Trauerfeier

»Ralle, du wärst glücklich«

Am Rednerpult: Olaf Scholz, Erster Bürgermeister Hamburgs, bei der Gedenkveranstaltung im Hamburger Ernst-Deutsch-Theater Foto: Gesche M. Cordes

Dass ein deutscher Spitzenpolitiker eine Rede mit dem Titel eines Rocksongs beginnt, geschieht nicht häufig. Zumal auf einer Trauerfeier. Olaf Scholz, Erster Bürgermeister der Hansestadt Hamburg, zitierte bei der Gedenkveranstaltung für Ralph Giordano im Hamburger Ernst-Deutsch-Theater am Donnerstag den »Kinks«-Klassiker von 1968 »Last of the Steam-Powered Trains«. Das sei Giordano gewesen. Einer, der die Gleise befuhr, über die andere längst hatten Gras wachsen lassen, der sich nicht aufhalten ließ von Stoppsignalen. »And I‹m gonna keep on rollin’ till my dying day.«

Gestorben ist Ralph Giordano vor einem Monat, am 10. Dezember 2014. Mit der Trauerfeier »wäre er hochzufrieden« gewesen«, meinte Peter Schmidt von der Autorenvereinigung Hamburg – auch wenn er auf den Verlauf keinen Einfluss mehr nehmen konnte. Bei der Festveranstaltung zu seinem 90. Geburtstag, erinnerte sich Schmidt, hatte Giordano freundlich, aber bestimmt darauf bestanden, bei der Planung ein entscheidendes Wort mitzureden.

Gefallen hätte dem Stilisten Giordano, dass diese Feier weitgehend frei von Phrasen und Klischees blieb. Es war wenig vom »unermüdlichen Mahner« die Rede, dafür umso mehr von dem Menschen. Sein Freiburger Freund Axel Raven erzählte von gemeinsamen Reisen im deutsch-französisch-schweizerischen Dreiländereck, von Giordanos Liebenswürdigkeit, Empathie und Großzügigkeit.

gebet Hamburgs Landesrabbiner Shlomo Bistritzky zitierte aus der Pessach-Haggada das Gleichnis von den vier Söhnen. Giordano war nach der Schoa bewusst kinderlos geblieben, etwas, das er später bedauerte. Der orthodoxe Chabadrabbiner rezitierte für den erklärten Atheisten Ralph Giordano aus dem traditionellen Totengebet: »Baruch dayan emet« – »Gelobt sei der wahre Richter«.

Peggy Parnass erzählte von ihrer jahrzehntelangen Freundschaft mit dem Verstorbenen, die auch ihre konträren politischen Meinungen aushielt, erinnerte sich an gemeinsame Essen und das »l’Chaim« beim Anstoßen – auf das Leben. »Ralle, du wärst glücklich, wenn du das hier sehen würdest«, schloss die 80-jährige Schauspielerin und Buchautorin.

Ja, das wäre er bestimmt gewesen.

Basel

Drohgebärde bei ESC-Eröffnung – Kan erstattet Anzeige

Der Sender Kan veröffentlichte ein Video, auf dem ein Mann mit palästinensischer Flagge zu sehen ist, der sich mit seiner Hand waagerecht über den Hals fährt

 11.05.2025

Berlin

»Es gibt Momente, die sind größer als der Preis«

Die Verleihung des Deutschen Filmpreises war geprägt von politischen Statements – und von der Nachricht vom Tod Margot Friedländers. Und ganz nebenbei war »September 5« der große Gewinner des Abends

von Sabrina Szameitat  11.05.2025

Antisemitismus

Kanye Wests Hitler-Song »WW3« ist Hit auf Spotify

Der Text ist voller Hitler-Verehrung, gleichzeitig behauptet der Musiker, er könne kein Antisemit sein, weil er schwarz sei

 11.05.2025

Ruth Achlama

»Alles ist schön und gut? Das wäre gelogen«

Die Übersetzerin über Beziehungsratschläge für Deutsche und Israelis, israelische Autoren auf dem deutschen Buchmarkt und Erzählungen von Chaim Nachman Bialik

von Ayala Goldmann  11.05.2025

Meinung

Codewort: Heuchelei

Nemo fordert den Ausschluss Israels beim ESC in Basel. Damit schadet der Sieger des vergangenen Jahres der Schweiz und der eigenen Community

von Nicole Dreyfus  11.05.2025

Reaktionen

»Ihr Vermächtnis ist Mahnung und Verpflichtung«

Der Tod der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer ist in Politik und Gesellschaft mit großer Trauer aufgenommen worden

 11.05.2025

Aufgegabelt

Dattelrollen

Rezepte und Leckeres

 11.05.2025

Eurovision Song Contest

Vorjahressieger Nemo gegen Teilnahme Israels am ESC

Für Israel tritt die Sängerin Yuval Raphael an, die die Terroranschläge auf Israel am 7. Oktober 2023 überlebte

 10.05.2025

Berlin

Margot Friedländer: Levit kämpft bei Deutschem Filmpreis mit Tränen

Beim Deutschen Filmpreis nutzt Igor Levit die Bühne, um der verstorbenen Holocaust-Zeugin Margot Friedländer zu gedenken. Dabei muss der Starpianist mehrmals um Fassung ringen. Im Saal wird es still

 09.05.2025