Erste Amtshandlung

Neue Fachberater kritisieren Leitung der documenta

Gehört dem neuen Expertenteam an: Marina Chernivsky Foto: Rolf Walter

Die sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben am Montag in ihrer ersten öffentlichen Stellungnahme erklärt, sie seien »irritiert«, dass die Leitung der documenta trotz ihres Bekenntnisses zur Offenheit schon bei ihrer Einsetzung »wesentliche Fragen des Umgangs mit antisemitischer Kunst festzulegen scheint«.

Die von ihr vertretene Position, dass weder weitere Kunstwerke aufgrund antisemitischer Inhalte entfernt werden müssten, noch eine systematische Prüfung der Werke notwendig sei, widersprächen einem »fachlichen und ergebnisoffenen Dialog«.

Scharfe Kritik übt der Expertenrat auch daran, dass die Wirkung der Debatte um die antisemitischen Kunstwerke auf die jüdische Gemeinschaft in den öffentlichen Stellungnahmen der documenta bislang kaum berücksichtigt worden sei. »Wir werden uns als Gremium dafür einsetzen, dass jüdische Perspektiven bei der Aufarbeitung der Vorgänge bedacht und eingebunden werden.«

Um die zahlreichen judenfeindlichen Eklats bei der documenta aufzuarbeiten, soll die Schau in den kommenden Monaten von sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern fachwissenschaftlich begleitet werden. Diese wurden heute Morgen der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Hauptarbeit der Experten werde über den Ausstellungszeitraum hinausreichen, da auch vertiefende wissenschaftliche Studien initiiert werden könnten, teilten die Gesellschafter der Ausstellung, die Stadt Kassel und das Land Hessen, mit. 

Den Vorsitz des Gremiums übernimmt Nicole Deitelhoff, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) und geschäftsführende Sprecherin des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ). 

Zu dem Team gehören neben Deitelhoff die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermannn, die Professorin für Diskriminierung und Inklusion in der Einwanderungsgesellschaft an der Frankfurt University of Applied Sciences, Julia Bernstein, und die Psychologin und Verhaltenswissenschaftlerin Marina Chernivsky. 

Der massiv in der Kritik stehende Kasseler Oberbürgermeister und Vorsitzende des documenta-Aufsichtsrats, Christian Geselle (SPD), formulierte bei der Einsetzung des Gremiums die Erwartung, »dass unter Berücksichtigung der grundrechtlich geschützten Kunstfreiheit Hinweisen auf mögliche antisemitische Bildsprache und Beförderung von israel-bezogenem Antisemitismus nachgegangen wird«.

Die hessische Kunstministerin und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Angela Dorn (Grüne) gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die »Aufarbeitung des Geschehenen und ein Lernen für die Zukunft« das verloren gegangene Vertrauen wieder zurückgewinnen kann. epd/ja/dpa

Eurovision Song Contest

CDU-Politiker: ESC-Boykott, wenn Israel nicht auftreten darf

Steffen Bilger fordert: Sollte Israel vom ESC ausgeschlossen werden, müsse auch Deutschland fernbleiben. Er warnt vor wachsenden kulturellen Boykottaufrufen gegen den jüdischen Staat

 18.09.2025

Ehrung

Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland für Tamar Halperin

Die in Deutschland lebende israelische Pianistin ist eine von 25 Personen, die Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 1. Oktober ehrt

von Imanuel Marcus  18.09.2025

Ausstellung

Liebermann-Villa zeigt Architektur-Fotografien jüdischer Landhäuser

Unter dem Titel »Vision und Illusion« werden ab Samstag Aufnahmen gezeigt, die im Rahmen des an der University of Oxford angesiedelten »Jewish Country Houses Project« entstanden sind

 18.09.2025

Debatte

Rafael Seligmann: Juden nicht wie »Exoten« behandeln

Mehr Normalität im Umgang miteinander - das wünscht sich Autor Rafael Seligmann für Juden und Nichtjuden in Deutschland. Mit Blick auf den Gaza-Krieg mahnt er, auch diplomatisch weiter nach einer Lösung zu suchen

 18.09.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  18.09.2025

»Long Story Short«

Die Schwoopers

Lachen, weinen, glotzen: Die Serie von Raphael Bob-Waksberg ist ein unterhaltsamer Streaming-Marathon für alle, die nach den Feiertagen immer noch Lust auf jüdische Familie haben

von Katrin Richter  18.09.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 18. September bis zum 2. Oktober

 18.09.2025

Fußball

Mainz 05 und Ex-Spieler El Ghazi suchen gütliche Einigung

Das Arbeitsgericht Mainz hatte im vergangenen Juli die von Mainz 05 ausgesprochene Kündigung für unwirksam erklärt

 18.09.2025

Hochstapler

»Tinder Swindler« in Georgien verhaftet

Der aus der Netflix-Doku bekannte Shimon Hayut wurde auf Antrag von Interpol am Flughafen festgenommen

 18.09.2025