München

Petrenko für alle

Kirill Petrenko Foto: dpa

Immer wenn ich Wagner höre», gestand Woody Allen einmal in einem Interview, «verspüre ich den inneren Drang, in Polen einzumarschieren.» Gemeint war damit vor allem Richard Wagners Walkürenritt, das wegen seiner bedrohlich-martialischen Passagen und Schlachtrufe in Hollywoodfilmen oft zur Untermalung von militärischen Angriffen verwendet wird.

Ungleich romantischer wird es heute Abend bei der Aufführung von Wagners Tannhäuser unter Leitung von Kirill Petrenko in der Bayerischen Staatsoper, die ab 18 Uhr live aus dem Nationaltheater auf dem Max-Joseph-Platz übertragen wird. Rund 12.000 Besucher werden zu dem kostenlosen Festspielkonzert in der Reihe «Oper für alle» erwartet, teilte die Staatsoper am Samstag mit.

Programm Übertragen wird die Oper auf einer mehr als 50 Quadratmeter großen LED-Wand. Die Soundanlage ist rund 80.000 Watt stark. Das Vorprogramm zur rund fünfstündigen Oper beginnt bereits ab 16.30 Uhr. Durch das Programm führt der TV-Moderator Thomas Gottschalk.

Inszeniert wird der Tannhäuser vom italienischen Regisseur Romeo Castellucci, der mit dieser Aufführung im Mai dieses Jahres seine – von der Kritik hoch gelobte – Premiere in München feierte. Den Tannhäuser singt Publikumsliebling Klaus Florian Vogt, den Wolfram von Eschenbach gibt Christian Gerhaher, die Rolle der Elisabeth singt Anja Harteros. Es dirigiert der Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper, Kirill Petrenko.­

Der 45-jährige Petrenko rückt in rund zwei Jahren offiziell an die Spitze der Berliner Philharmoniker. Zwar war der Dirigent nicht die erste Wahl für diesen Spitzenposten im europäischen Musikbetrieb. Erst im zweiten Durchgang hatte sich das selbstverwaltete Orchester vor knapp zwei Jahren auf den in Österreich aufgewachsenen Petrenko aus dem sibirischen Omsk geeinigt. Damals hatten die Philharmoniker nur drei Mal mit ihm gespielt, ihre Entscheidung aber mit Petrenkos außerordentlichen Fähigkeiten als Dirigent und mit seinem ebenso emphatischen wie musikalisch erfolgreichen Umgang mit dem Orchester begründet.

Biografie Petrenko ist seit 2013 amtierender Generalmusikdirektor der Bayrischen Staatsoper. Er stammt aus einer jüdischen Musikerfamilie und zog 1990 mit seinen Eltern als sogenannter Kontingentflüchtling ins österreichische Vorarlberg. Kurz darauf studierte er an der Musikuniversität Wien Dirigat. Kritikern zufolge gilt Petrenko als das größte Talent seiner Generation. Bereits drei Mal wurde er zum «Dirigenten des Jahres» gekürt.

Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg wurde 1845 in Dresden uraufgeführt, dann aber von Wagner (1813–1883) mehrfach überarbeitet. Die Neuninszenierung an der Staatsoper in München orientiert sich an der Wiener Fassung aus dem Jahr 1875, die letzte, die der Komponist noch selbst betreut hatte.

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  01.05.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  01.05.2025

Donna Anna (Adela Zaharia) und Don Ottavio (Agustín Gómez) in »Don Giovanni/Requiem«

Oper

Requiem nach der Höllenfahrt

Der Exilrusse Kirill Serebrennikov erschüttert mit »Don Giovanni« in Berlin

von Maria Ossowski  01.05.2025

Sehen!

»Der Meister und Margarita«

In Russland war sie ein großer Erfolg – jetzt läuft Michael Lockshins Literaturverfllmung auch in Deutschland an

von Barbara Schweizerhof  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

Medien

Leon de Winter wird Kolumnist bei der »Welt«

Bekannt wurde er vor mehr als 30 Jahren mit Romanen wie »Hoffmanns Hunger«. Jetzt will der niederländische Autor Leon de Winter in Deutschland vermehrt als Kolumnist von sich hören lassen

von Christoph Driessen  29.04.2025

Fernsehen

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Das Drama auf Arte erzählt von einem jüdischen Belgier, der im KZ als angeblicher Perser einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll. Dabei kann er die Sprache gar nicht

von Michael Ranze  29.04.2025

Berlin

Antisemitismusbeauftragter für alle Hochschulen soll kommen

Details würden derzeit noch im Senat besprochen, sagte Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra

 29.04.2025

Jerusalem

Seltenes antikes Steinkapitell wird in Israel ausgestellt

Ein Fund aus dem Jahr 2020 gibt israelischen Archäologen Rätsel auf. Die Besonderheit des Steinkapitells aus römischer Zeit: Es ist mit einem mehrarmigen Leuchter - im Judentum Menorah genannt - verziert

 29.04.2025