Frankfurter Buchmesse

Péter Nádas, Robert Menasse und Solomonica de Winter

Die Frankfurter Buchmesse findet vom 19. bis zum 23. Oktober 2022 statt. Foto: picture alliance/dpa

Die 74. Frankfurter Buchmesse ist am Dienstag offiziell eröffnet worden. Ab Mittwoch können Kulturbegeisterte vier Tage lang bei zahlreichen Konferenzen, Lesungen, Diskussionen und Performances das diesjährige Thema »Übersetzen« erkunden. Beleuchtet werden soll es aus verschiedensten Perspektiven. Dabei geht es auch darum, welch wichtige Voraussetzung das Übersetzen für Verständnis und Verständigung bilden kann.

Hier eine kleine Auswahl von Veranstaltungen während der Messe und im Umfeld: Der in Budapest geborene und vielfach ausgezeichnete Autor Péter Nádas präsentiert auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse seinen neuen Roman Schauergeschichten, in dem er die Geschichte eines Dorfes samt all seiner Akteure erzählt. Am Donnerstag, dem 20. Oktober, lädt das Blaue Sofa ab 14.40 Uhr zu einem Gespräch mit dem Autor ein. Verfolgt werden kann es auch im Livestream.

Menasse Der Wiener Bestseller-Autor Robert Menasse wird sein neustes Buch Die Erweiterung vorstellen. Es ist die Fortsetzung seines preisgekrönten Romans Hauptstadt aus dem Jahr 2017. Im Rahmen der Veranstaltung »Literatur im Römer« wird Menasse am Mittwoch, dem 19. Oktober, um 21.30 Uhr Auszüge aus seinem neuen Werk vorlesen. Interessierte, die nicht vor Ort sind, können die Lesung via Online-Stream live mitverfolgen.

Spannend dürfte in diesem Jahr zudem das umfangreiche Ukraine-Programm werden. Mitgestaltet wurde dies unter anderem von der Initiative »Ukrainian Jewish Encounter«, die nicht nur verschiedenste Werke mit Ukraine-Bezug präsentiert, sondern auch ihr neustes Online-Projekt »Ukrainian Jewish Encounter Timeline: From Antiquity to 1914.« Das Projekt blickt auf die vielseitige jüdische Geschichte in der Ukraine und welche kulturellen sowie politischen Veränderungen sie zwischen den Jahren 1772 und 1914 prägten. Im Fokus steht dabei stets die Beziehungen und Interkationen zwischen Juden und nichtjüdischen Ukrainern.

Passend dazu findet am Freitag, dem 21. Oktober, die Performance »Fokstroty« mit dem ukrainischen Schriftsteller Serhij Zhadan, dem gebürtigen Ukrainer und inzwischen in Berlin lebenden Musiker Yuriy Gurzhy sowie der Autorin Lyuba Yakimchukim im Frankfurter Pavillon statt. Gemeinsam wollen sie einen neuen Klang der ukrainischen Poesie des zwanzigsten Jahrhunderts präsentieren.

Augmented Reality Erkundet werden können in den nächsten Tagen aber nicht nur etliche analoge Werke, sondern auch komplett neue Formen des Storytelling. So wurde zum Beispiel das Kinderbuch »Jüdische Welt verstehen« von A. Kolatch mithilfe von Augmented Reality virtuell erlebbar gemacht. Das digitale Buch lädt Besucher zu einem dreidimensionalen und interaktiven Leseerlebnis ein, das ihnen jüdisches Leben und jüdische Geschichte näherbringt. Das virtuelle Pop-up-Buch ist in der Halle 3.0, am Standplatz A9 zu finden.

Der Diogenes-Verlag nutzt die diesjährige Frankfurter Buchmesse, um seinen 70. Geburtstag zu feiern. Dazu lädt der Verleger Philipp Keel am Donnerstag, dem 20. Oktober, um 15.30 Uhr, im »Frankfurter Pavillon« zu einem Gespräch mit namenhaften Autoren und Autorinnen des Verlages ein. Anwesend sein werden unter anderen Ingrid Noll, Donna Leon, Solomonica de Winter, Benedict Wells, Denis Scheck, Irene Vallejo, Andrej Kurkow, Stefanie vor Schulte und Shelly Kupferberg.

Zu einer weiteren Buchvorstellung lädt der Politikwissenschaftler und Soziologe Andrei S. Markovits ein. Gemeinsam mit Stephan Lessenich, Politiker und ebenfalls Soziologe, will Markovits seine Autobiografie Der Pass mein Zuhause am Institut für Sozialforschung ab 2o Uhr präsentieren. Der in Rumänien geborene Autor emigrierte als Kind nach Wien und wanderte später in die USA aus. In seiner Autobiografie reflektiert der jüdische Intellektuelle nun über die eigene Heimatlosigkeit und die jüdische Identität nach der Schoa.

Antisemitismusprävention Darüber hinaus widmete sich bereits das »Forum Bildung« dem Thema der aktiven Bekämpfung und Prävention von Antisemitismus an deutschen Schulen. Am heutigen Mittwoch fand dazu eine Podiumsdiskussion statt, bei der Udo Beckmann, Bundesvorsitzender Verband Bildung und Erziehung (VBE), Shila Erlbaum, Bildungsreferentin Zentralrat der Juden in Deutschland sowie Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt zu Wort kamen.

Ebenfalls am heutigen Mittwoch um 19.30 Uhr, wird die Journalistin Sarah Levy und gebürtige Frankfurterin aus ihrem autobiografischen Israel-Buch »Fünf Wörter für Sehnsucht« vorlesen. Darin erzählt sie von ihrer Annäherung an Israel, die sie zunächst noch als Touristin unternahm. Später entschied sie sich für ein Leben in Tel Aviv-Yafos und fasste Fuß in der israelischen Gesellschaft. Welche Begegnungen sie dabei prägten und wie sie ihre deutsch-jüdische Identität erforschte, auch davon erzählt Levy. Die Lesung findet im Ignatz Bubis-Gemeindezentrum in Frankfurt am Main statt.

Am 21. Oktober, um 18.30 Uhr, lädt das Italienische Kulturinstitut Köln in Zusammenarbeit mit dem Italienischen Kulturinstitut Berlin zur Präsentation des neuen Romans Die Schwalben von Montecassino der Autorin Helena Janeczek ein. Janeczek, die als Tochter jüdisch-polnischer Eltern in München aufwuchs und später nach Italien auswanderte, erzählt darin von der Schlacht um Monte Cassino 1944 und blickt dabei auch auf ihre eigene Familiengeschichte.  

Am Sonntag, den 23. Oktober, um 11 Uhr stellt das Jüdische Museum Frankfurt den Kriminalroman Der Rabbi und der Kommissar – Du sollst nicht begehren des Frankfurter Autors Michel Bergmann vor.

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