»One Day in Life«

Musik im Boxring

Daniel Libeskind (v.r.) beim Konzert des Pianisten Pierre-Laurent Aimard im Frankfurter Boxcamp Gallus Foto: dpa

Futuristisch, zackig und seltsam schief: Mit seinen expressiven Bauten begeistert der amerikanische Architekt Daniel Libeskind Menschen rund um den Globus. Nun hat der ungewöhnliche Künstler mit der Aktion »One Day in Life« ein ebenso ungewöhnliches Projekt in Frankfurt am Main präsentiert: Am Wochenende brachte er einen ganzen Tag lang Frankfurt zum Klingen – mit 75 Konzerten an 18 Orten innerhalb von 24 Stunden, verteilt über die ganze Stadt.

Bereits lange im Voraus waren die allermeisten Konzerte ausverkauft. Von Samstag- bis Sonntagnachmittag war an verschiedenen Orten – vom Wolkenkratzer über ein Schwimmbad bis hin zum Bunker – Musik zu hören. Die aufgeführten Werke stammten aus verschiedenen Epochen und Stilrichtungen.

Großküche
»Ich habe versucht, den Geist dieser Stadt einzufangen«, sagte Libeskind, der vor seiner Karriere als Architekt selbst Musiker war. Die Besucher sollten nach seiner Vorstellung »den Großstadt-Organismus erspüren«. Die Tafelmusik des Barock-Komponisten Georg Philipp Telemann erklang zum Beispiel in einer Großküche. Karlheinz Stockhausens Frühwerk Gesang der Jünglinge im Feuerofen war in einer Feuerwehrstation zu hören, und Marin Marais’ (1656–1728) Darstellung einer Blasenoperation für Viola da Gamba und Stimme erklang in einem Operationssaal.

Den Auftakt von »One Day in Life« machte am Samstag Luigi Nonos Klangcollage Erinnere Dich, was sie Dir in Auschwitz angetan haben im Frankfurter Hochbunker. Mit dem Konzert wollte Libeskind die Besucher an das Schicksal der Frankfurter Juden erinnern, die während der Schoa von den Nazis vertrieben und ermordet wurden. Am Platz des Hochbunkers stand bis zu den Novemberpogromen 1938 eine große Synagoge. Im Zweiten Weltkrieg ließen die Nazis dort eine Schutzanlage bauen.

Der aus Polen stammende Libeskind gehört zu den bedeutendsten Architekten weltweit. Er baute unter anderem das Jüdische Museum in Berlin, das San Francisco Contemporary Jewish Museum und entwarf den Masterplan für den Wiederaufbau des World Trade Center in New York. Am 12. Mai wurde Libeskind, der in New York und Berlin lebt, 70 Jahre alt. ppe/ja

München

Filmemacher Michael Verhoeven ist tot

Mit kritischen Filmen über den Vietnamkrieg oder den Nationalsozialismus setzte der Filmemacher Akzente

 26.04.2024

Glosse

Ständig wird gestört

In Berlin stürmten erneut propalästinensische Kräfte in Anwesenheit der Kulturstaatsministerin die Bühne

von Michael Thaidigsmann  26.04.2024

Immanuel Kant

Aufklärer mit Ressentiments

Obwohl sein Antisemitismus bekannt war, hat in der jüdischen Religionsphilosophie der Moderne kein Autor mehr Wirkung entfaltet

von Christoph Schulte  26.04.2024

Karl Kraus

»Als ob man zum ersten und zum letzten Mal schriebe«

Zum 150. Geburtstag des großen Literaten und Satirikers

von Vladimir Vertlib  26.04.2024

Bonn

Beethoven-Haus zeigt Ausstellung zu Leonard Bernstein

Die lebenslange Beschäftigung des Ausnahmetalents mit Beethoven wird dokumentiert

 25.04.2024

Potsdam

Chronist der neuen Weiblichkeit

Das Museum Barberini zeigt Modiglianis Menschenbilder in neuem Licht

von Sigrid Hoff  25.04.2024

München

Ausstellung zeigt Münchner Juden im Porträt

Bilder von Franz von Lenbach und anderen sind zu sehen

 25.04.2024

Wien

Spätwerk von Gustav Klimt für 30 Millionen Euro versteigert

Der Künstler malte das »Bildnis Fräulein Lieser« kurz vor seinem Tod

 25.04.2024

Los Angeles

Barbra Streisand: Lovesong als Zeichen gegen Antisemitismus

Für die Serie »The Tattooist of Auschwitz« singt sie das Lied »Love Will Survive«

 25.04.2024