Sehen!

Propaganda und Fake News

Der Dokumentarfilm Die Akte Oppenheimer erzählt das Schicksal des jüdischen Kaufmanns Joseph Süßkind Oppenheimer (ca. 1698–1738), dem wirtschaftspolitischen Berater des Herzogs Karl Alexander von Württemberg, der nach dessen Tod als Sündenbock einer politisch motivierten, judenfeindlichen Hetzkampagne hingerichtet wurde. Die Filmemacherin Ina Knobloch zeigt auch das erschreckend lange Nachwirken dieser antisemitischen Kampagne über den Nationalsozialismus bis weit in unsere Zeit.

Die historische Spurensuche führt an zahlreiche Originalschauplätze, Gassen, Landschaften und Schlösser, die für das Leben und den Justizmord an Oppenheimer entscheidend waren, und die wahre Person des Joseph Süßkind Oppenheimer hinter dem späteren propagandistischen Zerrbild des »Jud Süß« wird rekonstruiert. Auch zeigt der Film die manipulativen Strategien, mit denen antisemitische »Fake News«-Kampagnen arbeiten, damals wie heute. So zeigen die Gerichtsakten von 1737/38 mit welcher massiven Folter politische Gegner des Herzogs versuchten, Oppenheimer – gegen den nichts vorlag – zu einem falschen Geständnis zu zwingen.

Goebbels Das dunkle Erbe der Propaganda gegen Oppenheimer gipfelt in dem Propagandafilm Jud Süß von Veit Harlan von 1940, den Goebbels in Auftrag gegeben hatte. Die antijüdischen Stereotype, wie sie in Jud Süß inszeniert wurden, hatten langfristige Nachwirkungen im Deutschland der Nachkriegszeit.

So kommen hier erstmals Tonbandaufnahmen zu Gehör, die der Medienwissenschaftler Friedrich Knilli während Vorführungen des Nazi-Films in den 70er- und 80er-Jahren von Publikumsreaktionen machte. Einige Zuschauerreaktionen machen deutlich, dass antisemitische Propaganda bei Weitem nicht von allen als solche erkannt und verurteilt wurde.

Der heutige UFA-Geschäftsführer Nico Hofmann spricht im Interview offen über dieses dunkle Kapitel in der Geschichte des traditionsreichen Filmstudios, in dessen Kinopalast am Berliner Zoo der Film unter Anwesenheit hochrangiger Nazi-Führer Premiere hatte. Ein hintergründiger Dokumentarfilm über die lange Geschichte, manipulative Mechanismen und das dunkle Erbe antisemitischer »Fake News« in Deutschland. ja

»Die Akte Oppenheimer. Das dunkle Erbe antisemitischer Fake News«. Samstag, 16. Dezember, 21.45 Uhr auf Phoenix

Musik

»Piano Man« verlässt die Bühne: Letztes Billy-Joel-Konzert

Eine Ära geht zuende: Billy Joel spielt nach zehn Jahren vorerst das letzte Mal »Piano Man« im New Yorker Madison Square Garden. Zum Abschied kam ein Überraschungsgast.

von Benno Schwinghammer  26.07.2024

Zahl der Woche

16 Sportarten

Fun Facts und Wissenswertes

 26.07.2024

Lesen!

Ein gehörloser Junge und die Soldaten

Ilya Kaminsky wurde in Odessa geboren. In »Republik der Taubheit« erzählt er von einem Aufstand der Puppenspieler

von Katrin Diehl  25.07.2024

Ruth Weiss

»Meine Gedanken sind im Nahen Osten«

Am 26. Juli wird die Schriftstellerin und Journalistin 100 Jahre alt. Ein Gespräch über ihre Kindheit in Südafrika, Israel und den Einsatz für Frauenrechte

von Katrin Richter  25.07.2024

Streaming

In geheimer Mission gegen deutsche U-Boote

Die neue Action-Spionagekomödie von Guy Ritchie erinnert an »Inglourious Basterds«

von Patrick Heidmann  25.07.2024

Bayreuth

Das Haus in der Wahnfriedstraße

Die Debatten um Richard Wagners Judenhass gehen in eine neue Runde. Nun steht sein antisemitischer Schwiegersohn Houston Stewart Chamberlain im Fokus

von Axel Brüggemann  25.07.2024

Sehen!

»Die Ermittlung«

Der Kinofilm stellt den Aussagen der Zeugen die Ausflüchte der Angeklagten gegenüber

von Ayala Goldmann  25.07.2024

Kommentar

Der »Spiegel« schreibt am eigentlichen Thema vorbei

In seiner Berichterstattung über das Abraham-Geiger-Kolleg konstruiert das Magazin eine Konfliktlinie

von Rebecca Seidler  25.07.2024 Aktualisiert

Literatur

Dieses Buch ist miserabel. Lesen Sie dieses Buch!

Eine etwas andere Kurzrezension von Ferdinand von Schirachs Erzählband »Nachmittage«

von Philipp Peyman Engel  24.07.2024 Aktualisiert