TV-Tipp

Robert Lembke: Schikaniert wegen seines jüdischen Vaters

Robert Lembke in »Was bin ich?« Foto: picture alliance/United Archives

TV-Tipp

Robert Lembke: Schikaniert wegen seines jüdischen Vaters

Wer war der Moderator Robert Lembke? 70 Jahre nach dem Start der legendären Quizsendung »Was bin ich?« fasziniert das Dokudrama »Robert Lembke – Wer bin ich?«. Ein Schatz in der ARD-Mediathek

von Gregor Tholl  20.06.2025 10:08 Uhr

»Welches Schweinderl hätten s’ denn gern?«: Robert Lembke (1913-1989) gehört mit seinem heiteren Beruferaten »Was bin ich?« zu den deutschen TV-Legenden – er hätte Außerordentliches aus seinem bewegten Leben berichten können, tat das aber nicht in der Öffentlichkeit.

Diesem Umstand geht das sehenswerte Dokudrama »Robert Lembke - Wer bin ich?« im ARD-Programm auf den Grund. Der Film folgt den Spuren der Biografie des Mannes mit jüdischem Familienhintergrund und fragt nach den Gründen für seine Geheimnisse.

Die ARD zeigt sich rund zehn Tage nach dem Erscheinen froh über das Echo auf die Sendung. »Mit den Abrufzahlen in der ARD-Mediathek sind wir zufrieden«, sagt eine Sprecherin vom zuständigen Südwestrundfunk (SWR). Bei der späten Ausstrahlung am Pfingstmontag hatten rund 775.000 Menschen das Erste eingeschaltet.

Legendäres Rateteam

Das Dokudrama (unter anderem mit Johann von Bülow, Jeanette Hain und Martin Brambach) verwebt Archivmaterial, Interviews und Spielszenen zu einem aufklärenden Panorama.

Familienmitglieder wie die Enkelin Linda Benedikt, aber auch langjährige Wegbegleiter wie Georg Stefan Troller (103) und Marianne Koch (93) sowie der Quizmaster Günther Jauch (68) kommen zu Wort.

Mehr als 30 Jahre moderierte Lembke das Fernsehquiz »Was bin ich?« (1955 bis 1958 und von 1961 bis 1989). Viele Ältere erinnern sich noch heute an sein Rateteam Guido Baumann, Annette von Aretin, Hans Sachs und Marianne Koch.

Lesen Sie auch

Versteck auf Bauernhof

Geboren in München als Robert Weichselbaum, heiratete seine Mutter nach ihrer Scheidung erneut. Roberts Stiefvater schikanierte und denunzierte ihn wegen seines jüdischen Vaters. Um sich zu schützen, nahm er den Geburtsnamen seiner Mutter an: Lembke.

Im Zweiten Weltkrieg fand Lembke für sich und seine Familie ein Versteck auf einem Bauernhof in Bayern. In der Nachkriegszeit wurde Robert Lembke rasch eine intellektuelle Stimme für den Aufbau eines freiheitlich demokratischen Deutschlands. Doch über seine Erlebnisse in der Nazi-Zeit schwieg er meist.

Die Öffentlich-Rechtlichen haben in den vergangenen Jahren einige gut gemachte Filme über frühere Fernsehmänner und deren Erlebnisse in der dunklen Zeit Deutschlands ins Programm gehoben - und damit auch ihre Geschichte aufgearbeitet.

Virulenter Antisemitismus

Vor bald sieben Jahren gab es etwa den Dokumentarfilm »Kulenkampffs Schuhe« von Regina Schilling, in dem Familien- und Fernsehgeschichte in Form der Traumata deutscher Showmaster geschickt verknüpft wurden.

Im März brachte das ZDF den Spielfilm »Rosenthal« mit Florian Lukas in der Hauptrolle. Der Film über den legendären »Dalli Dalli«-Showmaster Hans Rosenthal (1925-1987) zeigt, wie NS-Opfer noch lange auch in der Unterhaltungsbranche Verdrängung und virulentem Antisemitismus ausgesetzt waren.

Geburtstag

Iris Berben wird 75

Publikumsliebling, Volksschauspielerin und Trägerin des Leo-Baeck-Preises: Am 12. August wird Iris Berben 75 Jahre alt

von Heike Hupertz  04.08.2025

Blockbuster

Von Nordsee bis Bodensee: Spielbergs »Der weiße Hai« wieder im Kino

In mehr als 250 Kinos in Deutschland wird am Dienstag Spielbergs »Jaws« gezeigt

von Gregor Tholl  04.08.2025

Theater

Abrechnung in O-Tönen

Karl Kraus hielt seine Tragödie »Die letzten Tage der Menschheit« für unspielbar. Bei den Salzburger Festspielen ist es dennoch gelungen

von Micha Schleicher  03.08.2025

Aufgegabelt

Live-forever-Slaw

Rezepte und Leckeres

von Sophia Giesecke, Uri Triest  03.08.2025

Debatte

Liebe »Kulturschaffende«, liebe nützliche Idioten!

Ein Offener Brief an die 200 Künstler, die plötzlich ihr Gewissen entdecken und an Bundeskanzler Merz appellieren, aber mit keinem Wort die israelischen Geiseln erwähnen

von Jusek Adlersztejn  02.08.2025

Meinung

Linke Solidarität und das Bedürfnis, im richtigen Club zu spielen

Die deutsche Linke ist bemerkenswert selektiv: Während sie der Ukraine zu Recht ihre Souveränität zubilligt und den russischen Angriffskrieg verurteilt, scheint für Israel ein anderes Regelwerk zu gelten

von Serdar Somuncu  01.08.2025

Herzliya

Leonardo DiCaprio beteiligt sich an Luxus-Hotelprojekt in Israel

Die Baugenehmigung ist bereits erteilt

 01.08.2025

Film

Regisseur Akiva Schaffer bringt »Die nackte Kanone« zurück

Der Kult-Klamauk kommt heute als Fortsetzung ins Kino. Mit dabei: Liam Neeson und Pamela Anderson

von Sabrina Szameitat  31.07.2025

Zahl der Woche

25 Stunden

Fun Facts und Wissenswertes

 31.07.2025