Schlosspark-Theater

Nichtarische Arien

Ilja Richter Foto: imago

Schlosspark-Theater

Nichtarische Arien

Ilja Richter singt Georg Kreislers Liebeslieder

 10.11.2015 21:26 Uhr

»Sei nicht so laut – wir sind Juden!« Diese Mahnung, ausgesprochen von Georg Kreislers Mutter, hat der Knabe in seinem späteren Berufsleben zum Glück nicht befolgt.

Im Gegenteil: Der 1922 in Wien geborene Komponist, Sänger und Dichter ist das Paradebeispiel eines Juden, der sich nichts gefallen lässt – und erst recht keinen Schwachsinn wie Antisemitismus. Dieses Stellung- Beziehen durchzieht sein gesamtes Werk, sei es in seinen von schwarzem Humor getränkten Liedern wie »Tauben vergiften« oder in Büchern wie Mein Heldentod.

Songs
Umso erstaunlicher, dass es nun einen Abend im Berliner Schlosspark-Theater gibt, bei dem ausschließlich »Liebeslieder« von Kreisler gespielt werden. Der Titel »Liebeslieder am Ultimo« sei kein Zufall, sagt Ilja Richter, der den Abend an der Seite von Barbara Kreisler-Peters, Sängerin und Ehefrau des 2011 gestorbenen Austro-Amerikaners, und der Pianistin Sherri Jones bestreitet. »Kreisler hatte die Idee zu einem gemeinsamen Liederabend mit seiner Frau zwei Jahre vor seinem Tod, zu einer Zeit, da er selbst nicht mehr auftrat. So haben die beiden mich gefragt. Ich kenne die Barbara schon seit den 70ern.«

Damals moderierte Ilja Richter noch die Sendung »Disco«. Die Älteren werden sich noch an diese Mischung aus Disco-Hits, Kalauern und Halbststarken-Klamauk erinnern. »Damals war alles möglich. Ich habe in der Sendung sogar ein Lied durchgesetzt, das mir Kreisler höchstpersönlich zugeschickt hatte, und zwar seinen Onkel Joschi. Ich habe mich schon immer als Kreislerianer gefühlt. Er gehört zu meinem Leben«.

Die Auswahl des Liederabends stammt noch von Kreisler selbst. Ob sich im Programm auch dessen Jüdischkeit spiegelt? Richter wiegelt erst ab, doch dann: »Es gibt zwei Ausnahmen: ›Herrliches Weib‹ aus den ›Nichtarischen Arien‹ und das angejiddelte ›Mein Weib will mich verlassen‹.« Letzteres endet übrigens klassisch jüdisch: »Oi weh, oi weh, oi weh!«

www.schlosspark-theater.de

Brüssel

»Gegen EU-Grundwerte«: Kommission verurteilt Festival

Eine Sprecherin der Europäischen Kommission hat den Boykott der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani in die Nähe von Antisemitismus gerückt und scharf verurteilt

von Michael Thaidigsmann  12.09.2025

Sachbuch

Aus dem Leben einer Rebellin

Gerhard J. Rekel hat der jüdischen Sozialaktivistin Lina Morgenstern eine lesenswerte Biografie gewidmet

von Gerhard Haase-Hindenberg  12.09.2025

TV

Auch Niederlande drohen mit ESC-Boykott, wenn Israel teilnimmt

Gastgeber Österreich hat sich bereits eindeutig für eine Teilnahme Israels ausgesprochen

 12.09.2025

Belgien

»Ruf unseres Landes beschmutzt«: Premier rügt Gent-Festival

Premier Bart de Wever kritisiert die Leiter eines belgischen Festivals dafür, die Münchner Philharmoniker und ihren Dirigent Lahav Shani ausgeladen zu haben

 12.09.2025

Nach Canceln in Gent

Solidarität in Berlin: Konzert mit Lahav Shani

Der israelische Dirigent und die Münchner Philharmoniker treten am Montag beim Musikfest Berlin auf

 12.09.2025

Belgien

Prosor: Ausladung von Shani »purer Antisemitismus«

Der israelische Dirigent Lahav Shani darf nicht auf dem Flanders Festival Ghent auftreten, weil er sich nicht genug vom Vorgehen Israels in Gaza distanziert habe. Das sorgt international für Kritik

 12.09.2025

Streaming

»Verstehen statt behaupten«

Ein Gespräch mit Dan Shaked über seine Abneigung gegen Petitionen, das Spionagedrama »The German« und den Dreh mit Schauspielkollege Oliver Masucci

von Katrin Richter  12.09.2025

Sehen!

»Humans 2.0«

Die Suche nach dem Moment des perfekten Gleichgewichts – das australische Ensemble »Circa« gastiert in Berlin

von Bettina Piper  12.09.2025

Kino

Für Hermann Göring lernte Russell Crowe Deutsch

Crowe spielt den Nazi-Verbrecher in »Nuremberg«, einem packenden Thriller über die Nürnberger Prozesse

von Manuela Imre  12.09.2025