Filmindustrie

Mossads Mann in Hollywood

Arnon Milchan (M.) mit Brad Pitt und Angelina Jolie. Gut befreundet ist der Produzent und Mossad-Agent auch mit Schimon Peres. Foto: JA

Der Mossad war, wenn man so will, immer schon ein besonders hollywoodtauglicher Geheimdienst. Die israelische Auslandsaufklärung macht – gar nicht geheim – regelmäßig Schlagzeilen mit spektakulären Aktionen und hat schon manchen erfolgreichen Film inspiriert, von Steven Spielbergs München bis zu der Agentenklamotte Leg dich nicht mit Zohan an mit Adam Sandler in der Hauptrolle.

freund peres Dass der Mossad in der Filmmetropole nicht nur als Kinostoff präsent ist, legt jetzt die Geschichte von Arnon Milchan nahe. Der 66-jährige Filmproduzent, der seit den frühen 80er-Jahren für große Hollywoodstudios wie Warner Brothers und 20th Century Fox Kassenschlager wie Es war einmal in Amerika, Der Rosenkrieg und Pretty Woman machte und auf Premierenfotos regelmäßig mit Stars wie Angelina Jolie oder Naomi Watts schäkerte, stand seit Mitte der 80er-Jahre auch im Sold des israelischen Geheimdienstes.

Das schreiben Meir Doron und Joseph Gelman, beide nicht Film-, sondern Geheimdienstexperten, in ihrem vor einigen Wochen erschienenen Buch Confidential: The Life of Secret Agent Turned Hollywood Tycoon Arnon Milchan.

Demnach arbeitete Milchan, der ein persönlicher Freund von Israels Staatspräsident Schimon Peres ist, für den Mossad vor allem als Vermittler und Mann für »besondere Bedürfnisse«. Darunter müsse man sich, so die Buchautoren, vorstellen, dass Milchan als Undercover-Agent Auslandskonten für den Geheimdienst »überwacht« habe.

Neben dieser Tätigkeit als Geldwäscher habe der Filmproduzent vor allem als Strohmann für Geschäfte mit Waffen und Waffenbauteilen fungiert, die über seine Filmfirma geliefert wurden. Dabei ging es, behaupten die Autoren, unter anderem auch um Nuklearmaterial. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der jüdische Staat spätestens seit den 70er-Jahren über ein eigenes Atomwaffenarsenal verfügt. Und Milchans Freund Peres gilt als »Vater der israelischen Nuklearstreitmacht«.

»Patriot« Auch wenn das Buch von Arnon Milchan nicht persönlich autorisiert wurde, kann man davon ausgehen, dass sein Inhalt im Wesentlichen den Tatsachen entspricht. Außer mit vielen Bekannten Milchans sowie mit Schimon Peres haben die Autoren auch mehrere Gespräche mit dem Filmtycoon selbst geführt, aus denen sie in ihrem Werk zitieren.

In diesen Unterhaltungen bezeichnet sich Milchan als »Patriot« und betont, er habe von seinen Verbindungen zu höchsten politischen und geheimdienstlichen Kreisen finanziell nicht profitiert. Er hatte es auch nicht nötig: Milchan verfügt über ein Privatvermögen von über drei Milliarden US-Dollar.

In jedem Fall korrigiert der Fall Milchan jenes Bild des typischen Filmproduzenten, das viele Filmfans bis heute im Kopf haben: Danach sind Produzenten dröge Buchhaltertypen, die nur Geld verdienen wollen und denen jeder Sinn für Abenteuer und Romantik fehlt. Arnon Milchans Lebensgeschichte aber liest sich wie ein Thriller – James Bond in den Hügeln von Hollywood. Rüdiger Suchsland

Bonn

Bonner Museum gibt Gemälde an Erben jüdischer Besitzer zurück

Das Bild »Bäuerliches Frühstück« aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wird restituiert

 19.11.2025

Perspektive

Humor hilft

Über alles lachen – obwohl die Realität kein Witz ist? Unsere Autorin, die israelische Psychoanalytikerin Efrat Havron, meint: In einem Land wie Israel ist Ironie sogar überlebenswichtig

von Efrat Havron  19.11.2025

New York

Rekordpreis für »Bildnis Elisabeth Lederer« bei Auktion

Bei den New Yorker Herbstauktion ist wieder ein Rekord gepurzelt: Ein Klimt-Gemälde wird zum zweitteuersten je versteigerten Kunstwerk – und auch ein goldenes Klo wird für einen hohen Preis verkauft

von Christina Horsten  19.11.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Süchtig nach Ruhamas Essen oder Zaubern müsste man können

von Nicole Dreyfus  19.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  18.11.2025

Jubiläum

Eine faszinierende Erzählerin

Anna Seghersʼ Romane machten sie weltberühmt. In ihrer westdeutschen Heimat galt die Schriftstellerin aus Mainz jedoch lange Zeit fast als Unperson, denn nach 1945 hatte sie sich bewusst für den Osten entschieden

von Karsten Packeiser  18.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  18.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  18.11.2025

Literatur

John Irvings »Königin Esther«: Mythos oder Mensch?

Eigentlich wollte er keine langen Romane mehr schreiben. Jetzt kehrt er zurück mit einem Werk über jüdische Identität und Antisemitismus

von Taylan Gökalp  18.11.2025