TV

Nackt unter Wölfen

Szene aus »Nackt unter Wölfen« Foto: MDR/UFA FICTION

Spürt ihr den Schmerz? Gewöhnt euch dran. Ihr seid ehrlos, wehrlos, rechtlos.» Mit diesen Sätzen treibt die SS neu angekommene Häftlinge ins KZ Buchenwald. Der Widerstandskämpfer Hans Pippig (hervorragend besetzt: Florian Stetter) wird nicht nur diese Sätze auszuhalten haben.

Unter der Regie von Philipp Kadelbach wird am 1. April in der ARD die Neuverfilmung Nackt unter Wölfen nach Motiven des Romans von Bruno Apitz ausgestrahlt. Das Drehbuch schrieb Stefan Kolditz. Es ist ein Film zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwald durch die US-Armee – und ein Film, den man gesehen haben sollte.

Kommunisten Die Geschichte um einen dreijährigen jüdischen Jungen, der in einem Koffer ins KZ geschmuggelt, von Hans Pippig entdeckt und von den Häftlingen trotz Hunger, Verrat und Folter gerettet wird, ist die Geschichte einer unvorstellbaren Kraft, die diese Männer, zumeist Kommunisten, entwickelt haben.

Die Zuschauer werden nicht geschont. Doch Folterszenen wurden nicht über Gebühr gedreht, obwohl es ganz ohne Gewalt natürlich nicht zugehen kann, wenn von der menschlichen Perversion in SS-Uniform erzählt wird. Was bedeutet die kostbare Zigarette, eingetauscht gegen einen Blick in eine Spiegelscherbe? Wie viel Kraft kostet das Teilen einer Kartoffel? Dazwischen, grell und nur Sekunden kurz, Erinnerungsfetzen Pippigs an Sonne, Wasser und seine schwangere Frau.

Kraft In diesen 100 Minuten ist es gelungen, die Menschlichkeit und Kraft mancher Lagerinsassen zu würdigen und doch mit einem veränderten historischen Blick die Situation im KZ Buchenwald zu sehen. Der Streit, ob das KZ am 11. April 1945 von Häftlingen oder von der US-Armee befreit wurde, bleibt ausreichend im Hintergrund. Der Film vermeidet zudem, jene zu verurteilen, die nicht stark bleiben konnten.

Nackt unter Wölfen ist ein mutiges Projekt. Denn es gab hinreichend Chancen, Menschen postum zu verletzen. Kadelbach und Kolditz konnten das vermeiden und gingen sehr behutsam mit der literarischen Vorlage um. Sie zeigen mit einem sehr guten Schauspielensemble, wie schmal der Grat zwischen Verrat und Würde ist. Der Film bleibt selbst am Schluss beklemmend. Trotz des geretteten Kindes, trotz der Befreiung Tausender. Pippig wird am Ende sagen: «Ihr habt uns alles genommen. Aber nicht, was wir sind.»

«Nackt unter Wölfen», Mittwoch, den 1. April, 20.15 Uhr, ARD

Bochum

Peter-Weiss-Preis geht an Regisseurin Yael Ronen

Die Preisträgerin nutze Kunst als Instrument gesellschaftlicher Aufklärung, erklärte die Jury

 30.10.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  30.10.2025

Hollywood

Gegenwind für Boykotteure

Wie anti-israelische Kampagnen die Filmindustrie in den USA spalten

von Jana Talke  30.10.2025

Kulturkolumne

Motty Goldman sei Dank!

Meine Mutter ist mir nicht mehr peinlich

von Maria Ossowski  30.10.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 30. Oktober bis zum 6. November

 30.10.2025

Ehrung

Demokratiepreis für Graphic Novel über Schoa-Überlebende

Die Schoa-Überlebenden Emmie Arbel gewährte Zeichnerin Barbara Yelin vier Jahre lang Einblicke in ihr Leben

 30.10.2025

Analyse

Psychiater Otto Kernberg: Dieses Symptom verbindet Trump und Putin

von Anita Hirschbeck  29.10.2025

Wittenberg

Judaistin kuratiert Bildungsort zur Schmähplastik

Die Darstellung der sogenannten »Judensau« an der Wittenberger Stadtkirche, der früheren Predigtkirche des Reformators Martin Luther (1483-1546), gehört in Deutschland zu den bekanntesten antisemitischen Darstellungen des Mittelalters

 29.10.2025

Meinung

DAVO: Feindbild und Ausschluss

Die Ausrichtung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient unter dem neuen Vorstand legitimiert antiisraelische, antizionistische und in der Konsequenz antisemitische Narrative

von Julia Bernstein  29.10.2025