Unterm Strich

Moses im Ernst-Thälmann-Park

Ups, kleiner Irrtum in der Überschrift: Der Berliner Ernst-Thälmann-Park heißt seit mehr als 20 Jahren nicht mehr so, sondern nennt sich heute Volkspark Wuhlheide. Aber das mit Moses stimmt: Auf dem Gelände im Ortsteil Oberschöneweide (von Berlinern liebevoll »Schweineöde« genannt) wird Mosche Rabenu am kommenden Wochenende tatsächlich auftreten – als Hauptfigur eines Pop-Oratoriums mit dem Titel »Die Zehn Gebote«.

Elf Solisten, unterstützt von einem Chor aus 500 kirchlich engagierten Laien, werden auf der nach einer gern getrunkenen Biermarke benannten Kindl-Bühne die biblische Geschichte zu Gehör bringen, begleitet von einer Rockband und einem 40-köpfigen Sinfonieorchester.

schlager Uraufführung hatte das Spektakel (»Mehr als ein Konzert, mitreißender als Theater, spannender als Kino«) 2010 in Dortmund. Die Musik stammt von Dieter Falk, als Produzent der Gruppe »Pur« (»Abenteuerland«) ein ausgewiesener Fachmann für populäre Melodien.

Die Texte hat Michael Kunze verfasst, der schon für Udo Jürgens und Peter Alexander Erfolgstitel wie »Griechischer Wein« und »Die kleine Kneipe« geschrieben hat. Ganz im Geist solch beliebter Schlager lässt Kunze die Israeliten um das Goldene Kalb zu etwas holperigen Reimen tanzen: »Schluss mit Büßen und Bereuen/ Wir wollen uns freuen«.

Für Besucher, die mit der Originalvorlage des Musicals nicht vertraut sind, haben die Veranstalter eine kurze Zusammenfassung des »großen Stoffs der Weltliteratur« online gestellt: »Moses erhält von Gott den Auftrag, das Volk Israel aus der Knechtschaft ins verheißene Land zu führen. ... Am Schilfmeer kommt es zum großen Showdown.

Nach der Rettung erkennt Moses, dass nur Lebensregeln den Weg zur Freiheit ebnen können. Doch das Volk hat keine Geduld. Während Moses die Gebote von Gott erhält, wendet es sich von ihm ab und erschafft das Goldene Kalb. Aber Gott gibt seinem Volk eine zweite Chance, denn das größte Gebot ist: Liebe.«

lovestory Jaja, die Liebe: Die spielt, wie in jedem Musical, natürlich auch hier eine zentrale Rolle. Deshalb haben Falk und Kunze die Originalstory etwas aufgepeppt und stellen die Romanze zwischen Moses und seiner Gattin Zippora in den Mittelpunkt. »Tu, was dir das Herz befiehlt«, trällern die beiden im Duett.

Den Moses gibt dabei Michel Eisenburger, der in anderen Musicals bereits als Udo Lindenberg und Jesus Christus brilliert hat. Bahar Kizil von der Girlsgroup »Monrose« ist die Zippora. Auch Gott selbst tritt in Erscheinung. Zwar nicht als Bühnengestalt – bekanntlich soll man sich von IHM kein Bild machen –, aber als Soundeffekt vom Band mit der alkohol-und nikotingesättigten sonoren Stimme von Otto Sander.

Nach Hollywoodfilm, TV-Serien und Bilderbüchern jetzt also der Dekalog als Musical. Offenkundig sind die Zehn Gebote ein populärer Stoff. Bloß dran halten mag sich immer noch keiner.

Kunst

Das jüdische Sammlerpaar Bernstein brachte »die Franzosen« nach Berlin

Die Ausstellung »Berlin.Cosmopolite« in der Liebermann-Villa am Wannsee zeigt Werke aus der Sammlung von Felicie (1852-1908) und Carl (1842-1894) Bernstein

von Sigrid Hoff  23.05.2025

London

Terroranklage gegen Rapper von »Kneecap«

Weil er bei einem Konzert eine Hisbollah-Flagge gezeigt haben soll, wird ein Rapper der nordirischen Gruppe Kneecap angeklagt. Bei Instagram bezieht die Band nun Stellung

 22.05.2025

Terrorakt in Washington

Jüdischer Journalistenverband kritisiert ARD-Berichterstattung

Die Co-Vorsitzende des Verbands fordert mehr Sorgfalt im Umgang mit Sprache im Zusammenhang mit dem Attentat

 22.05.2025

ESC-Teilnehmer JJ

Im Ton vergriffen

Dem österreichischen Sänger tue es leid, »falls meine Worte missverstanden wurden«

 22.05.2025

ESC

JJ will ESC 2026 ohne Israel

Österreichs Sieger JJ setzt sich für einen Ausschluss Israels am ESC 2026 ein

 22.05.2025

Kunst

Verzweifelte Zwischenwesen

Das Berliner Bode-Museum zeigt Paul Klees Engel im Kontext von Kriegen

von Mirjam Vomberg  22.05.2025

Eurovision Song Contest

Stärker als gedacht

Kein Land der Welt steht so häufig am Pranger wie Israel. Doch kann es sein, dass der jüdische Staat abseits von Politik und Presse viel beliebter ist als angenommen?

von Nicole Dreyfus  22.05.2025

Kolumne

Von der Verheißung zum Manöver

»Sapad«, das russische Wort für Westen – Geschichte eines Bedeutungswandels vom Vorbild zum Feindbild

von Eugen El  21.05.2025

«Märzenschnee»

Auktion mit Pechstein-Gemälde aus Besitz von Walter Rathenau

Als Walter Rathenau 1909 eine Ausstellung besuchte, kaufte er ein Gemälde: »Märzenschnee« von Max Pechstein. Nun wird das Bild versteigert, das eine interessante Geschichte hat

 21.05.2025