Einen einzigen Satz findet man in den meisten Musiklexika über Bronislaw Hubermans Lebenswerk: »1935 gründete er das Palestine Orchestra, aus dem 1948 das Israel Philharmonic Orchestra hervorging.« Von dieser Gründung erzählt der unterhaltsame und spannende Dokumentarfilm Orchester im Exil, der jetzt in deutschen Programmkinos zu sehen ist.
Drehbuchautor und Regisseur Josh Aronson hat historische Aufnahmen, nachgestellte Szenen, Gespräche mit Musikern und Zeitzeugen zusammengestellt, präsentiert Briefe und Tonaufnahmen des bedeutenden Geigers. Er zeichnet Hubermans Lebensstationen vom fremdbestimmten Wunderkind zum Kämpfer für Humanismus und Gerechtigkeit nach. Es ist seine Geschichte, die nun wieder lebendig wird. Und es ist die Geschichte des Orchesters.
rettung Frühzeitig erkennt der gebürtige Pole, dass Hitler für die Juden lebensgefährlich werden wird. Er beschließt, verfolgte jüdische Musiker aus Deutschland und Osteuropa nach Palästina zu holen, um dort ein Orchester aufzubauen und mit der Musik im übertragenen Sinne die Nazis zu schlagen. Huberman stellt ein Weltklasse-Ensemble zusammen. Trotz immenser Schwierigkeiten – es mangelt an Geld, England verhängt einen Aufnahmestopp für Juden – schafft es Huberman, etwa 1000 jüdische Musiker vor der Schoa zu retten und mit ihnen ein immenses kulturelles Erbe nach Israel zu bringen.
Im Dezember 1936 präsentiert das neue Ensemble unter Leitung von Arturo Toscanini sein Eröffnungskonzert vor 2000 Zuhörern – 100.000 hatten es hören wollen. Die Gründung des Staates Israel 1948 hat Huberman nicht mehr erlebt. Seitdem heißt das Orchester »Israel Philharmonic Orchestra« – in ihm spielen jetzt auch Kinder und Enkel der einst Geretteten.
»Orchester im Exil«. USA/Israel 2012, Regie: Josh Aronson, Länge 85 min.