Wuligers Woche

Nicht druckreif

Nicht jedes literarische Projekt bringt es auch zur Veröffentlichung. Foto: Foto: Thinkstock Montage: Marco Limberg

In Frankfurt am Main präsentieren deutsche und internationale Verlage bis Sonntag Fachbesuchern und Publikum auf der Buchmesse wieder Zehntausende von Neuerscheinungen. Doch nicht jedes literarische Projekt bringt es auch zur Veröffentlichung. Für jedes Manuskript, das publiziert wird, gibt es mindestens drei andere, die aus diversen Gründen ungedruckt bleiben.

Im Folgenden ein kleiner Überblick über Bücher, deren Lektüre uns dieses Jahr erspart geblieben ist.

Jakob Augstein: 111 Dinge, die man über Israel wissen muss, ohne jemals dort gewesen zu sein
Am Beispiel des jüdischen Staates demonstriert der »Spiegel«-Kolumnist und leidenschaftliche Israelkritiker, wie fehlende Sachkenntnis die Meinungsbildung erleichtert.

Henryk M. Broder: Alles Links
Der Publizist und Börne-Preisträger kommentiert mit jeweils zwei bis drei Sätzen in gewohnt sarkastischer Manier Texte, über die er beim Surfen im Internet gestolpert ist (320 Seiten, davon eigener Textanteil des Verfassers: circa zwölf Prozent).

Larissa Schapiro: Do swidanja, Berlin!
Die letzte bisher noch nicht literarisch in Erscheinung getretene junge deutsch-jüdische Frau mit postsowjetischem Migrationshintergrund legt endlich ihr Romandebüt vor.

Armin Langer: Ein Jude in den Medien
Gesammelte lobende Rezensionen zu Ein Jude in Neukölln. Mit einem Nachwort des Verfassers: »Ätsch, Homolka, ich bin jetzt bekannter als Sie!«

Maxim Biller: Monolog
Nach Romanen (zuletzt Biografie, 2016) und Polemiken (100 Zeilen Hass, 2017) kommt jetzt Billers neues Bühnenwerk: In dem Ein-Mann-Stück spricht ein jüdischer Schriftsteller zwei Stunden lang ununterbrochen über sich selbst.

Deborah Feldman: Unlektoriert
Die Erfolgsautorin von Unorthodox (319 Seiten) und Überbitten (704 Seiten) füllt diesmal rekordverdächtige 973 Seiten mit Szenen aus ihrem Leben.

Gideon Joffe: Die Kabbala der Zahlen
Wie man Stimmen bei Wahlen erfolgreich auszählt. Ein Handbuch für Gemeindevorstände und alle, die es werden wollen.

Philip Roth: Das große Sexlesebuch
Ein »Best of« der schärfsten Stellen aus den Romanen des amerikanischen Großmeisters. Von Masturbation (Portnoys Beschwerden) über Dreier (Professor der Begierde) bis zu Telefonsex (Sabbaths Theater).

David Lau und Jitzhak Joseph: Ene, mene, muh, wir sind jüdischer als du!
Die Oberrabbiner des Staates Israel erklären, warum 80 Prozent aller Juden in der Welt nicht koscher sind.

Wolfgang Benz (Hrsg.): Wir sind die neuen Juden
Islamverbände, AfD-Politiker, Kampfhundebesitzer und Dieselfahrer klagen über Diskriminierung.

Rachel Fogel: Der Hunger treibt’s runter
Das etwas andere jüdische Kochbuch. Scheußlichkeiten der aschkenasischen Küche von gelierten Hühnerfüßen über Gefilte Fisch mit Glibber bis Lunge-Leber-Milz-Haschee.

Rafael Herlich: Schabbatfreude
In seinem neuen Bildband zeigt der Frankfurter Fotograf Juden samstags beim Shopping, Tennis und Autowaschen. Dazu verträumte Aufnahmen leerer Synagogen.

Restitution

»Das Ausmaß hat uns überrascht«

Daniel Dudde über geraubte Bücher, Provenienzforschung an Bibliotheken und gerechte Lösungen

von Tobias Kühn  15.07.2025

Haskala

Medizin für die jüdische Nation

Aufgeklärte jüdische Ärzte sorgten sich um »Krankheiten der Juden«. Das wirkte auch im Zionismus nach

von Christoph Schulte  15.07.2025

Literatur

Vom Fremden angezogen

Die Schriftstellerin Ursula Krechel, Autorin des Romans »Landgericht«, wird mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet

von Oliver Pietschmann  15.07.2025

Interview

»Eine Heldin wider Willen«

Maya Lasker-Wallfisch über den 100. Geburtstag ihrer Mutter Anita Lasker-Wallfisch, die als Cellistin das KZ Auschwitz überlebte, eine schwierige Beziehung und die Zukunft der Erinnerung

von Ayala Goldmann  15.07.2025

Musik

Zehntes Album von Bush: »Wie eine Dusche für die Seele«

Auf ihrem neuen Album gibt sich die britische Rockband gewohnt schwermütig, aber es klingt auch Zuversicht durch. Frontmann Gavin Rossdale hofft, dass seine Musik Menschen helfen kann

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Medien

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Die Hintergründe

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TV-Tipp

Der Mythos Jeff Bridges: Arte feiert den »Dude«

Der Weg zum Erfolg war für Jeff Bridges steinig - auch weil der Schauspieler sich gegen die Erfordernisse des Business sträubte. Bis er eine entscheidende Rolle von den Coen-Brüdern bekam, die alles veränderte

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Musik

Der die Wolken beschwört

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Imanuels Interpreten (11)

The Brecker Brothers: Virtuose Blechbläser und Jazz-Funk-Pioniere

Jazz-Funk und teure Arrangements waren und sind die Expertise der jüdischen Musiker Michael und Randy Brecker. Während Michael 2007 starb, ist Randy im Alter von fast 80 Jahren weiterhin aktiv

von Imanuel Marcus  14.07.2025