Sehen!

Porträtist der Sowjetelite

Mit Moissej Nappelbaum stellt die Berliner Galerie Berinson in einer neuen Ausstellung den bedeutendsten Porträtfotografen Russlands vor. Gezeigt werden bis 25. November mehr als 50 seltene Originalabzüge, darunter Porträts von Wladimir Tatlin, Sergej Eisenstein, Boris Pasternak, Maxim Gorki, Dmitri Schostakowitsch, Sergej Prokofjew und Lion Feuchtwanger.

Moissej Solomonowitsch Nappelbaum wurde 1869 in Minsk geboren. Nach Reisen durch das Zarenreich und die USA ließ er sich 1910 mit seiner Familie in Petersburg nieder und eröffnete ein erfolgreiches fotografisches Atelier am Newski Prospekt, der Prachtstraße der damaligen russischen Hauptstadt.

Oktoberrevolution Nach der Oktoberrevolution fertigte er 1918 das erste offizielle Bild Lenins an, das millionenfache Verbreitung fand. Zahlreiche sowjetische Politiker, Wissenschaftler, Maler, Bildhauer, Dichter, Komponisten, Schauspieler und Tänzer ließen sich danach von ihm porträtieren.

Nappelbaum, der Rembrandt als seinen wahren Lehrmeister bezeichnete, entwickelte einen persönlichen Stil als Fotograf, den er keiner Mode anpasste, sondern konsequent für sein gesamtes Lebenswerk beibehielt. In oft stundenlangen Sitzungen arbeitete er seine Porträts sorgsam heraus.

Durch konsequente Lichtführung, die meist spärlich eingesetzten Requisiten und die besondere Aufmerksamkeit, die er Blickrichtung und Händen seiner Modelle zuteil werden ließ, entstanden wohlkomponierte Charakterstudien. Die malerische Bearbeitung des Hintergrunds auf der Negativplatte kennzeichnet viele seiner Fotografien. Mit seinen Porträts der neuen sowjetischen Elite wurde Nappelbaum zum fotografischen Chronisten der Sowjetzeit. ja

»Moissej Nappelbaum: Porträts der sowjetischen Geisteswelt«. Galerie Berinson, Lindenstr. 34, 10969 Berlin, bis 25. November
www.berinson.de

Musik

»Piano Man« verlässt die Bühne: Letztes Billy-Joel-Konzert

Eine Ära geht zuende: Billy Joel spielt nach zehn Jahren vorerst das letzte Mal »Piano Man« im New Yorker Madison Square Garden. Zum Abschied kam ein Überraschungsgast.

von Benno Schwinghammer  26.07.2024

Zahl der Woche

16 Sportarten

Fun Facts und Wissenswertes

 26.07.2024

Lesen!

Ein gehörloser Junge und die Soldaten

Ilya Kaminsky wurde in Odessa geboren. In »Republik der Taubheit« erzählt er von einem Aufstand der Puppenspieler

von Katrin Diehl  25.07.2024

Ruth Weiss

»Meine Gedanken sind im Nahen Osten«

Am 26. Juli wird die Schriftstellerin und Journalistin 100 Jahre alt. Ein Gespräch über ihre Kindheit in Südafrika, Israel und den Einsatz für Frauenrechte

von Katrin Richter  25.07.2024

Streaming

In geheimer Mission gegen deutsche U-Boote

Die neue Action-Spionagekomödie von Guy Ritchie erinnert an »Inglourious Basterds«

von Patrick Heidmann  25.07.2024

Bayreuth

Das Haus in der Wahnfriedstraße

Die Debatten um Richard Wagners Judenhass gehen in eine neue Runde. Nun steht sein antisemitischer Schwiegersohn Houston Stewart Chamberlain im Fokus

von Axel Brüggemann  25.07.2024

Sehen!

»Die Ermittlung«

Der Kinofilm stellt den Aussagen der Zeugen die Ausflüchte der Angeklagten gegenüber

von Ayala Goldmann  25.07.2024

Kommentar

Der »Spiegel« schreibt am eigentlichen Thema vorbei

In seiner Berichterstattung über das Abraham-Geiger-Kolleg konstruiert das Magazin eine Konfliktlinie

von Rebecca Seidler  25.07.2024 Aktualisiert

Literatur

Dieses Buch ist miserabel. Lesen Sie dieses Buch!

Eine etwas andere Kurzrezension von Ferdinand von Schirachs Erzählband »Nachmittage«

von Philipp Peyman Engel  24.07.2024 Aktualisiert