Belletristik

Preis der Leipziger Buchmesse für Tomer Gardi

Der israelische Schriftsteller Tomer Gardi Foto: Shiraz Grinbaum

Der diesjährige Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik geht an den 1974 in Galiläa geborenen und in Berlin lebenden Autor Tomer Gardi. Diese Entscheidung gab die siebenköpfige Jury am Donnerstagnachmittag in der Glashalle des Leipziger Messegeländes bekannt. Der 48-Jährige erhält die Ehrung für sein Buch Eine runde Sache, erschienen im Literaturverlag Droschl. Die Jury lobte das aus zwei Handlungssträngen bestehende und in fehlerhafter deutscher Grammatik verfasste Buch als ein »Feuerwerk«.

Darin reisen zwei Künstler durch sprachliche und kulturelle Räume, Themen des Romans sind Fremdheitserfahrungen, Identität und das Leben als Künstler. In einem der beiden Handlungsstränge schickt sich Tomer Gardi selbst auf Deutsch als literarische Figur mit einem deutschen Schäferhund auf eine surreal-abenteuerliche Odyssee. Der zweite Teil ist ein aus dem Hebräischen übersetzter historischer Roman. Darin geht es um den im 19. Jahrhundert lebenden indonesischen Maler Raden Saleh und seine Reise von Java durch Europa und zurück nach Asien.

jury In drei Kategorien waren insgesamt 15 Bücher für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert, also fünf je Sparte. In der Kategorie Sachbuch/Essayistik ging der Preis an die Lyrikerin und Übersetzerin Uljana Wolf für ihr Buch Etymologischer Gossip. Essays und Reden (erschienen bei Kookbooks). »›Etymologischer Gossip‹ lässt sich als intellektuelle Autobiografie lesen«, urteilte die Jury. Uljana Wolf führe mit diesem »vor Esprit funkelndem Buch« aber vor allem in die Fragen von Ethik und Poetik der Übersetzung ein und sensibilisiere für deren gesellschaftspolitische Relevanz.

Bei Übersetzungen entschied sich die Jury unter Vorsitz der Literaturkritikerin Insa Wilke für die 1964 in Offenbach geborene und in Paris lebende Anne Weber. Sie übersetzte aus dem Französischen Nevermore« von Cécile Wajsbrot (erschienen im Wallstein Verlag).

Anne Webers Sprachkunst sei bei der Übersetzung gleich mehrfach gefordert gewesen, denn der Roman erzähle von einer Autorin, die sich nach dem Tod einer Freundin nach Dresden zurückzieht und an einer Übersetzung ins Französische arbeitet, so die Jury.

absage Die Leipziger Buchmesse war in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie zum dritten Mal in Folge abgesagt worden. Der Preis der Leipziger Buchmesse wurde dennoch verliehen, die Veranstaltung wurde im Livestream übertragen. Außerdem hat eine Vielzahl von Verlagen Ersatzveranstaltungen für die abgesagte Buchmesse organisiert.

Buchmesse-Direktor Oliver Zille sagte in seiner Ansprache mit Blick auf den vor drei Wochen begonnenen russischen Angriffskrieg unter anderem, man sei in diesen Tagen mit Kopf und Herz bei den Menschen in der Ukraine. Die Preisverleihung trotz Corona-Pandemie wertete Zille als ein starkes Zeichen für die Leipziger Buchmesse.

Die Juryvorsitzende Wilke würdigte vorangegangene Bekundungen zur Zukunft der Leipziger Buchmesse: In Leipzig werde literarische Öffentlichkeit hergestellt, die auch aus wirtschaftlicher Sicht nicht verzichtbar sei, sagte Wilke. epd

München

Fritz-Neuland-Gedächtnispreis gegen Antisemitismus erstmals verliehen

Als Anwalt stand Fritz Neuland in der NS-Zeit anderen Juden bei. In München wird ein nach ihm benannter Preis erstmals verliehen: an Polizisten und Juristen, die sich gegen Antisemitismus einsetzen

von Barbara Just  30.06.2025

Forschung

Digitales Archiv zu jüdischen Autoren in der NS-Zeit

Das Portal umfasst den Angaben zufolge derzeit rund eine Million gespeicherte Informationen

 30.06.2025

Medien

»Ostküsten-Geldadel«: Kontroverse um Holger Friedrich

Der Verleger der »Berliner Zeitung« irritiert mit seiner Wortwahl in Bezug auf den jüdischen Weltbühne-Gründer-Enkel Nicholas Jacobsohn. Kritiker sehen darin einen antisemitischen Code

von Ralf Balke  30.06.2025

Berlin

Mehr Bundesmittel für Jüdisches Museum

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer betonte, sichtbares jüdisches Leben gehöre zur Mitte der Gesellschaft

 30.06.2025

Großbritannien

Nach Anti-Israel-Eklat bei Glastonbury: BBC gibt Fehler zu

Ein Musiker wünscht während einer BBC-Übertragung dem israelischen Militär von der Festival-Bühne aus den Tod. Die Sendung läuft weiter. Erst auf wachsenden Druck hin entschuldigt sich die BBC

 30.06.2025

Glastonbury-Festival

Anti-Israel-Parolen: Britischer Premier fordert Erklärung

Ein Musiker beim Glastonbury-Festival in England fordert die Menge dazu auf, Israels Militär den Tod zu wünschen. Der Vorfall zieht weite Kreise

 30.06.2025

Essay

Die nützlichen Idioten der Hamas

Maxim Biller und der Eklat um seinen gelöschten Text bei der »ZEIT«: Ein Gast-Kommentar von »WELT«-Herausgeber Ulf Poschardt

 29.06.2025

Glastonbury

Polizei prüft Videos der Festival-Auftritte auf strafrechtliche Relevanz

Festival-Organisatoren: Parolen von Bob Vylan hätten eine Grenze überschritten

 29.06.2025

Literatur

Österreicherin Natascha Gangl gewinnt Bachmann-Preis 2025

Ihr poetischer Text »DA STA« begibt sich auf die Suche nach den versteckten Spuren eines NS-Verbrechens

 29.06.2025