Hochschule

Offen für alle Strömungen

Die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg Foto: Philipp Rothe

Im Aufenthaltsraum der Hochschule für Jüdische Studien (HfJS) tagt donnerstags eine neue Vereinigung. Hier in Heidelberg entsteht der erste »Hillel-Hub« Westeuropas. Studenten aller Fachrichtungen feilen an neuen Programmideen – von Krav Maga bis Museumsbesuch. Hillel ist die größte Organisation für jüdisches Uni-Leben weltweit. Unter ihrem Dach lernen, beten, singen, kochen, feiern und diskutieren jüdische Studenten an über 550 Hochschulen.

»Es ist ein international bewährtes System. Das wollten wir Deutschland nicht vorenthalten«, erklärt Jonathan Walter, zuständiger Referent beim Zentralrat der Juden in Deutschland. In Kooperation mit Hillel leitet und finanziert dieser die Entstehung der ersten deutschen Gruppe. Heidelberg ist nur der Anfang, in den nächsten Jahren sollen Gruppen in ganz Deutschland entstehen.

Weil die HfJS auch koschere Mensa und Hochschulrabbiner bietet, startet Hillel Deutschland genau hier. Dafür hatte sich auch Rektor Johannes Heil eingesetzt: »Es ist wichtig, dass wir in das studentische Leben investieren und Angebote schaffen, und zwar nicht einfach einen Club, sondern intensive Programmarbeit.« Hillel stärke das Profil der Hochschule und könne zum Treffpunkt für Studenten und Gastforscher in der Region werden. Doch Heil betont: »Es ist keine Einrichtung der Hochschule selbst, das ist ganz wichtig, aber wir freuen uns, wenn sie wächst.«

Basisdemokratisch Denn bei Hillel sollen die Studenten die Initiative übernehmen. »Jeder kann und soll mitmachen und etwas beitragen, das ist eine Leitidee von Hillel«, so Jonathan Walter. Deswegen wird die erste große Veranstaltung des Hubs seit seiner internen Gründung vor zwei Wochen eine Lernnacht an Schawuot. Hierfür wird jeder einen kleinen Vortrag vorbereiten – von jüdischer Bioethik bis zu koscherer Destillation.

Basisdemokratisch, akademisch und pluralistisch soll es sein. Hillel sei »nicht areligiös«, sagt Walter, aber »offen für alle Strömungen«. Das Konzept kommt an. Bereits gut 20 Studenten scharen sich um Hub-Koordinatorin Yana Lemberska. Artjom Wischnjow ist ihr studentischer Stellvertreter und eines der ersten Mitglieder. »Die Idee hat mich begeistert«, sagt der Biotechnologiestudent. »Ich wollte nicht nur Konsument sein, sondern Verantwortung übernehmen und etwas bewegen.«

Noch ist die Gruppe zwischen Hochschule und Gemeinde zu Hause, aber für die Zukunft hoffen die Studenten auf eigene Räume – ganz nach amerikanischem Vorbild. Jonathan Walter verrät: »Langfristig ist geplant, dass Häuser entstehen werden, möglicherweise auch mit Wohnungen für Studenten.«

TV-Tipp

Der Mythos Jeff Bridges: Arte feiert den »Dude«

Der Weg zum Erfolg war für Jeff Bridges steinig - auch weil der Schauspieler sich gegen die Erfordernisse des Business sträubte. Bis er eine entscheidende Rolle von den Coen-Brüdern bekam, die alles veränderte

von Manfred Riepe  14.07.2025

Musik

Der die Wolken beschwört

Roy Amotz ist Flötist aus Israel. Sein neues Album verfolgt hohe Ziele

von Alicia Rust  14.07.2025

Imanuels Interpreten (11)

The Brecker Brothers: Virtuose Blechbläser und Jazz-Funk-Pioniere

Jazz-Funk und teure Arrangements waren und sind die Expertise der jüdischen Musiker Michael und Randy Brecker. Während Michael 2007 starb, ist Randy im Alter von fast 80 Jahren weiterhin aktiv

von Imanuel Marcus  14.07.2025

Kino

»Superman« David Corenswet fühlte sich »wie ein Astronaut«

»Ich habe dafür trainiert, ich habe es mir gewünscht, und jetzt liegt die ganze Arbeit vor mir«, sagt der Darsteller mit jüdischem Familienhintergrund

von Philip Dethlefs  14.07.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Superman kommt ins Kino – und wo sind die super Männer?

von Katrin Richter  13.07.2025

Biografie

Schauspieler Berkel: In der Synagoge sind mir die Tränen geflossen 

Er ging in die Kirche und war Messdiener - erst spät kam sein Interesse für das Judentum, berichtet Schauspieler Christian Berkel

von Leticia Witte  11.07.2025

Thüringen

Yiddish Summer startet mit Open-Air-Konzert

Vergangenes Jahr nahmen rund 12.000 Menschen an den mehr als 100 Veranstaltungen teil

 11.07.2025

Musik

Nach Eklat: Hamburg, Stuttgart und Köln sagen Bob-Vylan-Auftritte ab

Nach dem Eklat bei einem britischen Festival mit israelfeindlichen und antisemitischen Aussagen sind mehrere geplante Auftritte des Punk-Duos Bob Vylan in Deutschland abgesagt worden

 10.07.2025

Agententhriller

Wie drei Juden James Bond formten

Ohne Harry Saltzman, Richard Maibaum und Lewis Gilbert wäre Agent 007 wohl nie ins Kino gekommen

von Imanuel Marcus  14.07.2025 Aktualisiert