, insbesondere aus jüdischem Besitz (die nach ihrer ersten Vorsitzenden oft auch als »Limbach-Kommission« bezeichnet wird), empfohlen, dass die Stadt Düsseldorf das Bild an die Erben Grawis zurückgeben solle, da es sich dabei um NS-Raubkunst handele. Rechtlich bindend sind die Empfehlungen des Gremiums aber nicht.

Der Jüdische Weltkongress befürchtet nun, dass die Verantwortlichen in Düsseldorf dem nicht nachkommen wollen. Der Düsseldorfer Stadtrat soll am Donnerstag in nicht-öffentlicher Sitzung über eine mögliche Rückgabe entscheiden. Vergangene Woche hatte sich bereits der Kulturausschuss der Stadt in mit der Frage auseinandergesetzt.

Es würde ein »schwerwiegendes und negatives Signal« in einer Zeit senden, »in der sich Juden in Deutschland über eine Zunahme des Antisemitismus sorgen«, erklärte der WJC in einer Pressemitteilung.

OB FÜR RÜCKGABE WJC-Präsident Ronald S. Lauder sagte: »Wir müssen in der Lage sein, Deutschland vollständig zu vertrauen, dass es als Teil seines Kampfes gegen Antisemitismus auch zu seinen Verpflichtungen steht, Nazi-Raubkunst zurückzugeben.« Lauder forderte die Kulturstaatsministerin des Bundes, Monika Grütters, auf, Deutschlands Verpflichtung im Hinblick auf die Washingtoner Erklärung und der darin verankerten Prinzipien erneut öffentlich deutlich zu machen.

Die Angesprochene wollte zu dem Fall aber nicht Stellung nehmen. Ein Sprecher teilte der Jüdischen Allgemeinen mit: »Die Empfehlung der Beratenden Kommission im Fall Die Füchse hat Staatsministerin Monika Grütters aus Respekt vor deren Unabhängigkeit bislang nicht kommentiert oder bewertet und wird dies auch weiterhin nicht tun. Die Komplexität des Sachverhalts ist allen Beteiligten sehr bewusst. Gleichwohl fällt die Entscheidung über eine Rückgabe des Bildes in die alleinige Zuständigkeit der Landeshauptstadt Düsseldorf.«

Wenn es nach deren Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) geht, wird das Gemälde restituiert. Bereits am 26. März 2021, dem Tag, an dem die Empfehlung der Beratenden Kommission veröffentlicht wurde, hätten sich die Stadtverwaltung und ihr Oberbürgermeister dafür ausgesprochen, der Empfehlung zu folgen und eine entsprechende Beschlussvorlage für die Ratssitzung angekündigt, sagte eine Sprecherin Kellers am Mittwoch dieser Zeitung. Keller erwarte eine klare Zustimmung zu seinem Vorschlag, das Bild an die Erben Grawis zu restituieren.

BEGRÜNDUNG Kurt Grawi hatte das Bild 1928 gekauft. In der NS-Zeit war der Bankier und Unternehmer erheblichen Repressalien ausgesetzt. 1938 war er einige Wochen lang im Konzentrationslager Sachsenhausen nördlich von Berlin interniert. Im darauf folgenden Jahr gelang es ihm, nach Chile auswandern, wo die Familie seiner Frau lebte.

1940 musste Grawi das Gemälde »Füchse« verkaufen, weil er mittellos war. Via New York kam es 1962 als Schenkung in den Bestand der Städtischen Kunstsammlung Düsseldorf. Sein Wert wird heute auf mindestens 14 Millionen Euro taxiert.

Nach Auffassung der Limbach-Kommission soll das Bild restituiert werden, obwohl der Verkauf selbst in den USA abgewickelt wurde. Die Veräußerung durch Grawi sei unmittelbare Folge seiner Flucht vor den Nazis gewesen. Der Ort der Veräußerung trete demgegenüber in den Hintergrund. Die Empfehlung der Kommission erging mit einer Mehrheit von sechs zu drei Stimmen. mth

Be'eri

Nach dem 7. Oktober

Daniel Neumann hat den Kibbuz Be’eri besucht und fragt sich, wie es nach all dem Hass und Horror weitergehen kann. Er weiß, wenn überhaupt, dann nur in Israel

von Daniel Neumann  31.12.2025

Sehen!

Fast alles über Johann Strauss

Eine Ausstellung im Jüdischen Museum Wien

von Tobias Kühn  31.12.2025

Shkoyach! Die Kulturkolumne

Der »Seinfeld«-Effekt oder: Curb your Antisemitism!

2026 kann ja heiter werden

von Sophie Albers Ben Chamo  31.12.2025

Sprachgeschichte

Rutsch, Rosch und Rausch

Hat der deutsche Neujahrsglückwunsch wirklich hebräische Wurzeln?

von Christoph Gutknecht  31.12.2025 Aktualisiert

Erhebung

Dieser hebräische Babyname ist in Deutschland am beliebtesten

Welche Namen geben Eltern ihren Sprösslingen in diesem Jahr am liebsten? In welchen Bundesländern gibt es Abweichungen?

 31.12.2025

Programm

Götter, Märchen und Le Chaim: Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 31. Dezember bis zum 13. Januar

 31.12.2025

Forum

Leserbriefe

Kommentare und Meinungen zu aktuellen Themen der Jüdischen Allgemeinen

 28.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  25.12.2025

ANU-Museum Tel Aviv

Jüdische Kultobjekte unterm Hammer

Stan Lees Autogramm, Herzls Foto, das Programm von Bernsteins erstem Israel-Konzert und viele andere Originale werden in diesen Tagen versteigert

von Sabine Brandes  25.12.2025