Trauer

Moshe Gershuni ist tot

Moshe Gershuni (1936–2017) Foto: Givon Art Gallery Tel Aviv

Der israelische Künstler Moshe Gershuni ist tot. Wie die Online-Ausgabe der Zeitung »Haaretz« meldete, starb der Maler und Bildhauer am Sonntag im Alter von 80 Jahren.

Moshe Gershuni wurde 1936 in Tel Aviv geboren. Sein Vater Zvi Kuttner kam 1929 aus Polen nach Palästina. Sein Großvater hieß mit Vornamen Gershon – nach ihm gab sich Kuttner den hebräischen Familiennamen Gershuni.

neue nationalgalerie
Als Moshe Gershuni 19 war, starb sein Vater nach einem Verkehrsunfall. Der Sohn übernahm, so erzählte er später, dessen Felder mit Orangen- und Avocadobäumen. Aber schon damals »juckte es mich in den Fingern. Ich wollte Bildhauer werden«, sagte er der Jüdischen Allgemeinen 2014 in Tel Aviv – in dem Jahr, in dem die Neue Nationalgalerie Berlin mit der Ausstellung No Father No Mother Gershunis erste Werkschau im Ausland zeigte.

Gershuni studierte in Israel am Avni-Institut für Kunst und Design. Seine erste Einzelausstellung hatte er 1969 im Israel-Museum in Jerusalem. 1971 begann er, an der Bezalel-Akademie für Kunst in Jerusalem zu unterrichten, geriet jedoch bald in Konflikte mit der Leitung. 1980 vertrat er Israel gemeinsam mit dem Bildhauer Micha Ullman bei der Biennale in Venedig.

Israel-PReis 2003 wurde Gershuni mit dem renommierten Israel-Preis ausgezeichnet. Die Ehrung wurde ihm jedoch auf Geheiß der damaligen Kulturministerin Limor Livnat wieder entzogen, weil der Maler und Bildhauer sich weigerte, gemeinsam mit dem israelischen Regierungschef Ariel Scharon auf einer Bühne zu erscheinen. Gegen diese Entscheidung appellierte Gershuni erfolglos an das Oberste Gericht Israels. Die Jury hatte ihre Wahl unter anderem damit begründet, Gershuni sei »einer der originellsten bildenden Künstler in Israel«.

Der israelische Bildhauer Ullman nannte Gershuni »die Seele der israelischen Kunst – seine Kunst kommt eher aus seinen Eingeweiden als aus seinem Kopf«. Gershunis Werk sei »leidenschaftlich und kompromisslos« gewesen und habe Persönliches mit politischen Themen vermischt: »Seine Kunst war wie ein andauernder Schrei der Trauer über das, was hier passiert.«

Gershuni wurde seit 1980 von der Givon-Gallerie in Tel Aviv vertreten. Die Eigentümerin Naomi Givon sagte »Haaretz«, Trauer und Schmerz über den Verlust seien groß: »Wir können es immer noch nicht akzeptieren.« Gershuni hinterlässt einen Partner, Juan Garcia, drei Kinder und eine Schwester. Laut Haaretz soll Moshe Gershuni eingeäschert werden – es seien weder eine Beerdigung noch eine Schiwa (Trauerwoche) geplant.

Schweiz

Bührle-Sammlung behält Gauguin-Bild nach Vergleich mit Erben

Nach der Flucht aus Nazi-Deutschland mussten viele Juden Kunstbesitz unter Wert verkaufen, um ihr Leben zu finanzieren. Das hat bis heute Auswirkungen auf Kunstsammlungen - etwa in Zürich

von Christiane Oelrich  25.06.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  24.06.2025

Kolumne

Diasporajuden, löscht die Warn-App!

Was das jüdische Volk jetzt wirklich braucht: Wenigstens einer pro Familie sollte durchschlafen

von Ayala Goldmann  24.06.2025

Berlin

Ehrung für zwei Meister: »The Simon and Garfunkel Story« auf 18 deutschen Bühnen

Selbst Art Garfunkel selbst kennt die Show. Was hält er davon?

von Imanuel Marcus  24.06.2025

Berlin

»Manchmal war ich einfach nur erschöpft«

Schon als Kind war Scarlett Johansson von »Jurassic Park« begeistert. Nun erfüllt sich ihr Traum, selbst Teil des Franchise zu sein – doch die Dreharbeiten waren anstrengender als gedacht

 23.06.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Reif, reifer, Reifeprüfung: Warum ich jedes Jahr Abitur mache

von Nicole Dreyfus  22.06.2025

Lesen!

Menahem Pressler

Ein Jugendbuch schildert das Jahrhundertleben des jüdischen Pianisten

von Maria Ossowski  22.06.2025

Aufgegabelt

Schoko-Babka

Rezepte und Leckeres

 22.06.2025

Literatur

Die Kunst, das Opfer und die Ministerin

In seinem Schlüsselroman nimmt Jonathan Guggenberger den Antisemitismus im Kulturbetrieb aufs Korn

von Ralf Balke  22.06.2025