Düsseldorf

Rachel Salamander erhält den Heinrich-Heine-Preis

1982 eröffnete Rachel Salamander in der Maxvorstadt die »Literaturhandlung«. Foto: Marina Maisel mamai@online.de

Die Literaturwissenschaftlerin und Journalistin Rachel Salamander erhält den mit 50.000 Euro dotierten Heine-Preis der Stadt Düsseldorf. Die 71-Jährige habe »couragiert maßgeblich zum Wiederaufbau des jüdischen intellektuellen Lebens nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland beigetragen«, heißt es in der am Montag veröffentlichten Begründung der Jury. Als Unternehmerin habe sie »mit ihren Literaturhandlungen all die jüdischen Autorinnen und Autoren, deren Bücher einst verbrannt worden waren«, in den Kanon deutscher Literatur zurückgeholt.

In Zeitungen und Zeitschriften diskutiere Salamander zudem öffentlichkeitswirksam über die Bedeutung von Literatur und setze
sich ganz im Sinne Heinrich Heines für Völkerverständigung und gegen
Antisemitismus ein.

Der Heine-Preis zählt zu den bedeutendsten Literatur- und
Persönlichkeitspreisen in Deutschland und wird seit 1972 verliehen.
Er wird an Persönlichkeiten vergeben, die durch ihr geistiges
Schaffen im Sinne der Grundrechte des Menschen, für die sich Heinrich
Heine eingesetzt hat, den sozialen und politischen Fortschritt
fördern, der Völkerverständigung dienen oder die Erkenntnis von der
Zusammengehörigkeit aller Menschen verbreiten. Die Preisverleihung
ist für Dezember geplant.

Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) lobte, mit
Rachel Salamander sei eine würdige Preisträgerin gefunden worden
»gerade in Zeiten, in denen sich die hässliche Fratze des
Antisemitismus wieder zeigt«. Er freue sich, »dass die Jury ein
Zeichen gesetzt hat, dass jüdisches Leben, Kultur und Literatur
selbstverständlich zu Deutschland gehören«.

Salamander wurde 1949 in einem Camp für Überlebende des Holocausts
in Deggendorf geboren. Sie studierte in München Germanistik,
Philosophie und Romanistik und beschäftigte sich intensiv mit
deutsch-jüdische Literatur und Geschichte. 1982 eröffnete sie in
München eine Fachbuchhandlung für Literatur zum Judentum,
mittlerweile gibt es Zweigstellen in anderen deutschen Städten.

Salamander war unter anderem Herausgeberin der
»Welt«-Literaturbeilage »Literarische Welt«, arbeitete für die
»Frankfurter Allgemeine Zeitung« und leitete dort das
»F.A.Z.-Literaturforum«. Zudem führte sie die Frankfurter Anthologie
nach dem Tod von Marcel Reich-Ranicki in veränderter Form fort. Seit
2015 ist Salamander Aufsichtsratsmitglied im Suhrkamp Verlag. Für ihr
Schaffen wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem
erhielt sie 2009 das Bundesverdienstkreuz.

Der Heine-Preis wird zum 22. Mal vergeben. Zu den Preisträgern
zählen Carl Zuckmayer, Sebastian Haffner, Walter Jens, Max Frisch,
Richard von Weizsäcker, Wolf Biermann, Hans Magnus Enzensberger,
Elfriede Jelinek, Amos Oz und Jürgen Habermas. epd/ja

Rezension

Mischung aus Angst, alptraumhaften Erinnerungen und Langeweile

Das Doku-Drama »Nürnberg 45« fängt die Vielschichtigkeit der Nürnberger Prozesse ein, erzählt weitgehend unbekannte Geschichten und ist unbedingt sehenswert

von Maria Ossowski  10.11.2025

Zürich

Goldmünze von 1629 versteigert

Weltweit existieren nur vier Exemplare dieser »goldenen Giganten«. Ein Millionär versteckte den Schatz jahrzehntelang in seinem Garten.

von Christiane Oelrich  10.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Marbach am Neckar

Schillerrede: Soziologin Illouz vergleicht Trump mit »König Lear«

Statt Selbstbeweihräucherung empfiehlt die Soziologin Eva Illouz in der Schillerrede 2025 den Zweifel und das Zuhören - nur das helfe aus der eigenen Echokammer heraus

 10.11.2025

Gespräch

Warum Uschi Glas bei Antisemitismus nicht schweigen will

Uschi Glas spricht mit Charlotte Knobloch über Schweigen und Verantwortung in Zeiten eines wachsenden Antisemitismus. Und entdeckt ein unbekanntes Kapitel in ihrer Familiengeschichte

 10.11.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Friede, Freude, Eierkuchen oder Challot, koschere Croissants und Rugelach

von Margalit Edelstein  09.11.2025

Geschichte

Seismograf jüdischer Lebenswelten

Das Simon-Dubnow-Institut in Leipzig feiert den 30. Jahrestag seiner Gründung

von Ralf Balke  09.11.2025

Erinnerung

Den alten und den neuen Nazis ein Schnippchen schlagen: Virtuelle Rundgänge durch Synagogen

Von den Nazis zerstörte Synagogen virtuell zum Leben erwecken, das ist ein Ziel von Marc Grellert. Eine Internetseite zeigt zum 9. November mehr als 40 zerstörte jüdische Gotteshäuser in alter Schönheit

von Christoph Arens  09.11.2025

Theater

Metaebene in Feldafing

Ein Stück von Lena Gorelik eröffnet das Programm »Wohin jetzt? – Jüdisches (Über)leben nach 1945« in den Münchner Kammerspielen

von Katrin Diehl  09.11.2025